Droht reichen Zentralschweizer Russen Ungemach?

Das ist die Oligarchen-Connection von Zug und Luzern

Reich und aus Russland: Auch Luzern und Zug warten mit einigen Oligarchen auf.

 

(Bild: Montage: lob)

Ab Donnerstag schauen anlässlich der Fussball-WM viele gebannt nach Russland. Dabei wäre es gar nicht schwer, auch in Zug und Luzern auf viel Russland zu stossen. Oder zumindest auf seine Oligarchen. Strafmassnahmen der USA könnten sich nun auf sie und damit indirekt auch auf die Region auswirken.

Diesen Frühling verhängten die USA Sanktionen gegen grosse Namen der russischen Geschäftswelt. «Russische Oligarchen und Eliten, die von einem korrupten System profitieren, werden nicht länger von den Konsequenzen ausgenommen sein, welche die destabilisierenden Aktivitäten ihrer Regierung nach sich ziehen», liess US-Finanzminister Steve Munchin verlauten. Mit den Aktivitäten waren etwa die Unterstützung des Assad-Regimes oder Versuche gemeint, auf Wahlen in westlichen Ländern Einfluss zu nehmen. Paradox, sollte die jetzige US-Regierung, wie vielfach behauptet, bei den amerikanischen Wahlen ebenfalls von russischen Störmassnahmen profitiert haben.

Drei von sieben Oligarchen haben Verbindungen in die Zentralschweiz

Sei es drum – nach ihrer Ankündigung froren die USA die Vermögen von sieben Oligarchen und deren US-Firmensitzen ein. Unter anderem die «Sonntagszeitung» machte darauf öffentlich, wie viele russische Krösusse Verbindungen in die Schweiz  haben. Nicht zuletzt nach Zug und Luzern, denn von drei milliardenschwerden Herren sind Spuren – oder besser gesagt,  Firmen – hier zu finden.

1. Viktor Vekselberg, 62

Der offiziell in Zug wohnhafte Vekselberg ist der dickste Fisch im Teich der Oligarchen mit Verbindungen zur Zentralschweiz. Mit einem Vermögen von über 13 Milliarden US-Dollars belegte er gemäss der «Bilanz» Platz acht auf der Skala der reichsten Schweizer, gleichzeitig ist er der reichste Zuger (zentralplus berichtete). Der 62-Jährige besitzt, oder besser besass, durch seine Firma Renova die Mehrheit an der Zürcher Firma Sulzer und ist an weiteren Unternehmen beteiligt. Um Sanktionen zu entgehen, übernahm Sulzer ein grösseres Aktienpaket.

2. Suleiman Kerimov, 52

Wer in Luzern lebt, dem dürfte dieser Name vielleicht ein Begriff sein: Die Kerimov-Foundation des 4,9 Milliarden Dollar schweren Russen mit Sitz in Luzern unterstützt unter anderem das Blue Balls Festival oder mit einer einmaligen Zahlung den Verein Film und Fernsehen Luzern-Zentralschweiz. Im Stiftungsrat sitzen die Luzerner Brüder Philipp und Alexander Studhalter. Philipp Studhalter ist als Verwaltungsratspräsident des FCL bekannt, Alexander Studhalter geriet diesen Frühling in die Schlagzeilen, weil er rund sieben Wochen in französischer Untersuchungshaft sass (zentralplus berichtete).

Zwei der insgesamt drei sanktionierten Oligarchen mit Verbindungen in die Zentralschweiz: Suleiman Kerimov (links) und Viktor Vekselberg.

Zwei der insgesamt drei sanktionierten Oligarchen mit Verbindungen in die Zentralschweiz: Suleiman Kerimov (links) und Viktor Vekselberg.

(Bild: Wikipedia/flickr.com)

Auslöser waren Ermittlungen wegen Verdachts auf Steuerbetrug und auf Geldwäscherei im Zusammenhang mit dem Kauf einer Villa in Cap d’Antibes. Studhalter wurde vom Untersuchungsrichteramt verdächtigt, die Liegenschaft als Strohmann für den russischen Oligarchen erworben zu haben. Studhalter wies die Vorwürfe immer zurück. «Suleiman Kerimow ist und bleibt ein Freund und Geschäftspartner», liess er verlauten (zentralplus berichtete).

3. Oleg Deripaska, 50

Der Dritte im Bunde – sein Vermögen wird auf 3,9 Milliarden Dollar geschätzt – weilt nicht in der Zentralschweiz, besitzt aber Tochterfirmen in Genf und Zug. Unter anderem wird in Zug das Marketing für Deripaskas Firma «Rusal» gemacht, welche die zweitgrösste Aluminiumherstellerin weltweit ist. Eng mit Rusal verbandelt ist auch Glencore-Chef Ivan Glasenberg, sass er doch bis zu den Sanktionen gemäss der «Sonntagszeitung» in deren Verwaltungsrat. Glasenberg gab das Mandat daraufhin ab – weiter gab das Baarer Rohstoff-Unternehmen bekannt, dass geplante Aktiendeals mit Rusal gestrichen worden seien.

Oleg Deripaska (links) zog auch Ivan Glasenberg (rechts) und Glencore in den Sanktionsstrudel.

Oleg Deripaska (links) zog auch Ivan Glasenberg (rechts) und Glencore in den Sanktionsstrudel.

(Bild: flickr.com/Financial Times)

Weitere prominente Russen auf der «Abschussliste»?

Freilich endet die Liste der in Luzern und Zug tätigen Oligarchen mit Verbindungen zu Mütterchen Russland nicht hier. Zu nennen wären zum Beispiel noch: Alexander Lebedev, seines Zeichens Besitzer des Hotels Gütsch und 1,1 Milliarden schwer. Weiter der Rohstoff-Investor Vladimir Iorich, der sowohl seinen Wohn- wie auch den Firmensitz in Zug hat.

Iorichs an der Gotthardstrasse gemeldete Firma «Pala» hat letzten Sommer gemäss «Cash» einen 150-Millionen-Fonds gegründet, um in bestimmte Metalle zu investieren, die bei einem Elektroauto-Boom gefragt sein sollen. «Pala Investment Limited», die dafür gegründete Firma, hat eine Zweigniederlassung an derselben Adresse. Eine «Pala Investment AG» wurde in der Vergangenheit liquidiert.

Lebedev und Iorich leisten auch Wiktor Raschnikow und Wjatscheslaw Kantor Gesellschaft, die es zusammen auf 12,7 Milliarden Dollar Vermögen bringen. Beide haben Tochterfirmen in Zug. Ausserdem besass der lange Zeit prorussische Ukrainer Dmitri Firtasch in Zug mit «Rosukrenergo» eine der grössten Gashandelsfirmen überhaupt. Inzwischen wurde diese aber liquidiert. Allen genannten Oligarchen könnte Ärger ins Haus stehen: Die US-Regierung habe anfangs Jahr eine erweiterte Liste mit Namen der 200 reichsten russischen Wirtschaftsführer erstellen lassen. Unter ihnen sind auch Lebedev und Co.: Weitere Strafmassnahmen könnten sich also indirekt auch weiter auf Luzern oder Zug auswirken.

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