1. Playoff-Final: SC Bern – EV Zug 5:0

Das hatte sich der EV Zug ganz anders vorgestellt

Stand zu häufig im Zentrum des Geschehens: Zugs Torhüter  Tobias Stephan, hier mit Raphael Diaz und Lino Martschini gegen Berns Alain Berger.

(Bild: Daniel Christen / EQ Images)

Das Warten hat sich (noch) nicht gelohnt: Die erste Finalpartie seit 19 Jahren misslang den Zugern gründlich. Sie waren gegen den Titelverteidiger aus Bern in jeder Beziehung überfordert. Wollen sie in der Serie eine Chance haben, müssen sie sich deutlich steigern.

Ab dem ersten Bully-Einwurf gab der SC Bern den Tarif durch und setzte den Gast unter Dauerdruck. Nach etwas mehr als drei Minuten schlug sich die Überlegenheit erstmals auf dem Matchblatt nieder. Wer auf eine Verschnaufpause gehofft hatte, sollte sich täuschen. Die Berner hatten kein Erbarmen mit den Gästen und zerlegten sie in ihre Einzelteile.

Ebenso brutal wie sinnbildlich war das zweite Tor, als der 40-jährige Martin Plüss in Unterzahl mit der Energie eines 20-Jährigen drei Zuger beschäftigte und schliesslich sogar die Führung ausbauen konnte. Der Klassenunterschied war dermassen gross, dass die Berner die Zuger auch mit einem Mann weniger vorführen konnten.

Zug zu langsam

Angesichts des auch in dieser Höhe verdienten Kantersiegs fällt es schwer, einzelne Gründe für den Berner Startsieg hervorzuheben. In der Kurzfassung waren die Titelverteidiger in allen Belangen deutlich besser. Nur bringt diese Erkenntnis den Zugern im Hinblick auf die Fortsetzung der Serie nicht allzu viel. Werden wir deshalb etwas konkreter. Auffallend war vor allem, dass die Berner die Kolinstädter mit ihrem Tempo überfuhren. Sie liefen nicht Schlittschuh, sondern flogen regelrecht über das Eis. Sie spielten den Puck genauer und direkter, verliessen ihre eigene Zone im Nu, konnten den EVZ nach Belieben auskontern und verloren doch nie die defensive Ordnung.

Bern ohne Mühe im Spielaufbau

Die Zuger wiederum machten es dem Gegner insbesondere im ersten Drittel zu einfach, einen gepflegten Spielaufbau aufzuziehen und wurden immer wieder in die eigene Zone zurückgedrängt. Als sich das Team von Harold Kreis im zweiten Drittel endlich bemühte, die Initiative zu ergreifen und im offensiven Drittel mehr Druck aufzubauen, liefen sie dem Heimteam ins offene Messer. Die Berner konnten fortan ihr Lieblingsspiel spielen. Hinten abwarten und vorne eiskalt abschliessen. Dreimal erwischten sie die Zuger mit einem Konter. Von höchster Bedeutung für die Zuger wird es fortan sein, hinten kompakt zu stehen und den SCB von Beginn weg in seinem Spielaufbau zu stören.

Im eigenen Spielaufbau hatten die Zentralschweizer grosse Schwierigkeiten, das Berner Bollwerk in der neutralen Zone zu überwinden. Um mehr Chancen zu generieren müssen sie vermehrt über die Flügel angreifen und in den Ecken sowie hinter dem Tor mehr physische Präsenz markieren, mit mehr Intensität in die Zweikämpfe steigen und die Scheibe vor Genonis Tor bringen.

Überragender Arcobello

Ähnliche Zahnschmerzen dürfte Harold Kreis die individuelle Klasse von Topscorer Mark Arcobello bereiten. Der Center stach mit einem Hattrick aus einem starken Kollektiv heraus und schoss die Zuger praktisch im Alleingang ab. Die Linie des Amerikaners mit Moser und Ruefenacht war jener von McIntyre mit Zangger und Lammer deutlich überlegen. Der Coaching Staff muss sich überlegen, wie er die Kreise des Berner Topscorers effektiv einschränken kann. Eventuell geschieht dies, indem er eine ausschliesslich defensiv ausgerichtete Linie auf Arcobello ansetzt.

Aus Zuger Sicht positiv hervorzuheben sind zwei Dinge. Erstens erhalten sie bereits am Samstag die Chance, sich zu revanchieren. Gerade nach dieser klaren ersten Partie gibt es keine Ausreden – schlimmer als in der ersten Partie kann es definitiv nicht werden. Zweitens, so deutlich die Angelegenheit war: Auch dieser Sieg gibt dem SC Bern nur einen Punkt und mit einem Sieg am Samstag ist der EVZ bereits wieder auf Augenhöhe.

Bern – Zug 5:0 (2:0, 3:0, 0:0). – 17’031 Zuschauer (ausverkauft). – SR Eichmann/Kurmann, Castelli/Fluri. – Tore: 4. Arcobello (Moser, Rüfenacht) 1:0. 9. Plüss (Berger/Ausschluss Lasch!) 2:0. 22. Arcobello (Moser, Rüfenacht) 3:0. 25. Krueger (Lasch, Ebbett) 4:0. 38. Arcobello (Blum, Rüfenacht) 5:0. – Strafen: 4mal 2 Minuten gegen Bern, 9mal 2 Minuten gegen Zug. – PostFinance-Topskorer: Arcobello; Martschini.

Bern: Genoni; Jobin, Krueger; Untersander, Blum; Andersson, Gerber; Kamerzin; Hischier, Plüss, Scherwey; Lasch, Ebbett, Bodenmann; Rüfenacht, Arcobello, Moser; Berger, Gagnon, Müller; Randegger.

Zug: Stephan; Helbling, Grossmann; Diaz, Morant; Schlumpf, Alatalo; Erni; Senteler, Immonen, Klingberg; Zangger, McIntyre, Lammer; Martschini, Holden, Suri; Peter, Diem, Schnyder; Fohrler.

Bemerkungen: Bern ohne Reichert, Noreau (beide verletzt) und Garnett, Zug ohne Järvinen und Markkanen (alles überzählige Ausländer). Timeout Zug (25.). Pfostenschuss Rüfenacht (45.).

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