Das Ende eines Zuger Gashändlers

Die Neuordnung des Gasgeschäfts zwischen Russland und der Ukraine hat auch Folgen in der Schweiz: Die berüchtigte Zuger Gashandelsfirma Rosukrenergo wird liquidiert. Das berichtet der «Tages Anzeiger» in seiner heutigen Ausgabe.

Er war der Stargast der Veranstaltung: Begleitet von Bodyguards, bedrängt von Journalisten, umringt von westlichen Investoren – so trat Oligarch Dmitri Firtasch, einer der reichsten Männer der Ukraine, diese Woche bei der Podiumsdiskussion «Die Ukraine in Europa» in der Wiener Hofburg auf. Am Podium sprach Firtasch über die Zukunft seiner Heimat, die seiner Meinung nach nur durch Dialog zwischen Europa und Russland gesichert werden könne. Das berichtet der «Tages Anzeiger».

Danach aber bestätigte er dass er sich gerade von einem bedeutenden Teil seiner Vergangenheit trennt: Ja, die in Zug registrierte Gashandelsfirma Rosukrenergo werde aufgelöst. Das Unternehmen habe seine Aufgabe erfüllt, «wir sehen keinen Sinn darin, es weiterzuführen». Schulden gebe es keine, «im Gegenteil: Wir sollten noch Geld bekommen.» Mit der Liquidierung des Unternehmens ist der Zürcher Treuhänder Lars Haussmann betraut, der seit Gründung von Rosukrenergo im Verwaltungsrat sitzt. Der Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin wollte sich zu den Konsequenzen für seinen Staatshaushalt nicht äussern.

Persönlich dürfte Firtasch den Verlust der Zuger Firma nicht besonders treffen. Für seine Holding Group DF ist der Gashandel nur ein kleiner Teil eines ausgedehnten Firmennetzwerks mit Düngemittelproduzenten, Titanminen, Banken, landwirtschaftlichen Betrieben, Immobilienfirmen und dem grössten ukrainischen Fernsehsender. In Wien hält sich der 49-jährige zurzeit zwangsweise auf. Er wurde im Frühjahr aufgrund eines internationalen Haftbefehls in Polizeigewahrsam genommen, kurz darauf aber für eine Kaution von 125 Millionen Euro wieder freigelassen. Der Haftbefehl kommt aus den USA, wo ihn ein Staatsanwalt der Bestechung und Bildung einer kriminellen Vereinigung verdächtigt. Firtasch muss in Österreich bleiben, bis ein Gericht über eine Auslieferung entscheidet.

Weitere Firma in Zug

In Zug besitzt Firtasch weiterhin die Chemie-Handelsfirma Ostchem, die unlängst in eine AG umgewandelt wurde. Seine ungarische Gashandelsfirma Emfesz wurde 2009 gegen seinen Willen an die ebenfalls in Zug registrierte Firma Rosgas verkauft. Ungarische Medien vermuteten, dass Rosgas entweder Mitarbeitern des russischen Geheimdienstes gehörte oder eine Scheinfirma der russischen Gazprom sei, die Firtasch aus dem Geschäft drängen wolle. Firtasch klagte gegen die feindliche Übernahme und gewann vor einem ungarischen Gericht. Emfesz gehört jetzt wieder ihm, wurde allerdings finanziell ausgehöhlt. Rosgas befindet sich seit Sommer 2014 in Liquidation – genau wie Rosukrenergo.

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