Im Boxplay besteht Steigerungsbedarf

Darum hat der EV Zug das beste Powerplay der Liga

Ein gewohntes Bild: Topscorer Gregory Hofmann jubelt wie hier gegen den SC Bern. (Bild: Daniel Frutiger/freshfocus)

Der EV Zug stellt mit das aktuell gefährlichste Powerplay der Liga – gleichzeitig mit nur 73,08 Prozent gekillten Strafen das drittschlechteste Boxplay. Wir liefern die Gründe dafür.

Zuerst zum Positiven, dem Powerplay des EV Zug. Bereits neun Tore sind den Zugern in der noch jungen Spielzeit in Überzahl gelungen. Nur gegen Langnau und Lugano stand bei Powerplaytreffern die Null. Besonders die erste Formation mit Gregory Hofmann, Jan Kovar, Dario Simion, Lino Martschini und Raphael Diaz war sehr erfolgreich.

Das Quintett spielt in einer 1-3-1-Formation. Das heisst, oben an der blauen Linie steht Diaz, welcher das Spiel ankurbelt und versucht, die Scheibe nicht aus dem Drittel zu lassen. Auf der Höhe der Mitte der Bullykreise kommen die beiden Flügel Martschini und Hofmann sowie in der Mitte Simion. Vor dem Tor steht Jan Kovar (siehe Grafik unten).

Stehen ist hierbei eigentlich das falsche Wort, da sich sämtliche Spieler in ständiger Bewegung befinden. Besonders wichtig sind dabei die Positionen von Diaz und Simion. Diaz hat eine Rolle, welche man als Quarterback bezeichnen kann. Er verteilt die Scheibe oder bringt sie hart aufs Tor, wo Kovar und Simion auf die Abpraller gehen.

Simions Spielintelligenz ist gefragt

Simions Funktion ist es, in der Box anspielbar zu sein und somit die Aufmerksamkeit der Verteidiger auf sich zu ziehen. Wird er in der Mitte angespielt, zieht er die Box zusammen und schafft so Freiräume für die Flügel Martschini und Hofmann. Zusätzlich soll er dem Torhüter die Sicht auf den Puck nehmen. Das geht aber nicht immer gleichzeitig.

Die Grundformation der ersten Powerplay-Fraktion des EVZ. (Bild: Fabian Lehner)

Er steht vor der Entscheidung: Bleibe ich in der Mitte als Anspielstation stehen? Gehe ich vor das Tor, um dem Torhüter die Sicht zu nehmen und lauere auf den Abpraller? Es ist also eine gewisse Spielintelligenz des Tessiners gefragt. Die scheint er mit zwei Punkten aus dem Powerplay bisher mitzubringen. Fürs Sichtnehmen gibt es eben keine Punkte.

Wenn der «Sniper» nur noch einschieben muss

Der Top-Torschütze im Powerplay ist bislang Scharfschütze Gregory Hofmann, der beste Torschützer der letzten Saison (30 Tore) und aktuelle Topskorer der Zuger. Von seinen zehn Punkten sammelte er deren sechs im Powerplay, davon sind vier Treffer. Das liegt einerseits an seinem starken Schuss, andererseits an seinem Stellungsspiel. Er weiss genau, wann er sich zur Seite treiben lassen muss, oder an den weiten Pfosten schleichen kann.

Ein typischer Spielzug ist hier, dass die Scheibe tief zum neben dem Tor stehenden Kovar kommt und dieser durch den Torraum zu Hofmann spielt, welcher nur noch einschieben muss. Die andere Variante ist ein Querpass von Martschini, und Hofmann versucht den direkten Abschluss.

So gut das System von Dan Tangnes auf seine Spieler zugeschnitten ist, so sehr hat die Erfolgsquote von 29,03 Prozent vor allem mit der Qualität der Spieler zu tun. Diaz, Hofmann, Martschini, Kovar und Simion sind die wohl beste Powerplayformation der Schweiz. Und man darf nicht vergessen: die zweite Formation mit Santeri Alatalo, Carl Klingberg, Oscar Lindberg, Erik Thorell und Sven Senteler wäre bei vielen Teams die erste Formation.

Alatalo als positives Beispiel

Auf der anderen Seite der Skala befindet sich das Boxplay. Diaz hat diesen Punkt nach dem Spiel gegen den SCB als einen der Faktoren für die vielen Gegentoren erwähnt (zentralplus berichtete). Die zwei einfachsten Möglichkeiten, Unterzahltore zu vermeiden, sind, wenige Strafen zu nehmen und den Gegner schon möglichst daran hindern, in die eigene Defensivzone zu gelangen.

Ersteres gelingt dem EVZ sehr gut. Mit 27 kleinen Strafen liegt man unter dem Liga-Durchschnitt. Ein Paradebeispiel für das Minimieren von unnötigen Strafen ist Santeri Alatalo. Obwohl er unter den Verteidigern nach Raphael Diaz bislang am zweitmeisten Eiszeit pro Spiel erhalten hat, ist er noch ohne Strafe ausgekommen.

Der zweite Punkt gelingt den Zugern mal mehr, mal weniger gut. Dies hat auch viel mit der Qualität der Gegner zu tun. Gegen den SC Bern war der EVZ in seinem Vorhaben wenig erfolgreich. Die Berner konnten sich oft im Zuger Drittel installieren. Doch an dem Abend hatte Leonardo Genoni einen Glanzabend erwischt. Natürlich ist die Gefahr, Tore zu kassieren, trotzdem weniger hoch, je weiter die Scheibe vom eigenen Tor entfernt ist.

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