Blue Balls sorgt für schwarze Zahlen

Dank Festivals geht die Rechnung auf

Patrick Hauser will mit dem Scheizerhof als Festival-Hotel auf Kurs bleiben. (Bild: azi)

Ohne Festivals wie das Blue Balls hätte der Schweizerhof einen schweren Stand. Das Hotel hat einen Standortnachteil, meint Patrick Hauser. Doch solange der Kühlschrank voll ist, kümmert das die Promis wenig.

Der Schweizerhof ist das offizielle Partnerhotel des Blue Balls, das am Freitag beginnt (siehe Box). Dort kann mit dem Festival-Pin während den nächsten neun Nächten bis vier Uhr morgens gefeiert werden. zentral+ hat mit Hotelbesitzer Patrick Hauser über die Bedeutung des Festivals für seinen Betrieb gesprochen.

zentral+: Der Schweizerhof präsentiert sich ja bereits seit längerer Zeit als Festival-Hotel. Warum? Ist der Hotelbetrieb an sich nicht profitabel genug?

Hauser: Das spielt sicher mit. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, dann haben wir aus touristischer Sicht einen Standortnachteil: Die Strasse führt dummerweise vor und nicht hinter dem Haus vorbei, wie das bei unseren Mitbewerbern der Fall ist. Wir haben gewusst, dass viele Luzerner tagtäglich am Hotel vorbeilaufen und dass wir die irgendwie abholen müssen. Und das ist gelungen.

zentral+: Das heisst also, dass sich ihr Betrieb ohne die Festivals kaum über Wasser halten könnte?

Hauser: Ja, gerade angesichts der Währungsschwankungen. Angesichts solcher Turbulenzen kann man sich nie ganz sicher sein, wie viele Touristen demnächst noch kommen. Und da ist es gut, dass wir auf die Luzerner zählen können. Das ist unser Sockel, weil wir so weniger von Touristenströmen abhängig sind. Das Blue Balls trägt dazu bei, aber ebenso wichtig sind auch Anlässe wie die Fasnacht, das Fumetto oder das World Band Festival. Sie alle ziehen ein völlig unterschiedliches Publikum an. Die Partnerschaften mit den Festivals haben dazu geführt, dass wir eine grössere Akzeptanz bei den Luzernern schaffen und man die Schwellenangst abbauen konnte.

zentral+: Was meinen Sie mit Schwellenangst?

Hauser: Vor zwanzig Jahren hätten sich niemals so viele Leute getraut, einfach auf einen Kaffee oder ein Bier bei uns hereinzuschauen. Doch über diese Anlässe ist es uns gelungen, ihnen zu zeigen, dass der Schweizerhof jeden Gast gerne begrüsst.

«Wir kommunizieren grundsätzlich keine Zahlen, aber die Rechnung geht auf.»

zentral+: Wenn während dem Blue Balls Hochbetrieb herrscht, wie viele Personen befinden sich dann neben den Hotelgästen im Schweizerhof?

Hauser: Wir schätzen, dass sich dann im Erdgeschoss zwischen Zeugheersaal, der Bar und der Halle so um die 600 bis 900 Personen aufhalten. Zusätzlich kommen dann natürlich noch die Leute an den Bars und Konzerten im Aussenbereich des Hotels dazu, die wir jedoch noch nie gezählt haben.

Internationale Acts am Blue Balls

Vom 17. bis 25. Juli ist es wieder soweit: Das Blue Balls Festival bringt internationale Musiker nach Luzern. Neben den Konzerten der bekanntesten Acts im KKL wird auch am Europaplatz, beim Pavillon und im Hotel Schweizerhof einiges geboten. Eine Übersicht über das Programm finden Sie hier.

zentral+: Was bringt Ihnen so eine Ausgabe des Blue Balls in die Kasse?

Hauser: Wir kommunizieren grundsätzlich keine Zahlen, aber die Rechnung geht auf.

zentral+: Bekommen Sie da auch den Neid seitens der Konkurrenz zu spüren?

Hauser: Nicht direkt. Aber manchmal stellen wir fest, dass unsere Ideen in irgend einer Art und Weise kopiert werden. Damit können wir aber umgehen. Schliesslich gibt es kein grösseres Kompliment als Imitation. Letztendlich entscheidet jedoch der Gast darüber, ob er lieber das Original oder die Kopie möchte.

zentral+: Apropos Gäste – stören die sich nicht am Festival-Betrieb?

Hauser: Nein, das funktioniert erstaunlich gut. Aber wir informieren die Gäste vorgängig, dass während des Festivals ein spezieller Betrieb stattfindet.

«Selbst nach zwei Tagen war nichts im Zimmer angerührt – aber alles musste parat sein.»

zentral+: Unter Ihren Gästen befinden sich ja auch die Stars und Sternchen des Blue Balls. Gab es da schon Probleme mit Groupies in den Gängen oder Fernsehgeräten, die aus dem Fenster flogen?

Hauser: Lacht. Nein, das gab es noch nie. Wir hatten noch keine negativen Erfahrungen mit den Stars – dafür aber die einen oder anderen Spezialwünsche, die sie erfüllt haben wollten.

zentral+: Was für Sonderwünsche?

Hauser: Die Künstler reisen ja in der ganzen Welt herum und da ist es normal, dass man zu irgendeinem Zeitpunkt Lust auf etwas bekommt, was nur Zuhause erhältlich ist. Daher bekommen wir Listen vom Management mit den Wünschen der Stars und diese versuchen wir dann auch zu erfüllen.
Ich erinnere mich da an eine Person, die eine besonders lange Liste einreichte – von speziellen Getränken, die in der Schweiz nicht erhältlich waren, über Käse- und Früchteplatten bis hin zum prall gefüllten Kühlschrank mit Delikatessen auf dem Zimmer – alles sollte jederzeit bereit stehen. Als die Person dann ankam, machte sie sich kurz frisch auf dem Zimmer und sass zwanzig Minuten später mit einem Bandmitglied auf der Terrasse und genehmigte sich eine Portion Pommes frites mit einer Cola light dazu. Selbst nach zwei Tagen war nichts im Zimmer angerührt – aber alles musste parat sein.

zentral+: Verraten Sie uns wer das war?

Hauser: Er lacht. Nein, da sind wir sehr diskret.

zentral+: Wie entwickelt sich der Schweizerhof in Zukunft weiter, sind Veränderungen geplant?

Hauser: Nein, wir werden auf dem bewährten Kurs bleiben. Die letzte grosse Veränderung war die Renovation unserer Hotelzimmer, die wir im Frühling des letzten Jahres abgeschlossen haben. Das war eine grössere Ausgabe von zehn Millionen Franken, die man zuerst verdauen muss. Dazu kommen kleinere Investitionen, wie jüngst etwa in unsere Klimaanlage. Die hat ja nun in den vergangenen vierzehn Tagen den Härtetest bestanden.

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