Trainer René Weiler mischt die Karten neu

Das sind die Gewinner und Verlierer im FCL-Team

Simon Grether, Claudio Lustenberger und Francisco Rodriguez – Lustenberger und Rodriguez blicken auf harzige Zeiten zurück.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der 1:0-Sieg in St. Gallen kam wie gerufen. Der zweite Vollerfolg des FC Luzern in der Startphase zur neuen Saison hat René Weiler und seinen Spielern einiges an Erfolgsdruck von den Schultern genommen. Vor dem vierten Heimspiel gegen GC geben wir einen Überblick darüber, wessen Position unter dem neuen FCL-Trainer besser, respektive schlechter geworden ist.

Der in knapp zwei Wochen 45 Jahre alt werdende René Weiler ist der dritte Übungsleiter der Luzerner, seit der Klub in die letzte Saison gestartet ist.

Auch wenn sein Vorgänger Gerardo Seoane, mittlerweile Coach von Titelverteidiger YB, zwar im gleichen, aber defensiver ausgerichteten 4-2-3-1-System spielen liess, so haben sich in der personellen Präferenz doch ein paar Verschiebungen ergeben.

Die aktuelle Momentaufnahme bezieht sich auf Gewinner und Verlierer. Spieler, deren Situation sich nicht merklich verändert hat, finden keine Erwähnung.

Die Gewinner

Olivier Custodio (23), defensives Mittelfeld

Ein technisch beschlagener Spieler, der das Spiel gut lesen kann. Darum half der Romand, als die personelle Not zum Saisonstart akut war, gegen Xamax (0:2) gar in der zentralen Abwehr aus. Seine Spielweise mag Weiler offensichtlich, er will ihn zu einer tragenden Säule in «seinem» FCL machen.

Als Custodio im darauffolgenden Match in Thun (1:2) wegen eines Teileinrisses der Patellasehne vorzeitig runter musste und die nächsten beiden Meisterschaftsspiele gegen Lugano (4:2) und YB (2:3) nicht antreten konnte, war er bei nächstbester Gelegenheit in St. Gallen gleich wieder von Anfang an dabei. Das zeugt von einer hohen Wertschätzung des Trainers, weil sich Spieler im Regelfall erst wieder über Teileinsätze für einen Stammplatz aufdrängen müssen.

Ruben Vargas (20), linkes Mittelfeld

Der schweizerisch-dominikanische Doppelbürger aus Adligenswil ist schnell wie der Wind. Weiler ist wohl überzeugt davon, dass es Vargas auch in der höchsten Schweizer Spielklasse hinkriegt, Tempo mit Effizienz im Abschluss zu kombinieren.

In der U21 hat er das auch hingekriegt, darum begann sein Aufstieg beim FCL gegen Ende letzten Jahres. In den fünf Meisterschaftseinsätzen dieser Saison hat er noch immer keinen Treffer erzielt, aber immerhin zwei Tore vorbereitet.

Dass Vargas bei seinem Trainer hoch im Kurs steht, lässt sich daran erkennen, dass er zum Saisonstart gar im Sturmzentrum und auch schon im rechten Mittelfeld von Anfang an eingesetzt worden ist. Gegen GC wird er fehlen, weil er mit einer im Training zugezogenen Oberschenkel-Verletzung bis zu zwei Wochen aussetzen muss.

Steht bei seinem Trainer hoch im Kurs: Ruben Vargas.

Steht bei seinem Trainer hoch im Kurs: Ruben Vargas.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Filip Ugrinic (19), defensives Mittelfeld

Man muss nun wirklich kein Fussball-Experte sein, um zu erkennen, dass es Ugrinic in diesem Sport weit bringen kann. Er ist gross, kräftig, hat Übersicht und einen guten Distanzschuss. Kein Wunder, beeindruckte Ugrinic den neuen Übungsleiter.

Erst das letzte Meisterschaftsspiel bestritt der schweizerisch-serbische Doppelbürger nicht mehr über die volle Distanz, weil er Custodio weichen musste. Ugrinic nimmt das locker: «Wer unter der Woche besser trainiert, soll spielen.»

Ist es trotzdem eine Zeitenwende? Möglich. Denn Ugrinic neigt dazu, mit all seinem Talent sorglos umzugehen und zu viele Fehler und Ballverluste zu produzieren. «Das stimmt», gibt er ohne Umschweife zu. «Ich bin manchmal zu wenig aufmerksam, und bei der Angriffsauslösung nehme ich gerne Risiko. Daran hat nicht jeder Trainer Freude», weiss er.

In der letzten Rückrunde, als Seoane die FCL-Defensive mit zwei «Sechsern» stabilisierte, um zu einem bemerkenswerten Höhenflug anzusetzen, kam der offensiver orientierte Ugrinic bloss auf 136 Einsatzminuten. Vielleicht sind es mittlerweile auch Weiler ein paar Fehler zu viel geworden, zumal der FCL in der Ostschweiz zum ersten Mal überhaupt ohne Gegentor geblieben ist.

Die Verlierer

Francisco Rodriguez (22), linkes Mittelfeld

Der Start liess sich nicht mal so schlecht an, er ist einer von sechs Torschützen des FCL in der laufenden Meisterschaft. Aber seit dem dritten Match spielt der kleine Bruder von Milan- und Nati-Verteidiger Ricardo Rodriguez keine Rolle mehr im Dispositiv von René Weiler.

