Analyse zur Trainersuche des FC Luzern

Das heisse Spiel von FCL-Sportchef Meyer

Remo Meyer musste sich diesen Mittwoch kritische Fragen stellen lassen.

(Bild: les)

Ohne neuen Trainer startet der FC Luzern in die Saisonvorbereitung. Halb so schlimm, findet Sportchef Remo Meyer. Er will sich bei der Suche Zeit lassen. Doch damit betreibt er ein heisses Spiel.

Die sportliche Führung des FC Luzern, also Sportchef Remo Meyer, informierte diesen Mittwochnachmittag über die aktuelle Lage des Vereins. Harte Fakten lieferte er dabei nicht. Nach wie vor ist unklar, wer neuer FCL-Trainer wird – Gerüchte um mögliche Kandidaten wurden keine kommentiert. 

«Für uns ist nicht entscheidend, wann der neue Cheftrainer kommt», sagte Meyer. Er liess durchblicken, dass es bis zu einer Verpflichtung noch bis zu zwei Wochen dauern könnte. «Wichtig ist, dass wir den richtigen Mann nach Luzern holen.» Er sei in intensiven Gesprächen, dem Verwaltungsrat habe er jedoch noch keinen Vorschlag gemacht. Meyer schaue sich im In- und Ausland um. 

Zerfällt der FCL?

Das Umfeld des FCL gilt traditionell als sehr unruhig. In den Fan-Foren wird der offene Trainerposten heftig diskutiert. Etliche Namen werden in die Runde geworfen – darunter etwa Rapperswil-Trainer Urs Meier oder arbeitslose Trainer aus Deutschland. Doch der Trainer ist nur ein Puzzle-Stück: Wegen den Abgängen von Hekuran Kryeziu und Jonas Omlin ist die Unsicherheit bei den Fans sehr gross. Zerfällt der FCL? Fans fürchten sich davor, dass nach der hervorragenden Rückrunde in der neuen Saison der Absturz folgt.

Michael Silberbauer (links) und Michel Renggli leiten vorläufig das Training.

Michael Silberbauer (links) und Michel Renggli leiten vorläufig das Training.

(Bild: les)

Sportchef Remo Meyer steht von aussen also unter gehörigem Druck. Beim Trainingsauftakt zeigte er sich aber erstaunlich gelassen. Er betonte mehrfach, dass das Wer bei der Trainersuche wichtiger sei als das Wann. Diese Geduld ist löblich. Denn nur wenn bei Meyer alle Zweifel ausgeräumt sind, wird er auch hundertprozentig hinter dem Entscheid stehen können. 

Der neue Coach wird Rückendeckung brauchen. Die Fussstapfen und insbesondere die sportliche Bilanz, die Gerry Seoane hinterlassen hat, sind bemerkenswert. Der Punkteschnitt aus der Rückrunde wird kaum zu erreichen sein, scheitert der FCL in der Europa-League-Quali, startet die Saison bereits mit einer Enttäuschung.

FCL ist auch für Trainer ein Sprungbrett

Doch Remo Meyer darf nicht den Fehler machen, plötzlich übertrieben hohe Ansprüche zu stellen, denen kaum ein Trainer gerecht werden kann. Wirkt der Sportchef zögernd, kann dies negative Auswirkungen auf Vertragsverhandlungen haben. Wer unterschreibt schon einen Vertrag, wenn er nicht die volle Unterstützung seiner Vorgesetzten geniesst? Insofern ist das Zuwarten von Meyer durchaus ein Spiel mit dem Feuer. Geplatzte Verhandlungen und schlussendlich die Verpflichtung eines Trainers, der erst nur zweite Wahl war, wären ganz schlechte Signale.

Sowieso gilt zu beachten: Es ist illusorisch, dass der neue Trainer die Zukunft des FC Luzern über die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte prägen wird. Man hat bei Seoane gesehen, wie schnell erfolgreiche Leute nach einer noch besseren Perspektive lechzen. 

«Wir werden einen neuen Torhüter verpflichten.»

Remo Meyer, Sportchef

Sportchef Meyer hat bei der Trainersuche im Winter alles richtig gemacht. Auch damals machte er Gerry Seoane erst nach einigen Tagen zum Cheftrainer und führte mit weiteren Kandidaten Gespräche. «Wer damals auf der Shortlist war und noch verfügbar ist, ist auch jetzt wieder Thema», sagt Meyer. Wer es alles in die engere Auswahl schaffte, wurde auch damals nicht publik.

Man suche zwar keine Kopie des neuen YB-Trainers, doch den Weg, auf junge Spieler zu setzen, müsse der Neue fortsetzen. Dass bei Spielern, die erst in der Rückrunde den Durchbruch schafften, wegen des Trainer-Vakuums grosse Unsicherheit ausbricht, glaubt Meyer nicht. Er ist bemüht, Zuversicht auszustrahlen. Dass ihm die Medienarbeit nicht wirklich Freude bereitet, ist jedoch offensichtlich.

FCL will Torhüter verpflichten

Nichts überstürzen und ja keine Fehler machen, das scheint derzeit bei Meyer die Devise zu sein. Das gilt auch in der Torhüterfrage. «Wir werden einen neuen Torhüter verpflichten», sagt der Sportchef zwar. Auch ein Comeback von David Zibung schliesst er jedoch nicht aus. «Ich will mit dem neuen Trainer Rücksprache nehmen.»

Deswegen kommentiert er auch die Personalie Djordje Nikolic nicht. Ein interessanter Name, der durchaus zum Thema werden könnte. Der 21-jährige Keeper ist derzeit von Basel an Thun ausgeliehen. Offensichtlich wollte Meyer den Omlin-Transfer jedoch nicht mit einem Gegengeschäft verknüpfen. Auch zur kolportierten Ablösesumme von 1,2 Millionen für Jonas Omlin sagt Meyer nichts. «Der FC Basel hat unsere Forderungen erfüllt», lässt er sich zitieren.

Auch Captain Claudio Lustenberger stellt sich den Fragen der Journalisten. Er macht einen lockeren und gut erholten Eindruck. «Ich freue mich, dass es wieder losgeht», sagt er. Klar seien die Abgänge ein Verlust, aber so sei nun einmal das Geschäft. «Wir dürfen auch stolz sein, dass dank unseren guten Leistungen in der Rückrunde grössere Clubs auf uns aufmerksam wurden.»

Sowieso versucht Lustenberger, die positive Energie aus der Rückrunde in die Vorbereitung mitzunehmen. Vorerst stehen Lauf- und Krafttrainings im Vordergrund. Da sei es gar nicht so entscheidend, ob der neue Trainer an Bord sei, sagt der Linksverteidiger. «Wir wissen alle, dass wir uns körperlich optimal auf die neue Saison vorbereiten müssen.» Dies wird der neue Trainer kaum anders sehen. 

Captain Claudio Lustenberger erklärt, dass Abgänge zum Business dazugehören.

Captain Claudio Lustenberger erklärt, dass Abgänge zum Business dazugehören.

(Bild: les)

 

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