20-Jähriger wird jüngster Stadtzuger Gemeinderat

«Das ist nicht mein Kindheitstraum»

Ab diesem Sommer wird der zwanzigjährige Joshua Weiss das Nesthäkchen im Grossen Gemeinderat (GGR) der Stadt Zug sein. Dass mit Weiss ein echter Jungspund in den GGR einzieht, ist eine Überraschung. Als fünfter Ersatzkandidat hat auch er selber nicht damit gerechnet.

Mit Mathias Wetzel und Joshua Weiss rücken gleich zwei neue FDP-Politiker in den Grossen Gemeinderat der Stadt Zug nach. Weil Etienne Schumpf und Simon Rohrer aus unterschiedlichen Gründen ihr Amt abgeben, wurden die Ersatzkandidaten auf der Stadtzuger FDP-Liste gefordert (zentralplus berichtete).

Mathias Wetzel sagte als Erster zu. Die Plätze zwei bis vier wollten nicht antreten. So kam plötzlich Joshua Weiss (20) ins Gespräch. Er war die Nummer fünf gemäss Ersatzplatz-Ranking. Der Jungspund sagte zu und hat neu nebst dem Amt auch die Ehre, der jüngste Gemeinderat der Stadt Zug zu sein.

Kein Kindertraum

«Wenn ich sagen würde, ein Kindheitstraum sei wahr geworden, würde das nicht ganz der Wahrheit entsprechen», sagt Joshua Weiss. Er sei zwar in einer politischen Familie aufgewachsen, aber sein eigentliches Interesse am GGR sei durch einen Freund geweckt worden.

Nachdem es bei den Wahlen 2014 nicht geklappt habe, sei er enttäuscht gewesen, so der 20-Jährige. «Nun freue ich mich umso mehr, dass ich die Gelegenheit bekomme, im GGR mitzuwirken.» Er habe nicht damit gerechnet, bis zu den nächsten Wahlen nachrutschen zu können, da er an fünfter Stelle gestanden habe.

«Es könnte eine Herausforderung werden, dass mich alle Ratsmitglieder von Anfang an ernst nehmen.»
Joshua Weiss, FDP-Mitglied und bald Gemeinderat der Stadt Zug

Dass er jetzt doch zum Einsatz kommt und ab Sommer im GGR als Nesthäkchen mitwirken wird, bringt Weiss nicht aus der Ruhe. Ob er Druck verspüre, als Jüngster im Amt zu sein? «Ich würde es nicht als Druck beschreiben.» Es liege ganz in seinem Interesse, die Aufgabe so gut wie möglich zu erledigen, so Weiss, und er fügt an: «Es könnte aber eine Herausforderung werden, dass mich alle anderen Ratsmitglieder von Anfang an ernst nehmen. Dem stelle ich mich aber gerne.»

«Geht an die Urne!»

Joshua Weiss (FDP), jüngster Gemeinderat der Stadt Zug.

Joshua Weiss (FDP), jüngster Gemeinderat der Stadt Zug.

(Bild: FDP)

Seinen politischen Schwerpunkt sieht Weiss in der Vertretung der Zuger Jugend, konkret in der Unterstützung und Förderung der Vereinskultur. «Zudem möchte ich auch, dass mit den städtischen Finanzen sinn- und massvoll umgegangen wird.»

Ein grosses Anliegen sei ihm aber auch, das Politbewusstwein der Zuger Jugend zu stärken. «Jugendliche sind oft nicht zufrieden mit Themen und Abstimmungen, gehen dann aber doch nicht an die Urne.» Sein Ziel sei es, bei den jungen Zugern das Interesse an der Politik zu wecken, so Weiss.

Der FDP-Nachwuchs hat aber nicht nur Politik im Kopf. Er beginnt im September ein Jus-Studium an der Universität Fribourg. Bleibt neben dem Studium und dem neuen Amt überhaupt noch Zeit für Hobbys? Auch da lässt er sich nicht beeindrucken.

Er habe schon immer ziemlich viel los gehabt, sagt Weiss. «Aber alles, was ich tue, mache ich mit Freude und Engagement. Deshalb denke ich auch nicht, dass mir plötzlich die Zeit für Hobbys fehlen wird. Ich nehme sie mir einfach.»

Zuerst mal zuhören und zuschauen

Etienne Schumpf ist abtretender FDP-Gemeinderat. Wegen eines beruflich bedingten Auslandaufenthaltes muss er sein Amt abgeben. Er selber war damals auch jung, als er in den GGR gewählt wurde, und hat einen Tipp für seinen Kollegen: «Am besten hört und schaut er dem Betrieb im GGR anfangs mal gut zu. Dann soll er aber möglichst bald auch selber aktiv werden.»

«Ich kann mir gut vorstellen, wieder in die Politik einzusteigen.»
Etienne Schumpf, abtretender FDP-Gemeinderat

Etienne Schumpf (FDP) gibt sein Amt im GGR ab.

Etienne Schumpf (FDP) gibt sein Amt im GGR ab.

(Bild: pd)

Ihm selber habe die Arbeit im GGR «unglaublich viel» Spass bereitet, und es habe ihn immer wieder fasziniert, dass trotz heftiger Diskussionen Mehrheitsentscheide für das Wohl der Stadt gefunden werden konnten, so Schumpf.

Deswegen sei es auch nicht ausgeschlossen, dass er irgendwann sein politisches Comeback gebe. «In zwei, spätestens drei Jahren bin ich zurück. Dann kann ich mir gut vorstellen, wieder in die Politik einzusteigen», so Schumpf.

«Das ist nicht mein Kindheitstraum»
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1 Kommentar
  • Profilfoto von R.Freiermuth
    R.Freiermuth, 04.05.2016, 07:31 Uhr

    Toll, dass ein Junger Mann seinen Altersgenossen und Altersgenossinnen die Politik näher bringen will. Die Zukunft gehört bekanntlich den Jungen und die Junggebliebenen werden Joshua auch unterstützen.
    Was wir heute zu viel ausgeben sind die Gelder, welche unsere Jugend später ausgleichen muss. Demnach ist Joshua bei der richtigen Partei gelandet.

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