Luzerner bauen Haus in Tansania

«Das ist Afrika, komm klar damit!»

Internationale Zusammenarbeit: Studenten der Hochschule Luzern haben gemeinsam mit angehenden Architekten aus Tansania in Ifakara ein Haus gebaut. (Bild: zvg)

Ein Haus in Afrika zu bauen, ist gar nicht so einfach. Das haben Luzerner Studenten am eigenen Leib erfahren. Dafür haben sie in einem Land, wo die Uhren anders ticken und vieles nicht funktioniert, ein paar spannende Erfahrungen gemacht.

Zehn Bachelor-Studenten der Hochschule Luzern – Technik & Architektur reisten diesen Sommer nach Tansania. Nicht etwa, um dort die Semesterferien zu geniessen – sondern um ein Haus zu bauen. Im Rahmen der diesjährigen Summer School haben sie in Ifakara, rund 400 Kilometer von der Hauptstadt Daressalam entfernt, innerhalb von zwei Wochen ein kleines, aber voll funktionstüchtiges Gebäude geplant, realisiert und eingeweiht.

«Lediglich letzte Dachabschlüsse und die Türen müssen noch gemacht werden», sagt Daniel Petrasinovic. Der Architektur-Student aus Littau war vor Ort mit dabei. Man habe mit sechs Studierenden aus Daressalam wie auch lokalen Handwerkern, Bauleitern und Künstlern zusammen gearbeitet. «Nebst der Grundlagenforschung haben wir viel über die lokale, klimagenerierte Bauweise gelernt.» Es sei ein sehr wertvoller Austausch gewesen, sagt der 24-Jährige begeistert.

Die Zusammenarbeit mit den einheimischen Studenten war für beide Seiten eine Bereicherung. (Bild: zvg)

Die Zusammenarbeit mit den einheimischen Studenten war für beide Seiten eine Bereicherung. (Bild: zvg)

Ziel sei es gewesen, ein einfaches Gebäude zu entwickeln, das innovativ mit den lokalen Ressourcen und dem tropischen Klima umgeht (siehe Bildergalerie). «In der Schweiz versucht man immer so viel Sonne ins Haus zu holen wie möglich», erklärt Petrasinovic. «Doch in Afrika gilt die Sonne gebäudeklimatisch betrachtet als etwas Schlechtes, man will so viel Schatten wie möglich, um sich zu schützen.»

Das entstandene Gebäude sei ein Unikat in der Umgebung, sagt der Student. Einziehen in die zwei Räume werden ein Lebensmittelladen und das Büro des lokalen Architekten Demetrus Kadungula, der während der Planungs- und Bauphase das «lokale Gegenüber» war. Die während der Summer School erarbeiteten Fertigkeiten wird er in Zukunft in der Kleinstadt Ifakara weitertragen.

Der lokale Architekt hat das Gebäude auch zum Teil mitfinanziert. Aber auch die Hochschule Luzern hat sich über das Budget und Drittmittel daran beteiligt. «Angesichts der dortigen Verhältnisse, könnte man sich ein solches Haus kaum leisten.» Die Bevölkerung sei sehr arm, müsse aber nicht hungern.

«Wir lebten in einem schönen Haus, doch kaum hat man den Campus verlassen, war alles anders.»
Daniel Petrasinovic, Student

Stromausfälle an der Tagesordnung

Während ihrer Zeit in Tansania waren die Studenten auf dem Campus des TTCIH (Tanzanian Training Centre for International Health) in Ifakara untergebracht. Das renommierte Forschungsinstitut hat auch Beziehungen zur Schweiz – daher sei der Standard der Unterkunft auch sehr gut gewesen. «Es war schon etwas grotesk», meint Petrasinovic. «Wir lebten in einem schönen Haus, doch kaum hat man den Campus verlassen, war alles anders.»

Die Strassen seien kaum gemacht gewesen, die Hausdächer einfach mit Wellblech oder Stroh versehen. Vieles sei ungeordnet gewesen und habe nicht funktioniert. Strom und Internet seien immer wieder ausgefallen. «Wenn man die Einheimischen darauf ansprach, hiess es immer ‹TIA›, this is Africa, komm klar damit.» Diese Einstellung habe ihm sehr gefallen. «Man lebt bescheiden und ist glücklich mit dem, was man hat.»

«Alles geht gemächlich zu und her, die Leute sind sehr langsam und lassen sich nicht stressen oder unter Druck setzen.»

Arbeitsmoral nicht wie in der Schweiz

Daniel Petrasinovic aus Luzern schätzte den Austausch mit den Tansanischen Studenten. (Bild: zvg)

Daniel Petrasinovic aus Luzern schätzte den Austausch mit den Tansanischen Studenten. (Bild: zvg)

Doch das waren nicht die einzigen Unterschiede zur Schweiz, die der Luzerner feststellen konnte. Auch die Arbeitsmoral der Handwerker sei anders als in der Schweiz. «Alles geht gemächlich zu und her, die Leute sind sehr langsam und lassen sich nicht stressen oder unter Druck setzen.»

Verspätungen von einer halben Stunde bei Terminen seien üblich. «Ausserdem sehen sie die Arbeit nicht, man muss ihnen alles sagen und stets ein Auge auf sie haben.» Auch seien sie schlechter ausgebildet als ihre Berufskollegen in der Schweiz.

Die Studenten von Daressalam hätten sie auf die Gepflogenheiten der Handwerker vorbereitet, aber auch darauf, dass man von Fremden in den Restaurants andere Preise als für Einheimische verlangt. «Die tansanischen Studenten gingen immer vor und klärten die Preise», lacht Petrasinovic. Danach sei der Rest nachgekommen.

Gastfreundschaft wird gross geschrieben

«Da wir mit Einheimischen unterwegs waren, habe ich mich nie unwohl gefühlt», meint er. Die Leute seien immer sehr respektvoll und gastfreundlich. «Teilweise war das sogar übertrieben», wie etwa am letzten Abend, als der lokale Architekt ein kleines Fest für die Studenten organisierte.

«Er hat extra Musiker engagiert und eine Wildsau geschlachtet.» Die Einheimischen durften sich das Essen jedoch erst nach ihnen holen, damit sie als Gäste auf jeden Fall satt wurden. «Da habe ich mich dann schon nicht ganz so gut gefühlt», sagt Petrasinovic.

«Es war eine tolle Erfahrung», schwärmt Petrasinovic, der im Anschluss an die Summer School noch drei Wochen durch Ostafrika reiste. «Das war definitiv nicht das letzte Mal, dass ich dort war.»                 

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Mehr Eindrücke von der Planung, dem Bau bis zur Einweihung des Gebäudes in Tansania finden Sie hier in unserer Bildergalerie:

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