Junge Erzählerinnen am Zuger Märlisunntig

Darum interpretiert Märchentante Lea Jauch den «Froschkönig» neu

Erzählerin Lea Jauch mit dem Ball, welcher die Geschichte des «Froschkönigs» ins Rollen bringt. (Bild: uus)

Der Märlisunntig ist in Zug eine Institution. Bis zu 8'000 Besucher werden auch dieses Jahr erwartet. Das motiviert immer wieder junge Märlitanten und -onkel zum Erzählen fabelhafter Geschichten. Lea Jauch ist eine davon. Sie hat gemeinsam mit einer Berufskollegin den «Froschkönig» umgeschrieben.

Unter den Schweizer Märchenerzählerinnen gibt es eine Diva: Trudi Gerster. Die Zürcherin, die diesen Herbst 100 Jahr alt geworden wäre, ist wohl die mit Abstand bekannteste ihrer Art im Land. Den Begriff «Märlitante» konnte sie aber nicht verputzen, fand ihn abwertend.

Lea Jauch lacht, danach gefragt, ob es für sie in Ordnung ist, sie mit diesem Titel zu versehen. «Ja, ‹Märlitante› finde ich ganz okay.» Vielleicht auch, weil sie eben auf den ersten Blick nicht dem entspricht, was wir darunter erwarten. Der jungen Frau fehlen schlicht die Gemächlichkeit, das Alter und die weissen Haare, um dem Klischee zu entsprechen.

Von der Zuhörerin zur Erzählerin

Die Zugerin ist also 27 Jahre jung und tritt am Sonntag zum zweiten Mal im Gasthaus Rathauskeller auf. Sie tut dies nicht alleine, sondern wieder mit Berufskollegin Nicole Zimmermann. Die beiden kennen sich vom Studium her. Und da kommen wir der Sache näher.

Jauch und Zimmermann sind Kindergärtnerinnen. «Geschichten zu erzählen ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit.» Was sie daran schon immer fasziniert habe, sei «der Zauber, der dabei entstehen kann». In jungen Jahren habe sie den Märlisunntig noch selbst mit glänzenden Kinderaugen erlebt. «Irgendwann kam der Wunsch auf, selbst als Erzählerin aufzutreten.»

TODO-Block: core/audio

Der Froschkönig erhält einen eigenen Soundtrack

Wobei Lea Jauch und Nicole Zimmermann den «Froschkönig» nicht nur erzählen werden. Wie im vergangenen Jahr verbinden sie ihre Geschichte mit Musik. Gemeinsam untermalen sie das Märchen musikalisch und versehen es mit Geräuschen. «Bei der Vertonung haben wir darauf geachtet, dass es einfache Melodien sind, die sich wiederholen und der Geschichte ein eingängiges musikalisches Thema geben», führt Jauch aus.

«Der Märlisunntig gefällt mir auch deshalb so gut, weil er entschleunigt und die gemeinsame Zeit mit der Familie ins Zentrum rückt.»

Lea Jauch, Erzählerin

Ganz alleine haben sie den Soundtrack zum bekannten Märchen nicht komponiert. «Unsere Kindergartenschüler waren unser Testpublikum», sagt sie. «Dabei haben wir die Kinder auch gebeten, uns etwas vorzusingen oder zu summen. Zum Beispiel: Wie macht der Frosch?»

Sie wünscht sich einen Nachmittag voller Magie

Diese Elemente haben sie dann zu Melodien und Liedern weiter entwickelt. Bei der Aufführung am Sonntagnachmittag wird Lea Jauch dann auch einige Instrumente im Gepäck haben. «Wir wissen natürlich nicht, wie gut die Kinder dann auch tatsächlich mitmachen. Aber die Idee wäre es schon.»

Zug wird zur Märlistadt

Seit 36 Jahren prägen einen Nachmittag lang verschiedenste Märli-Figuren die Stadt Zug, die den Erinnerungen an Kindertage entstammen. Am Sonntag, 8. Dezember, ist es wieder so weit und der schweizweit einzigartige Zuger Märlisunntig lädt Gross und Klein ein.

Der Verein Zuger Märlisunntig verspricht wieder einen verwunschenen Nachmittag voller Geschichten. Die Kolinstadt wird am zweiten Adventssonntag von 14 bis 18 Uhr zum Märchenland und die Altstadt (Neugasse) ist verkehrsfrei. Rund 8'000 Besucher aus der Region und den umliegenden Kantonen werden erwartet. Mehr Informationen gibt es hier: www.maerlisunntig.ch

Der Aufwand, den die Märchentanten zur Vorbereitung auf den Märlisunntig betreiben, ist gross. «Die Arbeit mit den Kindern macht uns aber sehr viel Spass.» Sie freue sich nun auf einen Nachmittag «voller Magie». Diese bestehe eben auch darin, dass jede Erzählung anders sei, wenn sie ihr Publikum mit einbeziehen.

Freundschaft statt gekaufte Liebe

Das Stück selbst haben sie übrigens auch angepasst. «Der ‹Froschkönig› ist ein schönes Märchen. Aber in der Version der Gebrüder Grimm bin ich mit einigen Grundaussagen nicht einverstanden.» So käme die Prinzessin etwas gar naiv daher, die Liebe zwischen ihr und dem royalen Frosch sei recht oberflächlich. «Im Prinzip erkauft sie sich der Frosch im Original die Liebe der Prinzessin. Wir wollten das aber positiver erzählen, freundschaftlicher.»

Sie selbst findet sich in einem anderen Grimm-Märchen am ehesten wieder. «Schneewittchen und die 7 Zwerge» sei ihr auch deshalb nahe, weil sie selbst mit sechs Geschwistern aufgewachsen sei. «Unsere Mutter war eine grosse Erzählerin.» Und das Erzählen von Geschichten fände sie heute umso bedeutender, wo heute doch jeder sich mit Technologien umgebe. «Der Märlisunntig gefällt mir auch deshalb so gut, weil er entschleunigt und die gemeinsame Zeit mit der Familie ins Zentrum rückt.»

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