FCL fokussiert sich auf Thun-Match

«Das ärgert mich am allermeisten!»

Lustenberger tankt sich im Spiel vom Mittwoch gegen zwei Berner durch. (Bild: meienberger-photo.ch)

Gefühlt 100 Mal habe er es seinen Spielern schon gesagt und trotzdem verschläft der FCL einmal mehr den Start in eine Partie. Gegen die Berner Young Boys setzte es eine ärgerliche Niederlage. Nun holt Babbel zum grossen Weckruf aus. Gegen den FC Thun fordert der Trainer Punkte.

Fünf Spiele lang konnte der FCL konstant punkten. Gegen YB wurde dieser Aufwärtstrend letzten Mittwoch zwar bestätigt, dennoch standen die Luzerner am Ende ohne Punkte da. Trainer Markus Babbel bilanziert: «Wir sind an unserer Chancenverwertung gescheitert», um dann optimistisch hinterherzuschieben: «Die Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist, hat mir sehr gut gefallen.» Der deutsche Europameister von 1996 appelliert deshalb an seine Mannschaft, das gezeigte Engagement hoch zu halten. Beim kommenden Gegner Thun handelt es sich um einen Tabellennachbarn, gegen den der FCL schon oft sehr viel Mühe bekundete.

Zufrieden mit der Mannschaft

«Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft», antwortet Babbel auf die Frage, ob der FCL einen neuen Stürmer brauche. Derzeit sorgt der vom französischen Erstligisten OSC Lille ausgeliehene Michael Frey für die Musik in der Offensive. Der Münsinger war es auch, der gegen seinen Ex-Verein YB den ersten Treffer erzielte. Ginge es nach Babbel, würde Frey wohl auch in der nächsten Saison für den FCL auf Torejagd gehen. Doch diese Entscheidung fällen die Verantwortlichen in Lille und Frey selbst, der seine letzten Glanztaten in den kommenden Spielen erst einmal bestätigen will.

«Wir sind an unserer Chancenverwertung gescheitert.»

Markus Babbel über die Niederlage gegen YB

Zusammen mit Christian Schneuwly und Markus Neumayr gehört Frey zu den drei Winter-Zuzügen, die mit ihrer Kombinationsstärke das Spiel der Luzerner bereichern und auch verschönern. War früher die Zweikampfstärke des FCL ein Schlüssel zum Erfolg, so ist es heute ein gepflegtes Aufbauspiel mit viel Passsicherheit. Der Trainer betont daher auch das spielerische Element im Fussball des FCL: «Ich will in Ballbesitz sein, den Ball und Gegner laufen lassen und dadurch Torchancen kreieren.» An einem Mangel an Torchancen lag es nicht, dass der FCL gegen die Young Boys verlor. Vielmehr lag es an der Konzentration: Nach den Ausgleichstreffern zum 1-1 und 2-2 vergingen nicht einmal drei Minuten, bis YB die Führung wiederherstellte.

Entsprechend fiel Markus Babbels Reaktion aus. Lautstark moniert er an der Medienkonferenz diesen Freitag: «Das ärgert mich persönlich am allermeisten! Weil ich es gefühlt schon 100 Mal gesagt habe: Die grösste Gefahr herrscht, wenn du selber ein Tor machst, weil man dann nicht mehr so auf den Aufbau fokussiert ist.» Es ist also wieder das Thema «wach sein», an dem es schon unter Vorgänger Carlos Bernegger haperte. Babbel sieht in dieser Beziehung trotzdem Fortschritte: «Mittlerweile sind wir da auf dem Weg zur Besserung – was nicht heisst, dass dadurch nicht trotzdem Fehler passieren. Wir müssen es schaffen, von der ersten Sekunde an fokussiert zu sein. Das ist die Kunst als Profi.»

Babbel an der Medienkonferenz diesen Freitag.

Babbel an der Medienkonferenz diesen Freitag.

