Das Stadtzuger Stimmvolk hat entschieden

Das «Podium 41» ist gerettet

Die «gute Stube» darf bleiben. Jedenfalls für die kommenden vier Jahre. (Bild: mbe)

Das «Podium 41» ist für die nächsten vier Jahre im Trockenen. Das Stadtzuger Stimmvolk legte mit 70,5 Prozent ein sonnenklares «Ja» für den entsprechenden Betriebszuschuss in die Urne.

Die Stadtzuger Bevölkerung sagt mit 70,5 Prozent Ja zum jährlichen Betriebsbeitrag von 335’000 Franken für die kommenden vier Jahre. Das Referendum ist vom Tisch, und die Abstimmung ist sogleich ein Zugeständnis an die Existenzberechtigung des Lokals. Denn wäre der Beitrag nicht gesprochen worden, hätte das Podium 41 wohl dichtmachen können (zentral+ berichtete).

Der Widerstand gegen den Betrieb hat im Sommer dieses Jahres zu wachsen begonnen (zentral+ berichtete). Während der betreffenden Sitzung des Grossen Gemeinderates regten sich erste Gegenstimmen, die ein klares Bild zeichneten. Von einer «offenen Drogenszene» war die Rede, von «Gewalteskalationen» und Drogendeals (zentral+ berichtete). Nachdem der Betriebsbeitrag vom Gemeindeparlament genehmigt wurde, wehrten sich die Gegner, die SVP-Fraktion und einzelne FDP-Politiker mittels Referendum.

Und das erfolgreich. Ende Juli hatten die Podiums-Gegner die benötigten Unterschriften zusammen. Das Volk sollte über’s Podium entscheiden. Und das hat es nun, mit dem glasklaren Entscheid. 70,5 Prozent sagen Ja zum Podium. Die Stimmbeteiligung liegt bei 47,6 Prozent.

Keine Euphorie, aber Bestätigung

Euphorisch ist Karen Umbach nicht. Sie ist Co-Präsidentin des Pro-Komitees. «Im Prinzip ist das für uns nur die Bestätigung dafür, dass das Podium 41 so weitermachen darf wie bis jetzt. Dass es seinen Platz in Zug haben darf. Es ist aber auch ein Zugeständnis an die gute Arbeit, welche die GGZ dort leistet, auch zusammen mit der Polizei.»

«Ein Ja von über 60 Prozent wäre schon ein deutliches Zeichen gewesen. 70 Prozent, das ist ein grandioser Sieg.»

Urs Raschle, Zuger Stadtrat

Der zuständige Stadtrat Urs Raschle ist überrascht von der 70-Prozent-Mehrheit. «Ein Ja von über 60 Prozent wäre schon ein deutliches Zeichen gewesen. 70 Prozent, das ist ein grandioser Sieg und ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

Der ganze politische Rummel, der seit dem Sommer ums Podium entstand, ist aber gleichzeitig ein klares Zeichen dafür, dass dem Stadtrat genau auf die Finger geschaut wird. «Das ist auch gut so», findet Raschle. «Ich sehe mich als Vertreter des Volkes.» Und er habe das Gefühl, dass das Podium 41 im Sinn der Bevölkerung sei. Der Stadtrat ist überzeugt, «dass es einen Platz braucht für Menschen, die es nicht so gut haben im Leben».

Das Wort Randständige lässt er bewusst aus. Dennoch sei für Raschle auch klar, dass man die Problematiken, die sich abzeichnen, ernst nehmen müsse. «Es gab Leute, die waren dezidiert gegen das Podium 41. Diesem Anliegen muss man Rechnung tragen.»

Carl Uttiger, Geschäftsführer des Podium 41, ist sehr erleichtert. «Es war natürlich eine unangenehme Situation, dass unsere Mitarbeiter und Gäste nicht wussten, wie es ab Ende Jahr weitergehen wird. Darum ist das nun sehr schön, zu merken, dass man sehr viel Rückhalt aus der Gesellschaft hat.»

«Natürlich ist das eine Klatsche, das ist nicht abzustreiten.»

Rainer Leemann, FDP-Gemeinderat & Mitglied des Nein-Komitees

Und wie geht’s den Verlierern? Rainer Leemann vom Nein-Komitee scheint trotz Niederlage gut gelaunt. «Das Ja kommt für mich nicht überraschend. Aber natürlich ist das eine Klatsche, das ist nicht abzustreiten.» Zuerst war bei den Gegnern vor allem von der Problematik der «offenen Drogenszene» die Rede, irgendwann rückte der finanzielle Aspekt der Podiumsbeiträge in den Fokus. 

Gute Arbeit beiderseits

Blieben die Kontrahenten einfach zu wenig hart? «Es gibt bei dieser Thematik einfach mehrere Aspekte. Je nach Person wurde das eine oder andere stärker gewichtet.» Doch trotz Niederlage kann Leemann der Sache Positives abgewinnen. «Das Thema wurde eingehend diskutiert. Das ist wichtig. Ausserdem haben beide Komitees gute Arbeit geleistet.»

«70 Prozent Ja-Stimmen, das ist eine Riesenbestätigung für das Podium 41.»

Rainer Leemann, FDP-Gemeinderat & Mitglied des Nein-Komitees

Man habe grundsätzlich gemacht, was man konnte. Ausserdem sei es laut Leemann wichtig, dass man die Diskussion zum Podium 41 nach 20 Jahren wieder einmal aufgegriffen habe. Auch habe die Gegnerschaft ein Zeichen setzen können, zum Beweis, dass die Stadt Zug nicht einfach alles durchwinke. «Aber ja. 70 Prozent Ja-Stimmen, das ist eine Riesenbestätigung für das Podium 41.»

Ein runder Tisch wird einberufen

Nun sind die politischen Wogen geglättet. Vier Jahre ist das Podium 41 nun finanziell im Trockenen. Doch ganz weg von der Bühne ist das Thema trotz dem klaren Ja nicht. Der Stadtrat wird im kommenden Jahr einen runden Tisch einberufen. «Dort können alle einmal ihren Kropf leeren, ihre Anliegen vorbringen», so Urs Raschle. «Was daraus entstehen wird, ist noch nicht klar. Vielleicht kommen neue Ideen auf. Ich bin ein Fan von «out of the box»-Denken.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Martin Stuber
    Martin Stuber, 29.11.2015, 14:52 Uhr

    Dafür, dass wir in diesem Jahr Wahlen hatten und einige Abstimmungen – davon eine «anstrengende» (Stadttunnel) – finde ich die Stimmbeteiligung von fast 50% für ein einzelnes Thema bemerkenswert hoch! Das gibt dem Resultat eine hohe Legitimation und dürfte auch als Aussage gewertet werden, dass in Zug alle bevölkerungsschichten Platz haben müssen.
    Ebenfalls bemerkenswert, an die Adresse des Grossen Gemeinderates: dort war die Zustimmung mit etwas über 63% tiefer als im Volk.

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