Die Zuger SP nach den Wahlen

«Das ist ein Warnsignal für uns»

«Wir müssen Leute aufbauen, die bekannt sind», sagt der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller. (Bild: wia)

Hartnäckig. So bezeichnet die Zuger SP-Präsidentin ihre Partei. Das muss sie auch sein, denn der Kanton Zug macht es den Sozialdemokraten tatsächlich nicht leicht. Die Resultate der Majorzwahl zeigen den Randparteien nun auf, dass neue Strategien benötigt werden.

In Zug haben es die Sozialdemokraten nicht leicht. Seit acht Jahren ist die SP nicht mehr in der Kantonsregierung vertreten, auch am Sonntag ist Christina Bürgi Dellsperger der Einzug in die Regierung nicht geglückt. Das bedeutet vier weitere Jahre keine SP in der Exekutive. 

Auch in den Zuger Gemeinderegierungen ist die SP eher schwach vertreten. Nur in den Gemeinden Hünenberg und Unterägeri halten SP-Mitglieder je einen Sitz, zudem wird der Zuger Stadtrat von Dolfi Müller präsidiert. In Walchwil muss der fünfte Gemeinderatssitz noch in einem zweiten Wahlgang besetzt werden. Dort besteht demnach noch die Möglichkeit eines SP-Sitzes. Der Steinhauser SP-Gemeinderat Marco Cervini ist nicht mehr zur Wahl angetreten. Deshalb hat die SP für die kommende Legislatur zwei Sitze verloren.

Die Zuger SP-Präsidentin Barbara Gysel empfindet die SP-Bilanz in den Gemeinden als durchzogen. Sie erklärt: «Von uns ist keine amtierende Person abgewählt worden. In der Stadt Zug legten wir als einzige Partei zu, in Walchwil schaffte es die neuantretende Kandidatin nicht, in Steinhausen traten wir nicht mehr selbst an, sondern unterstützten die Kandidatur von Andreas Hürlimann, der zu unserer Freude gewählt wurde und in zwei weiteren Gemeinden, in Hünenberg und Unterägeri, haben wir SP-Vertretungen im Gemeinderat.»

Nicht überall verliert die SP Sitze

Im Kantonsrat hat die SP bei den diesjährigen Wahlen ebenfalls einen Sitz eingebüsst zugunsten der Alternative–die Grünen. Demnach verfügt die SP noch über sieben Sitze, während die Alternative–die Grünen deren zehn haben.

Nicht überall im Kanton Zug stagniert die SP. Laut Dolfi Müller sei die SP bei den Wahlen in der Stadt Zug erfolgreich gewesen. «Wir sind die einzige Partei, die im Grossen Gemeinderat einen Sitz gewonnen hat mit Barbara Gysel. Das ist zwar ein marginaler Erfolg, aber in der Stadt haben wir eine gute Crew.»

Die Linken konkurrieren sich gegenseitig

Ein Einzelfall sei die Situation der SP in Zug laut dem Schwyzer Politologen Iwan Rickenbacher nicht: «Im Kanton Schwyz sind die Sozialdemokraten ebenfalls aus der Regierung ausgeschieden und stagnieren im Parlament. Das ist ähnlich wie in Zug. In Zug kommt dazu, dass die Konkurrenz durch die Grünen in erster Linie von der Linken selber gezahlt wird. Das zeigt sich darin, dass die bürgerlichen Parteien ihr Stimmenpotenzial behalten konnten.» Es sei den Linken in der Zentralschweiz nicht gelungen, ins bürgerliche Lager einzudringen. «In Städten wie Zürich, Bern oder Basel haben es die linken Kräfte in den Agglomerationen immer mehr geschafft, auch bürgerliche Kreise einzunehnen.»

Liegt die Schwierigkeit an Zug selber? Verunmöglichen die starken bürgerlichen Parteien einen Erfolg der Sozialdemokraten? Rickenbacher sagt dazu: « Eigentlich müsste ein Feld da sein für die SP, denn die Sonnenseite von Zug, das Steuerklima, der attraktive Wohnort und Wirtschaftsstandort wirft gleichzeitig Schattenseiten. Die hohen Mieten, die Schwierigkeit, Wohnungen zu finden und das teure Leben in Zug – aufgrund all dieser Schattenseiten wäre für die SP ein geeignetes Feld da, wo sie wirken könnte.»

Das Majorzsystem setzt den Randparteien zu

Das neu eingeführte Majorzsystem hat den Aussenparteien bei den Wahlen sichtlich zu schaffen gemacht. Sowohl die linken Parteien als auch die SVP haben Verluste eingefahren (zentral+ berichtete).

Das bestätigt auch der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller.

«Eintopfgerichte sind politisch nicht bekömmlich.»

Dolfi Müller, Zuger Stadtpräsident

«Bei den Gemeinden kommt das sehr pointiert raus, dass Parteien wie die SP oder auch die SVP ein ganz klares Profil brauchen um gewählt zu werden. Das ist bei den Mitteparteien weniger der Fall.» Cham und Risch seien Beispiele für die Gefahr, dass mit dem Majorz selbst in offenen, urbanen Gemeinden linke Parteien ganz rausgestrichen würden. «Das ist ein Warnsignal für uns. Das sind Resultate, die wir nie wollten. Eintopfgerichte sind politisch nicht bekömmlich», sagt Dolfi Müller.

Für ihn ist deshalb klar, dass die SP ihre Strategien anpassen muss. «Wir müssen Leute aufbauen, die bekannt sind, ein gutes politisches Vorleben und hohen Sympathiewert haben.» Hat es die SP bis jetzt verpasst, genügend solcher Persönlichkeiten aufzubauen.

Die SP hat ein «Bescheidenheitsproblem»

Müller dazu: «Die Personalstrategie der SP hätte man tatsächlich konsequenter durchziehen müssen. Dazu braucht es Leute, die nach vorne denken, die Lust an der Politik haben. Es gibt schon ein paar Leute, für die ich mich stark einsetze. Zari Dzaferi aus Baar oder auch Olivia Bühler aus Cham sind junge, sehr engagierte Menschen, und da gibt es noch andere.» Die SP habe diesbezüglich ein Bescheidenheitsproblem. «Niemand möchte die Nase zu stark in den Wind halten», so Müller.

Dass die SP ein klareres Profil brauche, vermutet auch Politologe Iwan Rickenbacher. Er sagt dazu: «Ein gewisser Trost ist jedoch, dass Politik immer stärker von nationalen Politikern abhängt. Dies aufgrund der elektronischen Medien. Das ist quasi eine Grosswetterlage, die einer regionalen Partei helfen kann, wieder aus dem Tief rauszukommen. Das bedingt aber, dass sich nationale Politiker nicht zu schade sind, in die Regionen hinauszugehen.»

 

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