Was bei Freinacht in Zug erlaubt ist und was nicht

Dank EVZ winkt die Riesenparty – doch kein Freipass

Vor 21 Jahren präsentierte EVZ-Spieler Misko Antisin den Fans den Meisterpokal in der Zuger Altstadt.

(Bild: EVZ-Archiv)

Nach 21 Jahren kann der EV Zug den «Meisterchübel» vielleicht schon bald wieder in die Höhe recken. Was dies für Stadt und Region bedeuten würde, ist klar: Ekstase, Euphorie – und Freinacht. Doch laut grölend mit dem Auto vor dem Altersheim herumkurven ist auch dann nicht erlaubt – denn es gibt beim Feiern klare Regeln.

Der denkbar knappen Heimniederlage am Samstag zum Trotz: Der EV Zug ist so nah dran am Meistertitel wie seit dem Triumph 1998 nicht mehr (zentralplus berichtete). Damals wurde eine ganze Region ins kollektive Delirium gestürzt.

Die Meisterhelden von damals erinnern sich bis heute an die anschliessenden Feiern (zentralplus berichtete). EVZ-Legende Wes Walz etwa spricht von «dieser unfassbaren Party um 3 Uhr in der Nacht, als Tausende von Fans im Herti-Stadion auf unsere Rückkehr aus Davos warteten. Diese Kulisse, diese grenzenlose Freude – die Erinnerung daran fühlt sich für mich heute noch irgendwie unwirklich an. Wir hatten die ganze Nacht so viel Spass.»

Freinacht dank der Feuerwehr-GV

Eine Nacht, die in Zug eine Freinacht war – und zwar bis heute die letzte Freinacht, welche in der Stadt Zug ausserordentlich bewilligt wurde. Im Gastgewerbegesetz der Stadt ist zwar eine Liste von Freinächten enthalten. Der EVZ ist dort jedoch nicht erwähnt – bloss wiederkehrende Veranstaltungen wie der Schmutzige Donnerstag, der Fasnachtsfreitag bis und mit Fasnachtsdienstag, 1. August, Silvester, Zuchtstierenmarkt sowie die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Zug.

«Wir werden eine Freinacht ermöglichen.»

Urs Raschle (CVP), Stadtrat Zug

Zuständig für die Erteilung einer Ausnahmebewilligung ist der Stadtrat. Urs Raschle (CVP), Vorsteher des zuständigen Departements für Soziales, Umwelt und Sicherheit, muss bei den restlichen Ratsmitgliedern das Okay einholen.

So, wie er dies bereits vor zwei Jahren getan hat, als der EV Zug im Playoff-Final in sechs Spielen scheiterte und sich das Thema schliesslich erübrigte. Gegner bereits damals: der SC Bern. Raschle sagt: «Wir machen uns Gedanken, was eine Freinacht anbelangt, und werden diese ermöglichen.»

Welche Pläne hat der EVZ?

Den ersten Schritt zur Freinacht muss jedoch nicht der Stadtrat machen, sondern der EVZ. Dieser muss beim Polizeiamt der Stadt Zug eine entsprechende Anfrage platzieren, welche anschliessend an den Stadtrat weitergeleitet wird.

Noch ist nicht klar, wann die allfällige Freinacht über die Bühne gehen würde. Denn sowohl die Meisternacht als auch jene der offiziellen Meisterfeier ein paar Tage später wären möglich. Auf Seiten des EVZ lässt man sich nicht in die Karten blicken. Im Moment liege der Fokus voll und ganz auf der Finalserie – um alles andere kümmere man sich, sobald es so weit wäre, heisst es auf Nachfrage.

Fans sollen sich nicht dürsten

Was bedeutet eine Freinacht eigentlich konkret? «Eine Freinacht bezieht sich einzig auf die Gastrobetriebe. Diese können dann bis 5 Uhr morgens geöffnet haben. Für alle anderen Betriebe oder Events braucht es eine andere Bewilligung», wie Urs Raschle erklärt.

«Wir bitten die Fans, auf Anwohner Rücksicht zu nehmen und im Innern zu feiern.»

Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche Zuger Polizei

Dies gilt auch für das Public Viewing auf dem Arenaplatz, damit dort weiter Bier ausgeschenkt werden darf und die feiernde Meute nicht plötzlich auf dem Trockenen sitzt, während sie auf die Ankunft der Meistermannschaft wartet. Der EVZ organisiert das Public Viewing für sämtliche Finalpartien (zentralplus berichtete).

Feiern? Ja, aber…

Bei aller Vorfreude: Freinacht bedeutet mitnichten Freipass. Die Nachtruhe ab 22 Uhr gilt trotzdem. Auch wenn Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche der Zuger Polizei, durchblicken lässt, dass die Fans mit etwas mehr Kulanz rechnen dürfen.

«Die Hockey-Fans sollen sich während der Finalserie über die Siege ihrer Mannschaft freuen dürfen», sagt sie. Sie appelliert auch an das Verständnis der Nicht-Hockeybegeisterten. «Freudenkundgebungen der Fans müssen jedoch im Rahmen bleiben und wir bitten die Fans auch, auf Anwohner Rücksicht zu nehmen und im Innern zu feiern.»

In der Garderobe im Eisstadion Davos feiern (im Uhrzeigersinn von unten) Marco Fischer, Patrick Sutter, Matthias Holzer, Dino Kessler, Misko Antisin, Patrick Schöpf und Bill McDougall den Gewinn des EVZ-Meistertitels 1998.

Bevor die Meister-Equipe in Zug empfangen wurde, wurde in der Garderobe im Eisstadion Davos gefeiert.

(Bild: EVZ-Archiv)

Kein unnötiges Herumfahren bitte

Sollte eine Situation überborden, würden die Einsatzkräfte einschreiten. Eine strikte Nulltoleranz gelte, wenn es um die Sicherheit geht. Sachbeschädigungen aller Art und Tätlichkeiten würden nicht toleriert und konsequent geahndet, so Aklin weiter.

Und auch bezüglich Hupkonzerten gebe es Grenzen. Diese würden nur bedingt geduldet – schon gar nicht in der Nähe von Spitälern, Altersheimen oder Wohnquartieren. «Nicht erlaubt sind auch das unnötige Herumfahren, das Aufheulen des Motors, das Aufdrehen von Radio und Ähnlichem oder generell Nachtruhestörungen», mahnt Aklin.

Auch in Baar kann man sich freuen

Eine Freinacht würde nicht nur in der Stadt Zug zum Thema werden, sondern auch in Baar – also jener Gemeinde, wo der Vorgängerverein des EVZ, der Baarer SC, 1953 gegründet wurde. Dies bestätigt der zuständige Gemeinderat Zari Dzaferi (SP).

So sah es in Zug nach dem Titel 1998 aus:

Rolf Longhi ist in Baar Abteilungsleiter Sicherheit/Werkdienst. Er ergänzt, dass eine Freinacht in Baar bedeutet, dass die Gastrobetriebe ihre Türen so lange geöffnet haben können, wie sie wollen. Eine ausserordentliche Freinacht neben jenen an Fasnacht, Chilbi, 1. August und Silvester komme auch in Baar sehr selten vor.

In Cham hingegen sei eine potenzielle Freinacht innerhalb des Gemeinderats noch kein Thema gewesen, wie die Gemeinde verlauten lässt. Grundsätzlich sei man demgegenüber jedoch offen eingestellt. Vor den Gemeinden sind jedoch sowieso zuerst die EVZ-Spieler gefordert, das fast fertiggestellte Werk zu vollenden.

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