Kampf gegen Klima-Killer Bitcoin

Crypto-Valley-Pionierin Zug ist unter Zugzwang – pfeift aber aufs Klima

Die Stadt Zug gilt als Crypto-Valley-Pionierin: Trotz des umstrittenen ökologischen Fussabdrucks der Kryptowährung, hält die Stadt daran fest – nicht zu letzt aus Image-Gründen. (Bild: André François McKenzie/Unsplash)

Die Stadt Zug ist das Zentrum der Crypto Valley in der Schweiz. Als Vorreiterin im Bereich Blockchain-Technologie kann bei der Stadt auch mit Kryptowährungen gezahlt werden. Doch diese Bezahlvariante ist gemeinhin als Klima-Killer bekannt. Dennoch will man in Zug daran festhalten. Auch wenn es in direktem Widerspruch von Zugs Image als Energiestadt steht.

Bitcoins, Ethereum und Ripple XRP: Kryptowährungen liegen im Trend. Die Blockchain-Technologie boomt – besonders in der Schweiz. Einem aktuellen Branchenreport des Investmentunternehmens Crypto Valley Venture Capital zufolge gab es im zweiten Halbjahr 2020 hierzulande insgesamt 960 Unternehmen im Bereich Blockchain-Technologie – 433 davon allein in Zug.

Die Stadt Zug ist allgemeinhin als Crypto-Valley-Pionierin bekannt, gilt als Bitcoin-Hauptstadt der Schweiz. Auch bei der Stadt Zug selbst wird auf Blockchain gesetzt. In den vergangenen fünf Jahren, seit 2016, wurden insgesamt 70 Zahlungen mittels Krypto-Währungen abgewickelt. Sieben davon im Jahr 2020, im laufenden Jahr bis anhin eine. Bedenkt man, dass die Stadt Zug rund 30'000 Einwohner zählt, mag das nicht viel erreichen. Doch: Krytowährungen verschlingen enorme Mengen an Energie.

Eine Bitcoin-Transaktion braucht so viel Strom wie ein US-Haushalt in 23 Tagen

Diese Tatsache steht in einem absoluten Widerspruch zur sonst so energiefreundlichen Positionierung der Stadt. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich Zug als Vorbild-Energiestadt in den kommenden Jahren zur 2000-Watt-Gesellschaft wandeln will. Wie passt das zusammen? Eine Frage, die sich auch der Zuger SP-Gemeinderat Jérôme Peter gestellt hat.

Im Februar 2021 hat Peter beim Zuger Stadtrat einen parlamentarischen Vorstoss zum Thema eingereicht. Darin bemängelt er den «immensen ökologischen Fussabdruck», der durch Transaktionen mit Kryptowährungen erfolgt, bezieht sich dabei auf aktuelle Studien. Demnach stösst eine einzige Bitcoin-Transaktion so viel CO2 aus wie 721’554 Visa-Transaktionen und verbraucht dabei so viel Strom, dass ein US-amerikanischer Haushalt 23 Tage damit versorgt werden könnte.

Grund für den immensen Fussabdruck: Bitcoin-Mining. Gemeint ist damit, dass jede Transaktion in einen Block der Blockchain eingefügt werden muss. Und für jeden Block, ein solcher besteht aus 2'000 bis 3'000 Transaktionen, muss eine Art Rätsel gelöst werden. «Abertausende Computer konkurrieren miteinander, dieses Rätsel schnellstmöglich zu lösen, um die Belohnung zu erhalten. Da diese Rätsel immer schwieriger werden, wird immer mehr Rechenleistung benötigt, was zu einem höheren Stromverbrauch führt», schildert Peter die Problematik in der Interpellation.

Stadt Zug weiss um Energie-Problematik der Blockchain-Technologie

Jetzt hat der Zuger Stadtrat dazu Stellung genommen und räumt ein, dass er sich dieses «Spannungsverhältnisses» bewusst ist. «Der Nachteil des hohen Energieverbrauchs wurde bereits früh erkannt und es laufen zahlreiche Bestrebungen, in diesem Bereich Optimierungen zu erreichen», heisst es in der Antwort auf die Interpellation.

«Die Stadt Zug stellt ihr Image als Crypto-Valley über das als Energie-Stadt.»

Jérôme Peter, Zuger SP-Gemeinderat

Beim Zuger Stadtrat ist man sich der Energieproblematik der Blockchain-Technologie bewusst. Daran ändern will man jedoch nichts. «Insgesamt ist der Stadtrat der Ansicht, dass sich das Spannungsfeld zwischen der Blockchain-Technologie und der Nachhaltigkeit aufgrund des technischen Fortschritts zunehmend verkleinert», heisst es. Seitens des Stadtrats ist «bei Bedarf» von einer möglichen Konferenz gemeinsam mit Partnern aus dem Crypto Valley die Rede. Konkreter wird darauf jedoch nicht eingegangen. Aktueller Handlungsbedarf sieht anders aus, findet auch Interpellant Peter.

«Die Stadt versucht sich rauszureden. An den Zahlungen mit Kryptowährungen festzuhalten, bringt Zug keinen Mehrwert», sagt der Zuger SP-Gemeinderat Jérôme Peter zu zentralplus. Er habe eine solche Haltung befürchtet, dennoch aber auf mehr Weitsicht gehofft. Doch für Peter ist klar: «Die Stadt Zug stellt ihr Image als Crypto-Valley über das als Energie-Stadt.»

Zug will nicht auf Kryptowährung verzichten

Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Haltung des Stadtrats laut dem SP-Politiker nachvollziehbar, aus umwelttechnischer Sicht jedoch fragwürdig. «In meinen Augen ist die Bezahlmöglichkeit mit Kryptowährungen bei der Stadt Zug unnötig. Zumal der Gedanke von Transaktionen mit Kryptowährungen Anonymität ist, doch diese ist mit Hinblick auf die Begleichung der Steuerrechnung hinfällig», so Peter.

Doch Zug hat ihren Standpunkt klar gemacht: «Der Stadtrat sieht die Stadt Zug auch weiterhin als Zentrum des Crypto Valley. Dazu gehört auch, dass sich die öffentliche Hand zu zentralen Elementen der Blockchain-Technologie bekennt. Mit seinem Entscheid, Kryptowährungen zu akzeptieren, hat der Stadtrat ein Zeichen gesetzt, welches dem Crypto Valley einen positiven Schub gegeben hat.»

Darüber hinaus ist es Bürgern seit 2021 auch möglich, ihre Steuerschulden bis zu einem Betrag von 100'000 Franken mit Kryptowährungen zu begleichen. Und das wird sich wohl auch künftig nicht ändern – trotz des fragwürdigen ökologischen Fussabdrucks.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Iota
    Iota, 25.05.2021, 08:05 Uhr

    Versucht doch mal IOTA, mit ihrer Tangle Technologie wird der Energieverbrauch auf ein Minimum reduziert.

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  • Profilfoto von Xaver Inglin
    Xaver Inglin, 18.05.2021, 15:05 Uhr

    Krass, wie man sich mit solch einer Doppelmoral aus der Verantwortung zieht.

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  • Profilfoto von bcoin
    bcoin, 17.05.2021, 21:49 Uhr

    wenn der profit stimmt pfeiffen viele aufs klima

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  • Profilfoto von Marti Fischer
    Marti Fischer, 17.05.2021, 21:38 Uhr

    Guten Tag
    Bei Ripple XRP findet keine Mining statt.
    Dessen Fussabdruck fällt somit kleiner aus.
    Freundliche Grüsse

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