Ausstellung in Luzern zum Löwendenkmal 21

Das Verborgene hinter dem sterbenden Löwen

Die Vernissage der Ausstellung «Die dunkle Seite des Löwen» war gut besucht (Bild: Helena Deck)

Die Ausstellung «Die dunkle Seite des Löwen» in der Kunsthalle Luzern bildet den Höhepunkt des mehrjährigen Projekts Löwendenkmal 21. Zwölf regionale, nationale und internationale Künstler nehmen Stellung zum Löwendenkmal, das sich in unmittelbarer Nähe zum Ausstellungsraum befindet. Ihre Werke sind häufig kritisch und sehr politisch.

Still liegt der in den Felsen gemeisselte Löwe, während sich vor ihm Touristen scharen. Der Löwe liegt im Sterben; die beliebte Sehenswürdigkeit eröffnet kritische Diskussionen in einem breiten Themenspektrum. Das Denkmal erinnert an die gefallenen Schweizer Gardisten, die beim Tuileriensturm während der Französischen Revolution in Paris umkamen. Das Löwendenkmal bildet die Ausgangslage für die Ausstellung «Die dunkle Seite des Löwen», die vor kurzem eröffnet wurde.

Das Löwendenkmal als Ausgangslage

Verschiedene Künstler haben die politische Seite des Löwendenkmals zum thematischen Inhalt gemacht. Sie greifen Themen wie das Söldnertum, die durch die Black-Lives-Matter-Bewegung neu entfachte Frage um die Legitimität von Denkmälern oder den Wildtierhandel auf.

Die Kuratorin Karin Mairitsch eröffnete die Ausstellung (Bild: Helena Deck und Dave Spinnler)

Betritt man die Ausstellung, stolpert man zuerst fast über mehrere im Raum verteilte Berge von Schutt. Der Schutt als «dystopische Paraphrase des Löwendenkmals», wie ihn die Künstler Jeremias Altmann und Andreas Tanzer bezeichnen, steht sinnbildlich für all das Unangenehme, das sich hinter der Touristenattraktion versteckt. Die Kunsthalle wird damit zur Höhle des Löwen, in die Licht gebracht wird und das Verborgene aufdeckt.

Grosse Vielfalt künstlerischer Darstellungsweisen

Rund um den Schutt sind acht weitere Kunstwerke angeordnet. Genutzt wurden verschiedene Medien wie die Fotografie oder die Malerei, den Film oder die Objektkunst. Die Vielfalt an Darstellungsmitteln prasselt auf die Sinne der Besucher ein, die sich zuerst Orientierung im Raum verschaffen müssen, um sich dann gezielt mit den einzelnen künstlerischen Positionen auseinanderzusetzen.

Claudia Schildknecht zeigt Fotografien und Videos zum Thema Wildtierhandel (Bild: Helena Deck und Dave Spinnler)

Ebenso vielfältig wie die eingesetzten Gestaltungsmittel sind die aufgegriffenen Themen. Bei einigen Werken ist der Bezug zum Denkmal offensichtlich. So zeigt eine Fotografie die Aktionskünstlerin Barbara Kiener, die auf einer Plattform im Brunnen vor dem Denkmal liegt. In einer Performance lag Barbara Kiener während 24 Stunden in der gleichen Haltung wie der Löwe vor der Sehenswürdigkeit, um den Stillstand der Flüchtlingspolitik auszudrücken.

Bei anderen Werken wird der Bezug zum Löwendenkmal erst durch die genaue Betrachtung und Analyse deutlich. Was verbindet die grossformatige Fotografie des Street Artists Paul Busk mit einem schlafenden Löwen? Und warum projizieren die Künstlerinnen Jeanne Jacob und Mirjam Ayla Zürcher Fragen zu Privilegien an eine Wand und machen damit auf Ungleichberechtigungen auf verschiedenen Ebenen aufmerksam?

Politische und gesellschaftskritische Kunst

Die Ausstellung «Die dunkle Seite des Löwen» bietet tiefgründiger, politischer und gesellschaftskritischer Kunst einen Platz. Diese Kunst ist anspruchsvoll, komplex und gleichzeitig bereichernd. Die Kunsthalle wird damit zu einem Raum, der kritisches Denken und Hinterfragen von Normen anregt.

Besucher werden beim Verlassen der Ausstellung aufgefordert, die freigesetzten Gedanken nochmals zu reflektieren und festzuhalten. «Sold – Was bist du bereit, für Geld zu tun?» steht auf der von Lexy Ottwald kreierten Jubiläumsmünze. Die Künstlerin hat 1'152 Münzen produzieren lassen. Jede Münze steht für einen Schweiz Söldner, der in den Tuileriensturm involviert war. Hat die Ausstellung einen dazu angestossen, eine Antwort auf die in die Münze eingeprägte Frage zu finden, darf ein Stück davon nach Hause genommen werden.

Rahmenprogramm

Die Ausstellung wird begleitet durch ein vielfältiges Rahmenprogramm, das sich an verschiedene Alters- und Interessengruppen richtet. Darunter sind eine Löwenmärchen-Lesung, eine Diskussion zur Involvierung der Schweiz in den Kolonialismus und eine Augmented Reality Experience, welche die Französische Revolution (fast) hautnah erlebbar macht.

Mehr zur Ausstellung und alle Daten findest Du in unserem Eventkalender.

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