IG Kultur gegen Zusammlegung von Luzerner Museen

«Das ist ein Fehlgriff, der sich rächen wird»

Urs Bugmann, Präsident IG Kultur, spricht an der Kundgebung gegen die Sparmassnahmen (Bild: pze).

(Bild: pze)

Kompletter Unfug ist für die IG Kultur der Plan des Luzerner Regierungsrat, das Naturmuseum und das Historische Museum zusammenzulegen, um 800’000 Franken zu sparen. Der Spareffekt könnte sich ins Gegenteil verkehren, die Schäden auf lange Sicht schwer wiegen, warnt die IG Kultur. Ihr Präsident Urs Bugmann spricht Klartext und erinnert an ein paar unbequeme Wahrheiten.

Der Kanton Luzern will die zwei kantonalen Museen, das Historische Museum und das Natur-Museum zu einem einzigen «Luzerner Museum für Natur und Gesellschaft» zusammenführen. Damit sollen 800 000 Franken jährlich eingespart werden. Standort und Ausformung sind noch unbestimmt.

Zunächst soll eine Machbarkeitsstudie die Möglichkeiten abklären, und im Sommer 2019 soll der Kantonsrat, der Ende März neu gewählt werden wird, über die Zukunft der beiden Häuser entscheiden. Die IG Kultur Luzern hat aber schon jetzt eine klare Meinung und nimmt zu den Plänen Stellung.

Erkennen wer wir sind und wo wir leben

«Museen sind keine Abstellkammern», schreibt Urs Bugmann, Literaturkritiker, Publizist und Präsident der IG Kultur. Sie seien Orte der Vermittlung und Auseinandersetzung. «Die beiden Museen, die der Kanton Luzern nach dem Wortlaut seines Kulturförderungsgesetzes von 1994 unterhält, das Historische Museum und das Natur- Museum, dienen der Vergewisserung über die Vergangenheit und Gegenwart und über den Lebensraum der Menschen.»

«Museen gehören unterhalten, gepflegt und ausgebaut.»

Urs Bugmann, IG Kultur

«Es sind Zeit- und Erkenntnismaschinen», so Bugmann, «die nicht nur Schülerinnen und Studenten Anschauung bieten, sondern der Öffentlichkeit über alle Altersgrenzen hinweg. Museen gehören nicht weggespart oder zusammengekürzt, sie gehören unterhalten, gepflegt und ausgebaut. Steigende Besucherzahlen belegen in den vergangenen Jahren das Interesse an den Angeboten, und wer die Museen besucht, erfährt lebendigen Umgang mit Zeit und Wissen.»

Sparen bei der Bildung ist töricht

Er ist überzeugt: «Umso rasanter Zeitenwandel und Veränderung, umso galoppierender Gefährdung und Zerstörung der Umwelt vor sich gehen, umso wichtiger wird Aufklärung und Reflexion im Laborfeld des Museums, das sich als eine Zeit- und Beobachtungsinsel anbietet.»

Die Regierung des Kantons Luzern habe sich die Museen als Sparobjekt vorgenommen, stellt Bugmann fest und urteilt: «Das ist ein Fehlgriff, der sich ebenso rächen wird wie Sparübungen im Bereich der Bildung, der Kultur und des Sozialen. Mag sein, dass sich damit kurzfristig nachrechenbare Ergebnisse erzielen lassen. Wer aber den Blick auch nur ein wenig über die Zahlentabellen und über den Schreibtischrand hinweghebt, wird erkennen, dass diesen Effekten auf Dauer Schäden gegenüberstehen, die so leicht und so bald und so billig nicht zu beheben sein werden.»

Was, wenn am Ende die Kosten höher ausfallen?

«Aus den zwei Museen soll eines werden», fährt Bugmann fort. «Die Sammlungen, so die Vorstellung, die der Politik gefallen wird, können eingelagert und bei Bedarf hervorgeholt werden, nicht mehr in einem festen Haus, sondern einmal hier, einmal dort: Die weltweite Migration hat auch die Luzerner Museen erfasst.»

«Die Rettung der Museen in ihrem Zurechtstutzen zu suchen, ist kleinmütig und ein Bärendienst an der Bevölkerung.»

Urs Bugmann, IG Kultur

«Gut möglich», glaubt der Präsident der IG Kultur, «dass die Machbarkeitsstudie, die dieses Modell überprüfen soll, zum Schluss kommt, dass auch die Migration ihren Preis hat und der Spareffekt sich in sein Gegenteil umkehrt. Die Rettung der Museen in ihrem Zurechtstutzen zu suchen, ist kleinmütig und ein Bärendienst nicht allein an den Museen, sondern noch weit mehr an der Bevölkerung, die um zwei wichtige Orte von Vergewisserung und Vermittlung gebracht wird.»

Was in Zeiten der Entwurzelung wichtig ist

Seine Meinung ist: «In Zeiten der Entwurzelung die sicht- und fassbaren Wurzeln aus dem Licht öffentlicher Wahrnehmung wegzusperren und ihnen nicht vielmehr Raum und Gegenwart zu gewähren, ist ein Missgriff, der sich fatal auswirken wird.»

Dieser Entwicklung fürfe nicht ohne Diskussion und Einwand zugesehen werden, findet Bugmann. «Dagegen gilt es Einspruch zu erheben und sich zu wehren.»  Auch hier gehe es «um Kopf oder Zahl, um die Menschen und ihre Bedürfnisse und Ansprüche gegen die Zahlen und ihre Attraktivität für die Politikerinnen und Politiker und ihre Pläne, die sich an den Starken orientieren und nicht an den Schwachen», wettert der Publizist.

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