Er, der sich schon unter dessen Vorgängern Markus Babbel und Gerardo Seoane nicht durchsetzen konnte, steckt in einer veritablen Schaffenskrise. Dem einst verheissungsvollen Talent bescheinigte Weiler nach den ersten Wochen seiner Arbeit in Luzern, dass Rodriguez punkto Athletik und Zweikampfverhalten Defizite habe.

In der Tat hat er ihn nach den ersten beiden Meisterschaftsspielen nicht mehr eingesetzt, und nach drei Spielen auf der Ersatzbank macht es vorerst nicht den Anschein, dass Rodriguez in absehbarer Zukunft eine Hauptrolle einnehmen wird. Deshalb wird ein Transfer für den Techniker, der noch einen Vertrag mit dem FCL bis 2020 besitzt, zusehends sinnvoller und wahrscheinlicher. Und dies für beide Parteien – spätestens im nächsten Sommer.

Nach drei Spielen auf der Ersatzbank sieht es nicht danach aus, dass Rodriguez in absehbarer Zukunft eine Hauptrolle einnehmen wird.

Nach drei Spielen auf der Ersatzbank sieht es nicht danach aus, dass Rodriguez in absehbarer Zukunft eine Hauptrolle einnehmen wird.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Shkelqim Demhasaj (22), Mittelstürmer

Beisst er sich am dritten Vorgesetzten beim FCL die Zähne aus? Der vor Beginn der Saison 2017/18 von Schaffhausen verpflichtete Shkelqim Demhasaj hat sich in seiner ersten Super-League-Saison erst bei Babbel und dann bei Seoane durchsetzen können (6 Tore und 3 Assists in 32 Meisterschaftseinsätzen). Das gelingt nicht jedem, der von der Challenge League kommt.

Doch im zweiten Jahr harzt es. Der schweizerisch-kosovarische Doppelbürger, der sein Spiel über Wendig-, Beidfüssig- und Kaltschnäuzigkeit definiert, muss bei Weiler offensichtlich hintenanstehen. Und dies nicht erst seit der Verpflichtung des Nigerianers Blessing Eleke. Im ersten Spiel ist dem gelernten Mittelstürmer sogar Vargas im Sturmzentrum vorgezogen worden. Eine bittere Pille.

Weiler vertritt die Meinung, dass Demhasaj nicht robust genug sei, um sich in den Zweikämpfen durchsetzen zu können. Darum ist Eleke mittlerweile seine Nummer 1. Doch so schnell scheint der Verschmähte nicht aufzugeben. Zumindest statistisch weist er in der Meisterschaft (1), der Europa-League-Qualifikation (1) und im Cup (3) die besseren Werte als Eleke (1/0/2) auf.

Ein harziges zweites Jahr: Mittelstürmer Shkelqim Demhasaj muss bei René Weiler nun wohl hintenanstehen.

Ein harziges zweites Jahr: Mittelstürmer Shkelqim Demhasaj muss bei René Weiler nun wohl hintenanstehen.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Christian Schwegler (34), rechter Aussenverteidiger

Seine Rückkehr aus Salzburg zu seinem Stammverein vor einem Jahr scheint keine erfreuliche Geschichte mehr zu werden. Letzte Saison kam der Ettiswiler (Vertrag bis 2019) bloss auf zehn Einsätze und verpasste wegen einer Knieverletzung praktisch die gesamte Rückrunde.

So konnte der nach wie vor angeschlagen wirkende Routinier noch nie überzeugen, und nun erhält er mit Otar Kakabadze (23), dem in dieser Woche neu verpflichteten und gegen GC noch nicht spielberechtigten Georgier, Konkurrenz.

«Auf der rechten und linken Abwehrseite hatten wir keinen Perspektivspieler mehr, die Verträge der Routiniers laufen aus», sagt Weiler. Trainiert und spielt Schwegler ab sofort nicht besser als Kakabadze, wird er sich mit einem Platz auf der Ersatzbank abfinden müssen.

Claudio Lustenberger (31), linker Aussenverteidiger

Auch beim Captain spricht derzeit nicht mehr viel dafür, dass er noch eine gute und längerfristige Zukunft beim FCL (Vertrag bis 2019) haben wird. Lustenberger plagt sich seit Saisonbeginn mit einer hartnäckigen Schambeinentzündung herum, seine Rückkehr in den Meisterschaftsbetrieb ist nicht terminierbar.

Auch wenn der Routinier, der in seiner 13. Saison mit den Luzernern steht, positiv mit seiner schwierigen Situation umgeht, so rechnet Weiler nicht mehr mit ihm. Er erklärt: «Es ist eine Frage der Perspektive. Lustenberger muss den Ehrgeiz haben, sobald wie möglich zurückzukehren. Aber diese Verletzung ist nicht ohne. Als Trainer darf ich in der Planung aber nicht mehr auf ihn zählen.» Lustenbergers Weg zurück ins FCL-Team wird – wenn überhaupt – ein steiniger werden.

Seit Saisonbeginn plagt in eine hartnäckige Schambeinentzündung: Claudio Lustenberger.

Seit Saisonbeginn plagt ihn eine hartnäckige Schambeinentzündung: Claudio Lustenberger.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

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