Opposition im Rischer Naherholungsgebiet

Das Grossprojekt Binzmühle: eine Mogelpackung?

Das Binzmühlegehöft in Risch: Die beiden Gebäude links sollen saniert werden, das Gebäude rechts im Bild ist ein Wohnhaus. (Bild: pbu)

Das Binzmühlegehöft in Risch muss saniert werden. Darüber ist man sich einig. Um das Ganze finanzieren zu können, möchte die Gemeinde allerdings Landreserven verkaufen und darauf ein neues Wohnquartier bauen. Das sei gar nicht nötig, finden die Grünen – und werfen der Gemeinde vor, die Bevölkerung hinters Licht zu führen.

«Das Fuder ist überladen» titelte jüngst die Grüne Partei Risch-Rotkreuz in einer Medienmitteilung – und meint damit das Gesamtprojekt Binzmühle. Beim gemeindlichen Vorhaben würde es sich in Wirklichkeit um mehrere Teilprojekte handeln, die nichts miteinander zu tun hätten und deren Verknüpfung nicht sachgerecht sei, so der Vorwurf der Partei.

Aber der Reihe nach: Der Rischer Gemeinderat hat die Bevölkerung zur Mitwirkung beim Gesamtprojekt Binzmühle aufgerufen. Der Plan sieht vor, das Areal des Hofes Binzmühle sowie dessen Umgebung aufzuwerten. Denn das Gehöft ist in einem schlechten Zustand. Eine Sanierung der historischen Bauten ist dringend nötig. Kostenpunkt: gut 10 Millionen Franken.

Neues Leben für die ehemalige Mühle

Die sanierten Räume beziehungsweise Wohnungen, die dann in den Altbauten des Hofes entstehen sollen, sind für die Vermietung auf dem freien Markt vorgesehen. Ausserdem ist geplant, im historischen Mühlegebäude einen «Treffpunkt Binzmühle» zu schaffen, der für die Öffentlichkeit, für Vereine und sonstige Interessierte zur Verfügung gestellt werden soll – inklusive Restaurant, geführt von einem Verein. So soll das Naherholungsgebiet aufgewertet und zu einem Treffpunkt für die Bevölkerung werden.

Rechts im Bild das Mittelhaus, links das Mühlegebäude. Beide Häuser sind schützenswert und sanierungsbedürftig.

Rechts im Bild das Mittelhaus, links das Mühlegebäude. Beide Häuser sind schützenswert und sanierungsbedürftig.

(Bild: pbu)

Das Mühlegebäude und das Mittelhaus aus der Froschperspektive.

Das Mühlegebäude und das Mittelhaus aus der Froschperspektive.

(Bild: pbu)

Bezüglich der Sanierung besteht eindeutiger Handlungsbedarf, da ist man sich parteiübergreifend einig. Zu lange schon habe man die Gebäude dem Zerfall überlassen. «Das Vorhaben ist ok, legitim und auch nötig», sagt Heinz Widmer, Präsident der Grünen. «Dieser Ansatz macht Sinn und bringt eine moderate Belebung», heisst es bei der CVP.

Ein Neubau für psychisch Kranke

Weiter ist vorgesehen, im Hofareal einen Neubau zu realisieren. Dieser soll eine ehemalige Scheune ersetzen und als Heim genutzt werden. Kostenpunkt: rund 3,7 Millionen Franken. Die Gemeinde möchte den geplanten Neubau der Zuger Stiftung Phönix für ein neues Wohnheim langfristig vermieten. Die Stiftung würde in den Studios 18 psychisch beeinträchtigte Menschen betreuen.

«Das Heim dient der Gemeinde, um dem Grossprojekt einen positiven Touch zu verleihen.»

Heinz Widmer, Präsident Grüne Risch-Rotkreuz

Das ist per se eine gute Sache, findet Widmer. Dass das Wohnheim gerade hier erbaut werden soll, stösst bei ihm allerdings nicht auf Gegenliebe. «Die Stiftung Phönix wird missbraucht. Das Heim dient der Gemeinde, um dem Grossprojekt einen positiven Touch zu verleihen.» Was dem Parteipräsidenten besonders sauer aufstösst, ist die Tatsache, dass das Binzmühleareal vom Landwirtschaftsland in Bauland eingezont werden muss, damit sich der Neubau realisieren liesse.

Auf der Wiese im Vordergrund stand einst eine Scheune. Hier soll ein Wohnheim für die Stiftung Phönix entstehen. In der Remise (ganz rechts im Bild) sind Parkplätze für die künftigen Mieter sowie Lagerräume für die Vereine vorgesehen.

Auf der Wiese im Vordergrund stand einst eine Scheune. Hier soll ein Wohnheim für die Stiftung Phönix entstehen. In der Remise (ganz rechts im Bild) sind Parkplätze für die künftigen Mieter sowie Lagerräume für die Vereine vorgesehen.

