Wechsel im Hotel «National» in Luzern

Darum verschwindet das Restaurant «1871»

Ende April werden Gastgeber Roger Widmer und das Restaurant «1871» ihre zehnjährige Geschichte im Fünfsterne-Hotel «National» in Luzern beenden.

(Bild: ain)

Im April ist Schluss. Dann gibt Roger Widmer das Restaurant «1871» in der Nobelherberge «National» an der Luzerner Haldenstrasse auf. Das unberechenbare Konsumverhalten der Kundschaft und das Wetter nennt er als Hauptgründe für seinen Entscheid. Die neuen Betreiber sind bekannt.

Die hohe Leiter steht bereit. Roger Widmer nimmt am Mittwochnachmittag die Weihnachtsdeko, welche die grossen Fenster in der historischen und denkmalgeschützten Halle des Fünfsterne-Hotels «National» zierte, herunter. Er muss es zum letzten Mal tun. Denn nach Ablauf des zehnjährigen Pachtvertrags gibt «Die Gastgeber AG» das Restaurant «1871» mit seinen 80 Sitzplätzen und weiteren 140 im Freien auf. Am Ostersonntag, dem 21. April, wird der Brunch den Schlussakt markieren.

«Es waren zwar zehn intensive Jahre, aber mir sind sie trotzdem wie ein Schnellzug vorgekommen», sagt Widmer, als Gastgeber im «1871» das Gesicht des Restaurants an der Haldenstrasse. Das «CinéDinner», das heuer zwischen dem 15. März und dem 20. April stattfinden wird, ist bloss eines von etlichen Projekten, mit denen Widmer versuchte, einen Besuch seiner Gaststätte zu einem besonderen Erlebnis zu machen.

Das Haus allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht

Nicht ohne Stolz erzählt Widmer darum von einem Kompliment, das ihm Fritz Erni vom Hotel «Montana» kürzlich gemacht habe: «Hut ab! Uns habe man als Gastronomen gespürt und wahrgenommen.» Als sie 2009 angefangen hätten, habe das Hotel National noch einen «elitären Ruf bei der Luzerner Bevölkerung» gehabt. «Uns ist es gelungen, das Haus allen zugänglich zu machen, indem wir als erste Massnahme die Preise gesenkt haben. Von jungen Leuten in T-Shirts bis hin zu CEO und Bundesräten haben wir ein unterschiedliches Spektrum an Gästen angesprochen», hält Widmer fest.

«Alles ist sehr kurzfristig geworden. Und mit unserer Lage am See sehr wetterabhängig.»

Roger Widmer, Gastgeber im Restaurant «1871»

Aber warum geht dann das «1871» zu? Zwei wesentliche Gründe führt Widmer an: Zum einen habe sich das Konsumentenverhalten im A-la-Carte-Bereich stark verändert. «Es ist alles sehr kurzfristig geworden. Und mit unserer Lage am See sehr wetterabhängig. Luzern wird von Oktober bis April von der kühlen Jahreszeit beherrscht.»

«Grösseres Entwicklungspotenzial» in Ettiswil

Und zum andern führt der 46-jährige Familienvater seit gut sechs Jahren noch ein zweites Gasthaus. Ein viel grösseres und im Betrieb erst noch besser planbares: das Wasserschloss Wyher in Ettiswil. Es richtet Bankette, Firmenanlässe und Seminare aus. «An einem Freitag und Samstag liegt unsere Auslastung bis Ende Jahr schon bei 90 Prozent», sagt Widmer.

Vier bis sechs Hochzeiten, in der warmen Jahreszeit meist im Freien, werden an einem Wochenende im Wasserschloss Wyher gefeiert. «In diesem Betrieb sehen wir das grössere Entwicklungspotenzial, gerade was das Geschäft unter der Woche betrifft», erläutert der gebürtige Aargauer und ergänzt: «Mir als Gastgeber ist es wichtig, einem Haus Persönlichkeit zu verleihen. Aber an zwei Orten gleichzeitig kann ich nicht sein.»

Roger Widmer ist froh darüber, dass er wegen der Aufgabe des Restaurants «1871» keinen Mitarbeiter auf die Strasse habe stellen müssen.

Roger Widmer ist froh darüber, dass er wegen der Aufgabe des Restaurants «1871» keinen Mitarbeiter auf die Strasse habe stellen müssen.

(Bild: ain)

Im März wird eine topmoderne Küche in das Wasserschloss Wyher eingebaut, die Eröffnung am 30. Juni stattfinden. Sie dient Widmer als Voraussetzung für ein neues Projekt. Er wird Kochkurse für Firmen anbieten. Und für Entspannung suchende Gäste will er das Wasserschloss Wyher jeweils am Donnerstagabend in ein Boutique-Restaurant mit einem fixen Viergang-Menü verwandeln.

Der Chefkoch kommt mit

Von der Schliessung des Restaurants «1871» sind laut Widmer 20 Mitarbeitende betroffen. «Weil wir uns schon vor zwei Jahren dazu entschieden haben, unsere Schaffenskraft nur noch dem Wasserschloss Wyher zu widmen, haben wir die Angestellten rechtzeitig und offen über unsere Zukunftspläne informieren können», sagt Widmer. Mit dem Resultat, dass «ein paar Mitarbeitende bei uns in Ettiswil einen Job angenommen haben». Dazu gehört auch Chefkoch Jürg Bischof. «Andere haben sich dazu entschlossen, uns im ‹1871› bis zum letzten Tag treu zu bleiben und sich danach beruflich neu zu orientieren.»

Doch ohne Entlassungen ging es trotzdem nicht. «Ein Koch und ein Servicemitarbeiter haben nebst weiteren Möglichkeiten das Angebot, bei unseren Nachfolgern weiterzumachen.» Denn bereits jetzt ist klar, wer den Betrieb in Zukunft führen wird (siehe Box). Widmer sagt erleichtert: «Ich bin froh darüber, dass wir niemanden auf die Strasse stellen mussten.»

Aus dem «1871» wird das Restaurant «Riviera»

Simone Müller-Staubli, Samuel Vörös und Medea Gnes werden ab Mitte Mai die Nachfolge des Restaurants «1871» im Grand Hotel National Luzern antreten. Wie dem Handelsregister-Amt Luzern mit dem Eintrag vom 11. Januar zu entnehmen ist, hat dieses in Luzern bekannte Gastro-Trio die Riviera Luzern AG gegründet. Hauptzweck ist der Betrieb des Restaurants «Riviera».

Den beliebten Brunch gibt’s weiterhin

«Wir kreieren ein komplett neues Konzept, welches einen spürbaren Kontrast zum bisherigen Angebot darstellen wird», verrät Müller-Staubli. «Was bleibt, ist der Qualitätsanspruch.» Mehr ins Detail wollte sie nicht gehen. «Der Name lässt erahnen, in welche Richtung es gehen wird, alles Weitere ist noch in Ausarbeitung.»

Sicher ist: Der beliebte Brunch am Sonntagvormittag wird auch zum Angebot der neuen Betreiber gehören. Dafür wird die vom Aussterben bedrohte Walliser Hausrindrasse Evolèner von der Speisekarte verschwinden.

Simone Müller-Staubli betreibt zusammen mit Samuel Vörös bereits das Restaurant «Zur Werkstatt» in der Luzerner Neustadt und das Seehotel «Kastanienbaum». Medea Gnes wird als Gastgeberin im neuen Restaurant «Riviera» wirken.  

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