Bratwurst auf Brot statt Pappteller

Das versteht das ESAF in Zug unter Nachhaltigkeit

ESAF-Stabstellenleiter Nachhaltigkeit Andreas Lustenberger (links) und seine Stellvertreter Stéphanie Vuichard und Silvan Durscher. (Bild: ESAF Zug)

Andreas Lustenberger ist der «grüne Mann» des «Eidgenössischen». Dass in einem Organisationskomitee ein Team sitzt, dass sich ausschliesslich der Nachhaltigkeit widmet, ist (noch) eine Seltenheit. Und doch gibt es in Punkto Geschirr und Becher noch Luft nach oben.

Das Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) Zug hat eine Stabsstelle eigens für die Nachhaltigkeit. Das war an bisherigen «Eidgenössischen» so nicht üblich und auch in den OK anderer Grossanlässe werden selten derart prominent «Nachhaltigkeitschefs» definiert.

Andreas Lustenberger ist der «grüne Mann» fürs ESAF in Zug. Doch macht er mit seinen Kameraden tatsächlich mehr für die Umwelt als andere Veranstalter oder ist es nur ein organisationspolitischer Trick?

OK-Präsident Heinz Tännler, der die Stabsstelle Nachhaltigkeit geschaffen hat, begründet deren Notwendigkeit wie folgt: «Um die zusätzlichen Belastungen für die Bevölkerung und die Umwelt möglichst tief zu halten und gleichzeitig eine hohe Zufriedenheit zu erreichen, wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die klare Ziele wie Wertschöpfung in der Region und eine zufriedene Zuger Bevölkerung definiert.» 

Augenmerk lag auf der Anreise

Lustenbergers Aufgabe als Stabstellenleiter Nachhaltigkeit war es, eine Strategie zu entwickeln und diese umzusetzen. «Dafür haben wir 25 Ziele gesetzt», sagt er. Die meisten davon seien ökologisch, es seien aber auch soziale und wirtschaftliche dabei.

Das Motto: «Zuerst vermeiden, dann wiederverwenden und zuletzt kompensieren.» Hauptaugenmerk wurde auf die Anreise gesetzt. Es soll möglichst vermieden werden, dass die Gäste mit dem Auto kommen, deshalb hat man das ÖV-Billet im Arena-Ticket inkludiert. Ausserdem wurde für zusätzliche Verbindungen gesorgt und die Parkplätze etwas teurer gemacht und nicht direkt beim Festgelände situiert (zentralplus berichtete).

18 Tonnen Papier sparen

Der Festführer sei auf ein Minimum reduziert worden. Insgesamt würden so 18 Tonnen Papier eingespart. «Am Ende ist es wichtig, dass man in allen Bereichen das Thema Nachhaltigkeit präsent hat», sagt Lustenberger. Das ESAF Zug habe deshalb auch für Sponsoren Vorschriften für Giveaways gemacht.

Nachdem am «Züri-Fäst» rund 250 Tonnen Abfall hinterlassen wurden, stellt sich die Frage, wie das in Zug verhindert wird. In Zug werden nur 300'000 Personen statt der 2,5 Millionen am Züri-Fäst erwartet. Trotzdem, Lustenberger braucht kein Prophet zu sein, um zu wissen: «Es wird Abfall geben.»

Spezialflasche statt Jeton

Man versuche aber, möglichst wenig Abfall zu produzieren. «Bier gibt es nur aus der Mehrweg-Glasflasche», so der Nachhaltigkeitschef. Diese hätten alle ein Depot, damit sie zurückgebracht werden. Weil das OK auf Jetons für das Pfand verzichten wollte, sind die Flaschenhälse speziell gestaltet worden, erklärt Lustenberger.

«Ich denke, die Klientel ist eine andere als jene am Züri-Fäst.»

Andreas Lustenberger, ESAF-OK und ALG-Kantonsrat

Somit können keine fremden Flaschen gegen Geld getauscht werden. Lediglich im Public-Viewing-Areal wird auf Glasflaschen verzichtet, weshalb – wie von EVZ-Matches gewohnt – auf wiederverwendbare Becher gesetzt wird.

Einwegbecher trüben das Bild

Trinkt man jedoch nicht Bier, sondern Kaffee oder Longdrinks, dann bekommt man Einwegbecher, und Mineral wird in Pet-Flaschen abgegeben. Was geschieht mit diesem Abfall? «Wir haben Recycling-Stationen, wie man sie beispielsweise vom Gurten-Open-Air kennt», so Lustenberger.

Dies sind drei mal drei Meter grosse Würfel, die wie die gewohnten Entsorgungsstellen beim Ökihof funktionieren. Alles könne säuberlich getrennt werden. Lustenberger weist an dieser Stelle auch auf die Ordentlichkeit des üblichen Schwingfans hin: «Ich denke, die Klientel ist eine andere als jene am Züri-Fäst.»

Echtes Geschirr für VIPs

Auch beim Essen wird mit Ausnahme des VIP-Bereiches und der Gabenbeiz, wo es richtiges Geschirr gibt, Einweggeschirr verwendet. Die Möglichkeit von Mehrwegbechern und -geschirr sei geprüft worden. Allerdings sei es fast unmöglich, vor Ort abzuwaschen, man hätte alles über Nacht nach beispielsweise Zürich und zurück fahren müssen.

«Das wären schätzungsweise 40 bis 50 Lastwagenfahrten gewesen, ich weiss nicht wie sinnvoll das gewesen wäre», so der Umweltmann. Dazu käme, dass das Gelände während des Betriebes schwer zugänglich ist und zwischen Samstag und Sonntag nur zwei Stunden Betriebspause herrscht.

Kompostierbare Becher

Man habe sich deshalb für Einweggeschirr entschieden. Mehrheitlich sei dieses aber von Naturesse und aus schnell nachwachsenden Rohstoffen sowie biologisch abbaubar. Kompostieren könne man diese Abfälle am ESAF aber nicht, weil man sonst Gefahr laufe, Plastik im Kompost zu haben.

«Die Bratwurst soll nicht auf einem Pappteller, sondern direkt auf dem Brot serviert werden.»

Andreas Lustenberger

Auch die Stände und Festzelte, die nicht vom ESAF-OK selbst betrieben werden, beziehen die Getränke über das ESAF. Folglich haben zum Beispiel alle das Bier aus den Mehrwegflaschen. Zudem habe man die Standbetreiber angewiesen, möglichst wenig Abfall zu produzieren.

«Dies etwa, indem die Bratwurst nicht auf einem Pappteller, sondern direkt auf dem Brot serviert wird», so Lustenberger. Beim Besteck werde nur das mitgegeben, was die Gäste brauchen, es sollen keine abgepackten Besteck-Sets verwendet werden. Auf diese Weise soll das ESAF trotz etwas Wegwerfgeschirr durchaus nachhaltig daherkommen.

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