Frölein Da Capo, «Die drei ???», Aeternam

Das Luzerner Kleintheater setzt auf Regionales

«Fetter Vetter & Oma Hommage» aus Luzern spannen mit «Die Faust Gottes» aus Bern zusammen. Nach der Premiere im Tojo in Bern kommt die Produktion ins Luzerner Kleintheater.

(Bild: zvg)

Das Luzerner Kleintheater startet in die nächste Saison. Dabei sucht die Leitung das Gute einmal mehr ganz nahe. Neben Verkaufsschlagern wie Ursus & Nadeschkin nimmt die Freie Szene ganz schön Platz im Programm ein – und im Haus.

«In der letztjährigen Jubiläumssaison kamen wir an unsere Grenzen», sagt Co-Leiterin Judith Rohrbach an der Präsentation der 51. Spielzeit. Sonja Eisl und Judith Rohrbach hatten in ihrem Programm viele Experimente gewagt. Davon werden sie auch weiterhin nicht abrücken, betonen sie.

Grosse Namen sind kein grosses Thema

Die grossen Namen der Kleinkunstszene werden bei der Präsentation der Saison ziemlich kleingeschrieben. Doch das reicht offenbar auch aus. Denn die exklusive Vorpremiere des neuen «Ursus & Nadeschkin»-Programms, die Premiere von Hazel Brugger und Uta Köbernick, Stiller Has, Mike Müller und Beat Schlatter lösen auch ohne grosses Zutun einen Ansturm aus.

Was den Co-Leiterinnen des Luzerner Kleintheaters aber offensichtlich am Herzen liegt, ist die lokale Freie Szene. «Unser Fokus bei den Co-Produktionen liegt in Luzern», erklärt Sonja Eisl. Und das wird bei einem Blick aufs Programm klar.

 

Frölein Da Capo zeigt mit ihrem neuen Programm, welche Talente noch in ihr schlummern.

Frölein Da Capo zeigt mit ihrem neuen Programm, welche Talente noch in ihr schlummern.

(Bild: zVg)

Aus der Region, für die Region

Den Auftakt macht Frölein Da Capo, das schweizweit berühmte Einfrauorchester aus Willisau. In ihrem neuen Programm wird sie auch ihr Talent als Illustratorin unter Beweis stellen.

Das einheimische Theater Aeternam bringt im März eine neue Produktion auf die Kleintheaterbühne. «Perplex» folgt auf «Bandscheibenvorfall» – ein Stück, welches im Kleintheater vergangene Saison den Zuschauerrekord der lokalen Produktionen gebrochen hat.

«Es ist so, dass die lokalen Gruppen richtig gut laufen.»
Judith Rohrbach, Co-Leiterin des Luzerner Kleintheaters

Doch nicht nur Aeternam, auch zahlreiche andere Produktionen werden im Kleintheater eröffnen. Die lokale Musikkünstlerin Isa Wiss könnte in der kommenden Saison beinahe als «artist in residence» bezeichnet werden, so die Co-Leiterinnen. In vier unterschiedlichen Formaten und Kombinationen wird Wiss auf der Bühne in der Neustadt zu sehen sein.

Der Luzerner Johnny Burn wird Premiere mit seinem neuen Programm feiern, Christof Wolfisberg, die Hälfte des einheimischen Duos «Ohne Rolf», ebenfalls. Samuel Zumbühl, Hans-Caspar Gattiker, Patric Gehrig und Martin Baumgartner lassen die Live-Hörspiele «Die drei ???» mit wilder Improvisation wieder aufleben.

 

Die Ko-Leitung des Luzerner Kleintheaters: Sonja Eisl und Judith Rohrbach.

Die Co-Leitung des Luzerner Kleintheaters: Sonja Eisl und Judith Rohrbach.

(Bild: zVg)

Probeort, Spielort, Partner

Für viele der Theater- und Musikschaffenden zählt das Kleintheater dabei nicht nur als Spielort. Besonders diesen Sommer habe das kleine Haus an der Hirschmattstrasse für viele Gruppen als Probelokal gedient. «Die unterschiedlichsten Gruppen haben sich in den vergangenen Wochen hier die Klinke in die Hand gegeben. Wir kamen kaum dazu, Inventar zu machen», so Rohrbach lachend.

Dass Eisl und Rohrbach weiter eng mit der lokalen Freien Szene zusammenarbeiten, liegt nicht nur an künstlerischen Vorlieben oder einem solidarischen Vernetzungsgedanken. Es lohnt sich für das kleine Haus an der Hirschmattstrasse, die Freie Szene, beispielsweise die Produktionen von Fetter Vetter & Oma Hommage, einzuladen.

«Es ist tatsächlich so, dass die lokalen Künstler und Gruppen mittlerweile richtig gut laufen», betont Rohrbach. Trotzdem will das Team offen bleiben. Das zeigen sie mit dem kontroversen Theaterstück «Sworn Virgin – Burnesha» von Forever Productions aus Zürich und Bern. Eine Gruppe um die Schauspielerin Albana Agaj. Mit dem Hauptthema darin – Gender – wird im Kleintheater auch ein Rahmenprogramm verbunden mit Film und Diskussion.

Theater Aeternam mit «Bandscheibenvorfall» im Kleintheater.

Theater Aeternam mit «Bandscheibenvorfall» im Kleintheater.

(Bild: zvg/Marco Sieber)

Festival und Fettnäpfchen

Das Kleintheater ist eigentlich ein klassisches Gastspielhaus. Viele Künstler sind nur kurz da, «das Programm ist sehr eng getaktet», so Eisl. «Deshalb wollten wir uns eine Insel schaffen, in der wir etwas aus dem Alltag der schnellen Wechsel ausbrechen können.»

«Es stehen ganz viele Fettnäpfchen bereit.»
Sonja Eisl, Co-Leiterin des Luzerner Kleintheaters

Diese Insel wird im Februar 2019 stattfinden – in Form eines Festivals. «Unfrisiert» wird es heissen. Und obwohl die Co-Leiterinnen lange damit haderten, sich mit der Ausrichtung eventuell in die Nesseln zu setzen, ist der Fokus nun klar. Die eingeladenen Produktionen, die geplanten Workshops und anderen Veranstaltungen werden sich dem Thema Behinderung und Beeinträchtigung widmen. Auf unterschiedlichste Arten.

Das bekannte Theater Hora macht den Anfang, weitere Ideen sind noch offen. Eine Art Blinde Kuh, eine Gehörlosen-Disco, Gebärdensprache-Workshops und Konzerte stehen zur Debatte. Das Thema könne in unterschiedlichste Richtungen geöffnet werden. «Aber es stehen auch ganz viele Fettnäpfchen bereit. Viele Tabus und Konflikte», so Eisl. Doch mit diesem Bewusstsein und ohne das Festival zu stark in eine Richtung zu «labeln», wollen es die beiden angehen.

Weiter in der Reihe

Die Reihe «Standup Philosophy!» habe sich stark etabliert, ein treues und breit gefächertes Stammpublikum aufgebaut und werde natürlich weitergeführt, betonen die Co-Leiterinnen auf lange Frist hinaus. So auch die Partnerschaften mit dem Luzerner Theater und t.Zentralschweiz, beispielsweise dem «Friendly Take Over». Ebenso mit dem Südpol. Doch dort stehen aufgrund der aktuellen Situation noch einige Punkte offen (zentralplus berichtete).

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