(Bild: pbu)

Investor soll neues Wohnquartier bauen

Dasselbe gilt auch für die Umzonung der grossen Wiese beim Allrütiweg, die in unmittelbarer Nähe des Gehöfts liegt. Damit wären wir beim Hauptkritikpunkt der Grünen. Der Gemeinderat beabsichtigt nämlich, ein Landstück von rund 12’500 Quadratmetern Grösse in eine neue Wohnzone Binzmühle umzuzonen. Der Verkauf des Gemeindelandes an einen Investor soll gut 15 Millionen Franken abwerfen und die Finanzierung der Sanierungs- und Neubauarbeiten sichern.

«Der Gemeinde geht es letztlich nur darum, den Verkauf des Landstücks zu legitimieren.»

Heinz Widmer, Grüne

«Diese Wiese hat noch nie Binzmühle geheissen», betont Heinz Widmer. «Der Gemeinde geht es letztlich nur darum, den Verkauf dieses Landstücks zu legitimieren. Die anderen Projekte auf dem Binzmühleareal haben damit grundsätzlich nichts zu tun. Es gibt keinen Grund, das Land zu verkaufen.» Die Binzmühleprojekte, so der Vorwurf der Grünen, diene also letztlich nur dem übergeordneten Vorhaben der Gemeinde, die Wiese zu überbauen.

Heinz Widmer, Parteipräsident der Grünen Risch-Rotkreuz. Er lehnt die Umzonung des Gemeindelandes in eine Wohnzone entschieden ab.

Heinz Widmer, Parteipräsident der Grünen Risch-Rotkreuz. Er lehnt die Umzonung des Gemeindelandes in eine Wohnzone entschieden ab.

(Bild: pbu)

Dieses Gelände ist lediglich über eine schmale Strasse erreichbar, die durch ein Familienquartier führt. Eine solche Grossüberbauung ohne adäquate Erschliessung würde zu vielen gefährlichen Situationen führen, mahnt Widmer. «Dies wäre eine Zumutung für alle Bewohner des Quartiers.» Zudem ist der Grüne Politiker überzeugt, dass Risch die Sanierung eines Bauernhofes sicherlich ohne die Liquidierung von Landreserven bewältigen könnte.

Eben nicht, findet dagegen die CVP. Im Kontext der sich anbahnenden schwierigen Finanzlage (kantonales Entlastungspaket, Eurokurs-Problematik, USR III und so weiter) müsse dem Aspekt gesunde Gemeindefinanzen hohe Bedeutung beigemessen werden. «Das Projekt Sanierung Binzmühle und Neubau ist isoliert betrachtet kaum realisierbar», teilt die Partei mit.

Die Landwirtschaftswiese beim Allrütiweg. Dieses Gemeindeland soll verkauft werden, um damit die Sanierungs- und Neubauarbeiten auf dem Binzmühlegehöft zu finanzieren.

Die Landwirtschaftswiese beim Allrütiweg. Dieses Gemeindeland soll verkauft werden, um damit die Sanierungs- und Neubauarbeiten auf dem Binzmühlegehöft zu finanzieren.

(Bild: pbu)

Die Landwirtschaftswiese beim Allrütiweg aus einer anderen Perspektive.

Die Landwirtschaftswiese beim Allrütiweg aus einer anderen Perspektive.

(Bild: pbu)

Eine Mogelpackung?

Die Grünen sind unzufrieden. Eigentlich habe man von der Gemeinde einen Sanierungsvorschlag des Binzmühlegehöfts erwartet. Doch der Gemeinderat präsentiere nun ein unüberschaubares Grosspaket mit Ein- und Umzonungen. Widmer spricht klar von einem Täuschungsmanöver: «Es wird der Bevölkerung suggeriert, eine Sanierung der Binzmühle wäre nur mit diesem überladenen Gesamtpaket zu haben. Aber das stimmt so nicht.»

Die Grünen stehen mit ihrer kritischen Haltung allerdings etwas alleine da. Andere Parteien – allen voran die CVP – sprechen sich für das Gesamtprojekt aus. «Damit kann einerseits der Landwert im gemeindlichen Interesse enorm gesteigert werden. Andererseits muss man bedenken, dass sich die Raumplanungspolitik in ständigem Fluss befindet. So ist die Gemeinde gut beraten, diesen Schritt im heutigen Umfeld zu vollziehen, bevor neue Spielregeln dies später allenfalls verunmöglichen», schreiben die Christdemokraten in einer Stellungnahme.

Der Rischer Gemeinderat gibt sich zur Sache vorerst bedeckt. «Wir werden die einzelnen Stimmen aus dem Mitwirkungsprojekt sammeln, diese eingehend besprechen und in absehbarer Zeit offiziell Stellung dazu nehmen», sagt Bauchef Ruedi Knüsel auf Anfrage. Wenn alles nach Plan verläuft, soll das Geschäft im November dieses Jahres in der Gemeindeversammlung behandelt werden.

Der Zonenplan des Gesamtprojekts. Die rosarote Fläche markiert das Binzmühlegehöft, die graue Fläche (BsV1) kennzeichnet das Gemeindeland, auf welchem eine Wohnzone entstehen soll.

Der Zonenplan des Gesamtprojekts. Die rosarote Fläche markiert das Binzmühlegehöft, die graue Fläche (BsV1) kennzeichnet das Gemeindeland, auf welchem eine Wohnzone entstehen soll.

(Bild: zvg)

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