Belebender Konkurrenzkampf

Auf diesem Lernweg befindet sich auch Jungspund Nicolas Haas. Vor dem zweiten Gegentor gegen YB verliert das FCL-Eigengewächs den entscheidenden Ball. Es war nicht das erste Mal, dass Haas in dieser Saison einen Gegentreffer mitverschuldet. Gleichwohl setzt Trainer Babbel grosse Stücke auf das hauseigene Talent: «Er bringt ein hohes Mass an Qualität mit und wird in Zukunft mit Sicherheit seinen Weg beim FC Luzern machen.» Der FCL wolle junge Talente aus unseren eigenen Reihen fördern, da dürfe man sich nicht beschweren, wenn sie den einen oder anderen Fehler begehen. Für Babbel ist der Konkurrenzkampf im derzeitigen Kader ein Genuss. Besonders am Winter-Transfer Markus Neumayr hat Babbel seine helle Freude: «Er gibt der Mannschaft Impulse, ist quasi ihr Denker und Lenker.» Neumayrs Ideen werden auch gegen Thun gebraucht. Mit den Berner Oberländern tun sich die Leuchtenstädter traditionell schwer.

«Ich will in Ballbesitz sein, Ball und Gegner laufen lassen und so Chancen kreieren.»

Markus Babbel über seine Vorstellungen des FCL-Fussballs

Kapitän Claudio Lustenberger erwartet deshalb ein hartes Match: «Thun ist eine gut organisierte Mannschaft, die physisch sehr stark ist.» Mit ihren grossen und schnellen Stürmern könnten sie gut umschalten. «Sie warten bestimmt auf unsere Fehler. Ich erwarte, dass wir mehr Ballbesitz haben werden und damit Lösungen finden müssen, damit wir zu Torchancen kommen.» Das FCL-Urgestein kam stark in die Rückrunde, kämpfte zwischenzeitlich aber mit einer schwierigen Verletzung. Auch er richtet mahnende Worte an die Mannschaft, damit sie den Fokus behält: «Wir müssen schauen, dass die Jungs nicht zu lange jubeln und die Ordnung schnell wiederhergestellt wird.»

Lustenberger an der Medienkonferenz diesen Freitag.

Lustenberger an der Medienkonferenz diesen Freitag.

Das Vorbild aus dem Oberland

Für den Spieltag am Sonntag ist ein rutschiges Terrain prognostiziert. Das könnte dem physischen Spiel der Thuner gelegen kommen. «Der Gegner wird versuchen, uns mit Highspeed zu überrumpeln», warnt Markus Babbel. «Da gilt es, geduldig zu sein und wenig Foulspiele zu machen.» Bei der Frage, wieso der FC Thun trotz weniger finanzieller Mittel mit dem FCL mithält, kann sich Babbel einen erneuten Verweis auf die vergiftete Vergangenheit nicht verkneifen: «Man sieht, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Der Verein, Sportdirektor und Trainer, ziehen am selben Strick und dementsprechend überträgt sich das auf die Mannschaft.» Babbel nennt den FC Thun diesbezüglich ein Vorbild. «Wenn wir es schaffen, alle an einem Strang zu ziehen, dann ist auch in Luzern Tolles möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wenn der Verein permanent negativ in den Medien ist, es auch kontraproduktiv für die Mannschaft und die Leistung der Spieler ist.»

«Wir müssen schauen, dass die Jungs nicht zu lange jubeln und die Ordnung schnell wiederhergestellt wird.»

FCL-Kapitän Claudio Lustenberger

Zurzeit herrscht Ruhe beim FCL – trotz der ärgerlichen Niederlage gegen YB. Das liegt vor allem daran, dass die Leistung stimmte und deswegen viele Fans von einem Sieg gegen Thun ausgehen. «Wenn du gegen YB so eine gute Leistung bringst, solltest du nicht verlieren – daran arbeiten wir», sagt Kapitän Lustenberger. Bei noch sieben verbleibenden Spielen sind es vier Punkte, die den FC Luzern derzeit von einem Europacup-Platz trennen. Das ist das erklärte Ziel des Teams. «Das Gute ist, die ganz grossen Brocken – bis auf Basel – haben wir hinter uns», erklärt Trainer Babbel. «Die Mannschaften, die jetzt noch kommen, sind in unserer Reichweite. Die Chance ist jetzt riesengross, einen grossen Schritt nach vorne zu machen – ohne dass wir in der Gewissheit sein dürfen, dass wir die Gegner im Vorbeigehen schlagen. Ganz im Gegenteil: Wir haben extrem schwierige Spiele, weil alle auf einer Augenhöhe sind. Da müssen wir den Tick besser sein und darin lohnt es sich, zu investieren.»

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