Zuger Stadträtin wird gerüffelt

Das Loreto-Schulhaus darf für rund 21 Millionen erweitert werden

Der geplante Trakt 7 des Schulhaus Loreto. Wo ist denn da der Keller?, fragten sich die Räte. (Bild: zvg)

Im Grossen Gemeinderat Zug wurde am Dienstagabend rege ausgeteilt. Unter anderem auch gegen die Bauchefin. Stein des Anstosses: eine nicht eingeplante Unterkellerung bei einem geplanten Schulhaus-Trakt im Loreto. Dass das Projekt ansonsten mit viel Wohlwollen aufgenommen wurde, ging zeitweise in der Empörung unter.

Philip C. Brunner deutet es in der Pause bereits an. «Dieses Loreto, das wird Diskussionen geben!» Er sollte recht behalten. Aber worum geht's überhaupt? Um das Traktandum 7 der Sitzung des Grossen Gemeinderats. Es geht um einen Investitionskredit für die Schulanlage Loreto in Zug, welche aus allen Nähten platzt und einer Erweiterung bedarf. Kostenpunkt: 19,8 Millionen. Damit soll der Schulraum für die städtische Oberstufe für mindestens zehn Jahre gesichert sein.

Im Sommer 2019 hat der Grosse Gemeinderat für den Wettbewerb und die Projektierung einen Projektierungskredit in der Höhe von rund 1,5 Millionen Franken gesprochen. Im Jahr 2019 und 2020 erfolgte der anonyme, einstufige Architekturwettbewerb für die notwendige Erweiterung der Schulanlage Loreto.

Der 1. Preis ging an das Zuger Architekturbüro Gauch & Schwartz GmbH, das in der Folge mit der Weiterbearbeitung des Projektes beauftragt wurde. Die Schulanlage Loreto soll durch zwei neue Gebäude, Trakt 6 und Trakt 7, erweitert werden. Dabei sollen sich im Trakt 6 hauptsächlich Räumlichkeiten für die schulische Nutzung befinden. Sieben Unterrichtszimmer soll er umfassen, dazu Gruppenräume, zwei Unterrichtszimmer mit Vorbereitungsräumen für das Fach Natur und Technik sowie einen Schülerarbeitsraum.

Ebenfalls kommen im Trakt für die Schule notwendige Lehrpersonen-, Vorbereitungs- und Besprechungszimmer sowie Räumlichkeiten für die schulische Heilpädagogik und zwei Büros für die Schulsozialarbeit unter.

Poesie für einen Schul-Trakt

Im Trakt 7 sollen sich ebenerdig zwei Einheiten für die schulergänzende Betreuung mit Aufenthalts- und Essraum, Küche, Garderobe und ein Büro befinden. Im oberen Geschoss sind zwei Einheiten für den Hauswirtschaftsunterricht mit Theorie-, Essraum und Schulküche eingeplant.

Soweit so gut. Den vorbereitenden Kommissionen sowie den einzelnen Gemeinderäten scheint das Projekt zu behagen. Besonders besagter Trakt 6 bezirzte – aus architektonischer Sicht – fast alle Gemeinderäte. «Der Neubau ordnet sich gut in die bestehenden Gebäude ein», formuliert es Mathias Wetzel von der FDP etwas trocken. Viel poetischer sagt es Sozialdemokrat Urs Bertschi, der findet, der Bau sei mediterran angehaucht und versprühe ein Ambiente, welches «dem heutigen Verständnis von Miteinander» entspreche.

Ähnlich sieht es die ALG. Ignaz Voser freut sich – seiner grünen Linie treu – zudem über die zahlreichen Bäume, die trotz geplantem Bau unberührt blieben.

Der geplante Trakt 6 des Schulhaus Loreto. (Bild: zvg)

Die Bauchefin musste – trotz Einsicht – einstecken

Die Loblieder gehen unter. Denn zwei Sätze im Bericht und Antrag des Stadtrats gefallen den Stadtparlamentarierinnen so gar nicht. «Der Trakt 7 kommt weitgehend ohne Untergeschoss aus. Nur der mittlere Bereich mit Technikraum und Lagerraum wird als Untergeschoss ausgebildet.»

Dass Bauchefin Eliane Birchmeier bereits zu Beginn der Debatte einlenkte und bekundete, dass sich eine Unterkellerung nun wohl doch einrichten liesse, tat der Empörung im Saal keinen Abbruch. Wie bitte, kein Untergeschoss, das man für Vereinstätigkeiten oder Kultur nutzen könnte? Obwohl es doch sonst zu wenig solcher Räumlichkeiten gebe? Diese noch einzuplanen, sei es zu spät, monierte die zuständige Stadträtin offenbar während der Kommissionsberatungen. «Die Verwaltung hält dagegen, dass jetzt der falsche Zeitpunkt sei, dies noch in das Projekt aufzunehmen. Dies hätte beim Wettbewerbsprogramm einfliessen sollen», liest man im Bericht der Bau- und Planungskommission.

850'000 Franken teurer? Kein Problem!

«Das ist ein schlimmer Schnitzer», fand nicht nur SVP-Rat Philip C. Brunner. «Dass man vor lauter Schulzimmern die Kultur nicht mehr sieht.» SP-Kollege Urs Bertschi hätte sich gerne eine aufgeschlossenere Bauchefin gewünscht und Benny Elsener von der Mitte, der selbst Dozent für Baukostenplanung ist, rechnete gleich aus, was eine Unterkellerung mit Tageslicht kosten würde. Nämlich zusätzliche 850'000 Franken.

Daraufhin passierte etwas, was sehr selten vorkommt im bunten GGR. Abgesehen von FDP-Rat Alexander Kyburz, der sich seiner Stimme enthielt und damit gemäss Gemeinderatspräsidentin Tabea Zimmermann «kommunistische Zustände verhinderte», sprachen sich alle Parlamentarier für den zusätzlichen Kredit aus.

In der Folge nahmen ausnahmslos alle anwesenden Politiker den Investitionskredit von neuerdings 20,65 Millionen Franken an, die Empörung war verflogen. Jedenfalls bis zur nächsten Debatte.

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