Die Luzerner Fasnächtler sind nicht ganz bei Trost, das ist nicht neu. Sie basteln Stunden, Tage, Nächte, Wochen und scheuen keinen Aufwand, um ihre oft hirnrissigen Schnapsideen in die Tat umzusetzen. Das ist herrlich, unpraktisch und total wahnsinnig.
Liebe Fasnächtler, ihr seid nicht ganz richtig im Kopf. Nicht, weil ihr ein paar Träsch, Haubhaub oder Zwätschge zu viel intus habt, nein, weil ihr die unmöglichsten, unbequemsten, unpraktischsten und zugleich rüüdigsten Verkleidungen mit euch herumschleppt, die die Welt je gesehen hat. Viel zu gross, viel zu schwer oder einfach nur gaga. Warum tut ihr euch das an?
1. «Weil’s entspannt»
Auf den ersten Blick macht dieses Verkleidungs-Exemplar – sein Fasnachtsname sei «Heinz» – in Sachen Verkleidung alles richtig. Der «um die vierzig»-Jährige schläft und ruht sich aus, den ganzen Tag. «Die Fasnacht ist streng. Das kostet den Körper viel Substanz», sagt er und schüttelt sein Kissen zurecht.
Aus der Nähe betrachtet, muss das Bettgestell extrem schwer sein. «Nein, es geht schon irgendwie», sagt Heinz. Er habe jahrelange Erfahrung. «Das Gestell kann ich auseinandernehmen und in einem Wagen verstauen. Der steht dort hinten.» Das ist nicht ganz normal, oder? «Ja klar. Aber das ist Fasnacht.»
2. Weil’s mit Liebe zu tun hat
Umständlich wie nur etwas latschen diese vier Taucher über die Kapellbrücke. Sie brauchen gefühlte Stunden bis zum anderen Ende. Es gibt bestimmt Angenehmeres, als mit Flossen durchs Getümmel zu watscheln. «Ja, das ist sehr unpraktisch. Aber wir nehmen das in Kauf», sagt der eine – übrigens mit verdächtigem Ostschweizer Dialekt. «Ich bin jedes Jahr hier. Ich liebe die Luzerner Fasnacht.» Die Taucher seien alle um die 50. «Wir haben während zwei Monaten, jeweils am Feierabend und am Wochenende, gebastelt.»
3. «Damit wir im Gleichgewicht sind»
Der Herr links im Bild ist akrobatisch, aber auch sehr riskant unterwegs: Er geht auf Stelzen. Ist das nicht gefährlich? «Nein, überhaupt nicht», meint Elias (25), Mitglied der Wagenbaugruppe «Saunafäger». Er und seine Mitstreiter sind heuer als riesiger Zirkus unterwegs, mit Artisten, grossen Elefanten und ganz viel Hokuspokus. Elias trinkt nicht. «Ich bin der Einzige der Saunafäger, der keinen Tropfen Alkohol anrührt. So habe ich immer einen sicheren und festen Stand.»
4. Damit alles sauber bleibt …
Diese Strassenfegerin hat’s alles andere als leicht. Anne-Marie von der «Schlieretaler Putz-Equipe» kommt mit ihrem Kostüm an der Luzerner Fasnacht kaum vorwärts. Sie jammert: «Das sind ‹Säuniggle›. Die lassen hier überall ihren Seich liegen.» Sie sei zwischen 50 und 55 Jahre alt und langsam gehe ihr das körperlich an die Substanz. «Wo ist die Gewerkschaft, wenn man sie braucht …?»
5. Weil äääh … ja?
Dieser Anblick macht einen sprachlos. Meine Herren, zu dieser Tageszeit sind noch Kinder unterwegs!?! «Jaja, wir gehen gleich wieder rein», sagt Othmar (Mitte), der mit Remo (links) und Kudi (rechts) unterwegs ist.
Die drei gehören zur Kultur-Fasnachtsgruppe «X-tra». «Eigentlich sind wir zu neunt. Und wir haben auch Frauen dabei, mit ‹settige Apparät›», sagt Othmar (die Geste kann man sich vorstellen). Sie stehen Modell, in vollem Bewusstsein, dass das Bild hier sehr unvorteilhaft werden könnte: «Mach nur. Drunter sieht es noch viiiiel schlimmer aus.»
6. Damit man Druck ablassen kann
Tschusi, als Hydrant unterwegs, wurde kurz vor dieser Aufnahme von ein paar besoffenen Teenagern belästigt. Das fand der 46-Jährige gar nicht lustig. Wird ein Hydrant an der Fasnacht öfters «angeseicht»? «Ja, das kommt vor.» Bis jetzt sei aber alles glimpflich verlaufen und ihm sei alles in allem pudelwohl. Na, dann wünschen wir ihm viel Glück für die kommenden Tage.
7. Damit man vogelfrei sein kann
Diese schrägen Vögel müssen sich vor ihresgleichen fürchten. Sie heissen Michael und Rosemarie (beide 53) und sitzen herum und schauen friedlich in die Welt hinaus. Doch ihre Verkleidung birgt Gefahren. «Die Tauben sind gemein und haben es auf uns abgesehen. Hoffentlich sch… sie uns nicht zu», sagt Rosemarie. Bis jetzt seien sie aber glimpflich davongekommen. Und: «Die Federn halten uns schön warm.»
8. Weil betrunken …
«Mein Kostüm ist made by Hornbach», sagt dieser 32-Jährige unter der Egg. Seinen Namen will er nicht verraten. Verstehen wir, weil schon «mächtig betrunken». Das Mühsame an seiner Verkleidung sei, dass ihm immer jemand im Nacken sitze. Und auf der Toilette werde es kompliziert. «Aber je mehr Bier, desto erträglicher.»
9. Weil im Dienst …
Während sich die Jugend unter der Egg zudröhnt, haben diese zwei Herren an der Luzerner Fasnacht nur bedingt etwas zu lachen. «Ey, geile Verkleidung» – diesen Spruch hören sie öfter. «Ja, als Polizist im Dienst hat man es hier nicht leicht», sagt der Sicherheitsmann rechts im Bild. Schon dreimal seien sie aufs originelle Kostüm aufmerksam gemacht worden.
Das sei aber alles halb so wild. Es gehöre einfach dazu. «Solange es keine ernsten Auseinandersetzungen gibt, ist alles sehr humorvoll und friedlich.»
10. Weil die Zeit keine Rolle spielt
Und wer kommt auf die grandiose Idee, sich als Flipperkasten durch die Luzerner Gassen zu stossen? «Es sieht schwerer aus, als es ist», sagt der Mann im «Dark Sky». Wie schwer genau, könne er nicht sagen. Er sei bald 60, «und ich mache das noch, bis ich 80 bin.» Er sei bis jetzt «locker» durch die Rössligasse gekommen. «Ich komme immer voran.» Die Frage sei jeweils nur, wie schnell.
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Lesen Sie auch weitere Beiträge zur Luzerner Fasnacht in unserem Dossier. Dort sehen Sie die verschiedenen Artikel auf einen Blick. Haben Sie zum Beispiel schon mal etwas von «Intrigieren» gehört? Oder schon lange nicht mehr? Dann wird es höchste Zeit, diesen Artikel zu lesen.
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