Make Luzerner Guetsli, not Plastikgüsel

Das Kaffeelöffeli zum Rühren – und Essen

Jung, gut gelaunt und innovativ: Mit essbaren Löffeli sagt Delicuillère unnötigem Aball den Kampf an. (Bild: zar)

Wie lässt sich unnötiger Güsel vermeiden und erst noch der Genuss steigern? Die Antwort eines Luzerner Schüler-Start-ups: Mit einem Kaffeelöffeli als Guetsli, bei dessen Produktion neuste Technologien zum Einsatz kommen.

«Wer möchte noch einen Kaffee?» Das Klassenzimmer im zweiten Obergeschoss der Luzerner Wirtschaftsmittelschule (WML) am Stadtluzerner Hirschengraben quittiert die Frage des eben eingetretenen Lehrers mit Schweigen. Und das, obschon Kaffee derzeit das grosse Thema jener sechs jungen Damen und Herren ist!

Sie tragen alle weisse Hemden, glattgebügelt wie Kinoleinwände, sind zwischen 16 und 18 Jahren alt, aus der Zentralschweiz und haben zusammen das Miniunternehmen Delicuillère gegründet. Und bei eben diesem gehts um Kaffee. Genauer um sein Beigemüse Löffeli und Guetsli. Denn das gibts bei Delicuillère gleich im Kombi-Angebot: als Guetsli in Löffeliform.

Eine süsse Einladung zum Käfele

Rühren und gleich mehrmals geniessen: den Kafi, das Guetsli und den Gedanken, die Umwelt zumindest ein wenig entlastet zu haben, weil kein Abfall und weniger Abwaschkosten anfallen. Auch wenn sich an diesem Mittwochnachmittag keiner der Jungunternehmer für einen Kafiplausch begeistern mag: Von ihrer Idee sind sie nach wie vor überzeugt.

Wie kommt das Produkt an? Das testen (von links) Jara Infanger, Lynn Wyss und Beda Lengwiler am Delicuillère-Stand am Weihnachtsmarkt in Ebikon. (Bild: zvg)

«Unser Projekt vereint Funktionalität und ökologische Aspekte – und schmeckt erst noch gut», erklärt CEO Jara Infanger. «Wer unser Produkt kauft, tut Löffeli für Löffeli nicht nur sich, sondern auch der Umwelt Gutes.» Geniessen mit gutem Gewissen, das ist laut Niels Dirken, technischer Direktor des Jungunternehmens, auch bei der Kundschaft des Ebikoner Weihnachtsmarkts angekommen. Dort seien ihre essbaren Löffeli auf reges Interesse gestossen. Von einer «charmanten Idee» sei oftmals die Rede gewesen. «Viele haben unsere Guetsli als Weihnachtsgeschenk gekauft, als Einladung zum Käfele», so Dirken.

Wenn Mittelschüler Unternehmerluft schnuppern

Schüler, die ihr eigenes Unternehmen aufbauen? Das zählt an der Wirtschaftsmittelschule Luzern zum Standardprogramm für alle Wirtschaftsmittelschüler im zweiten Schuljahr. «Es ist eine wertvolle Gelegenheit, in der Praxis anzuwenden, was man sich zuvor theoretisch angeeignet hat», erklärt Wirtschaftslehrer und Projektbetreuer Jörg Lustenberger.

Nebst Delicuillère sind in diesem Jahr 7 weitere Jungunternehmen gegründet worden. Bei vielen spielt der Umweltgedanke eine wichtige Rolle – obschon die Schüler völlig frei gewesen seien in ihrer Projektwahl, wie Lustenberger bekräftigt. Die Produkte der verschiedenen Mini-Unternehmen lassen sich am Mittwoch, 11. Dezember, am Hirschengraben 10, von 13.15 bis 17 Uhr begutachten. Dann nämlich findet im Fach- und Wirtschaftsmittelschulzentrum ein öffentlicher Weihnachtsmarkt statt.

Die lange Suche nach der perfekten Form

Von der ersten Idee bis zum nun ausgebackenen Kaffeelöffeli aus Mehl, Zucker, Eier, Salz und Co. sind nur wenige Monate vergangen. Die sind für die Wirtschaftsmittelschüler aber umso bewegter gewesen. «In kürzester Zeit haben wir unglaublich viel erreicht und gelernt», sagt Jara Infanger. Und immer wieder gab es Probleme, äh «Herausforderungen zu meistern». Besonders schwierig habe sich die Suche nach einer geeigneten Guetsliform erwiesen.

Konventionelle Formen aus Blech kosten schnell einmal 500 Franken und mehr. Ein Betrag, den die Miniunternehmer nicht in die Hand nehmen wollten. Abhilfe leistete letztlich das FabLab der Hochschule Technik & Architektur Luzern. Dort liessen sich die Jungunternehmer ihre Guetsli-Ausstechform kurzerhand vom 3D-Drucker ausspucken, für einen Bruchteil der Kosten.

High-Tech-Produkt – und doch preiswert: Guetsli-Form aus dem 3D-Drucker. (Bild: zvg)

Ebenfalls nicht ohne war die eigentliche Produktion. «1000 Guetsli zu backen, das dauert seine Zeit. Einige haben diese Arbeit wohl etwas unterschätzt», meint Josef Kreyenbühl von der gleichnamigen Bäckerei und Confiserie im Stadtluzerner Würzenbach. Er hat die Jungunternehmer nicht nur beraten, sondern ihnen seinen Betrieb zur Produktion zur Verfügung gestellt und gleich selbst Hand angelegt. Er habe halt eine soziale Ader, erklärt Kreyenbühl sein Engagement.

Abheben oder eingehen?

Einige Fragen haben die Delicuillère-Miniunternehmer allerdings: Werden sie alle gut 100 Guetslipackungen à 10 Löffeli verkaufen? Werden genügend Leute bereit sein, dafür knapp 8 Franken auszugeben? Wird sich ihre Präsenz an den verschiedenen Weihnachtsmärkten der Region auszahlen? Wird bald auch der Online-Verkauf über www.delicuiellere.ch anziehen?

Und nicht minder wichtig: Wird die Nachfrage so gross sein, dass aus dem Schulprojekt dereinst ein Unternehmen wird, das Ende Schuljahr nicht wie üblich eingeht, sondern weiterhin florieren wird? Das gilt es abzuwarten. Am besten bei Kaffee und Löffeliguetsli.

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