KMU-Präsident fordert Exit-Strategie

Coronatest am Arbeitsplatz: Gewerbe in Luzern plant den Weg aus dem Lockdown

Fordert eine rasche Rückkehr zur Normalität: Peter With, Präsident des KMU- und Gewerbeverbandes Luzern (Bild: lwo)

Die Wirtschaft im Kanton Luzern sehnt ein baldiges Ende des Lockdowns herbei. Dafür sind die Firmen auch bereit, ihre Schutzkonzepte massiv auszubauen. Für Gewerbeverbandspräsident Peter With ist klar: Weniger, dafür gezielte Massnahmen nützen langfristig mehr als ein Lockdown ohne Aussicht auf ein Ende.

Wie lange dauert der Lockdown in der Schweiz noch? Gemäss Stimmen aus dem Umfeld des Bundesrates wird in den kommenden Tagen wohl eher eine Verlängerung diverser Massnahmen angekündigt. Angedacht sind lediglich symbolische Öffnungen bei Museen und Zoos.

Für die Zentralschweizer Gewerbeverbände gehen diese Ankündigungen noch zu wenig weit, wie sie am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung festhielten. Sie fordern von der Politik einen konkreten Plan, um möglichst rasch zur Normalität zurückzukehren.

Dabei sei man bereit, selber entsprechende Massnahmen umzusetzen. zentralplus hat mit Peter With, Präsident des einflussreichen KMU- und Gewerbeverbandes Luzern, einen Ausblick auf die kommenden Wochen geworfen.

zentralplus: Herr With, Sie waren mehrere Jahre Präsident der SVP Stadt Luzern und sassen im Grossen Stadtrat. Seit Ihrem Rücktritt ist es allerdings etwas ruhiger geworden um Sie. Vermissen Sie die Politik?

Peter With: Nein, denn ich bin mittendrin. Wegen der Coronapandemie war 2020 sogar mein bisher intensivstes Politjahr. Als Verbandspräsident war ich fast ständig in Kontakt mit der Luzerner Regierung und wir waren als Verband eng in deren Entscheide eingebunden, während die Parteien wegen des Lockdowns zeitweise quasi ausgeschaltet waren.

«Es ist bisher gelungen, Konkurs- und Entlassungswellen zu verhindern.»

zentralplus: Und wie zufrieden sind Sie mit der Luzerner Regierung in den letzten Monaten?

With: Die Luzerner Regierung hat einen guten Job gemacht. Dass das erste Massnahmenpaket des Bundes Ende Jahr so rasch umgesetzt wurde, hat uns sehr gefreut. So waren erste Auszahlungen bereits im Februar möglich. Wegen des engen Zeitplans lief die Umsetzung der Massnahmen zwar nicht ganz so, wie wir erhofft hatten. Ich gehe aber davon aus, dass dies mit der Botschaft zum zweiten Massnahmenpaket noch angepasst wird.  

zentralplus: Und wie steht es aktuell um die KMU in Luzern? Wie hat sie Corona getroffen?

With: Die Zentralschweizer Unternehmen sind die Coronakrise mit einer zupackenden Haltung und der nötigen Zuversicht angegangen. Rasch wurden innovative und aufwendige Schutzkonzepte in den Betrieben umgesetzt. Die von der Kurzarbeitsentschädigung nicht gedeckten Personalkosten wurden übernommen und so blieben die Stellen erhalten. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer schossen privates Vermögen ein und stimmten als Inhaber einer teils massiven Verschuldung ihres Betriebs zu. Kreativ und dynamisch wurden neue Geschäftsideen angegangen und so die nötigen Umsätze erarbeitet. So ist es bisher gelungen, Konkurs- und Entlassungswellen zu verhindern.

«Wir dürfen nicht immer umgehend neue Massnahmen beschliessen, sobald es im Ausland irgendwo zu einem neuen Ausbruch kommt.»

zentralplus: Die Zentralschweizer Gewerbeverbände fordern nun, dass der Lockdown möglichst rasch aufgehoben wird. Wieso ist eine rasche Öffnung aus Ihrer Sicht wichtig?

With: Wir kommen langsam an einen Punkt, an dem die Gefahr besteht, dass die Bevölkerung nicht mehr mitmacht und sich nicht mehr an die Massnahmen hält. Denn die Menschen sehen ja, dass die Risikogruppen in absehbarer Zeit durchgeimpft sind. Wenn man dann aber trotzdem am Lockdown festhält, wird es unserer Meinung nach schwierig, das den Leuten zu erklären. Deshalb fordern wir, dass nun evidenzbasiert und aufgrund der Erfahrungen während der zwei Lockdowns entschieden und gehandelt wird.

zentralplus: Was meinen Sie damit?

With: Wenn wir unseren Fokus immer auf das Schlimmste richten, wird es sicher nicht einfach, aus dem Lockdown zu kommen. Deshalb sollten wir unsere Erfahrungen nutzen und so rasch wie möglich, aber so sorgfältig wie nötig, öffnen. Will heissen: Wir dürfen nicht immer umgehend neue Massnahmen beschliessen, sobald es im Ausland irgendwo zu einem neuen Ausbruch kommt. Die Frage, die sich dabei stellt, ist: Was muss jetzt getan werden, damit es nicht zu einem dritten Lockdown kommt?

zentralplus: Das sind andere Töne, als man sie von Ihrer Partei, der SVP, gewohnt ist. Diese geht ja insbesondere mit dem Bundesrat hart ins Gericht und verlangt ein sofortiges Ende des Lockdowns.

With: In der Tat. Unsere Forderungen sind weniger ultimativ und eher pragmatisch. Auch sollen sie wie gesagt keineswegs als Vorwurf an die Regierung verstanden werden. Vielmehr soll bei den Massnahmen der Grundsatz «Weniger ist mehr» gelten. Wir sind überzeugt, dass die Leute die nach wie vor absolut wichtigen Abstands- und Hygieneregeln besser einhalten, wenn es gezielte Lockerungen gibt und der private sowie der berufliche Alltag wieder normaler werden.

«Es wäre vorstellbar, dass die Betriebe für ihre Angestellten Impftermine organisieren.»

zentralplus: Sie sprechen den beruflichen Alltag an. Funktioniert das Home-Office bei den Betrieben in Luzern nicht?

With: Es gibt viele Unternehmen, bei welchen es tatsächlich nicht optimal ist und die Rückkehr an den Arbeitsplatz wichtig wäre. Vor allem Konferenzen und Besprechungen sind online nicht in der gleichen Qualität durchführbar wie im direkten Kontakt. Auch die Erreichbarkeit für die Kunden ist oft nicht so einfach. Wichtig sind aber auch Branchen wie die Gastronomie, die Event-Branche oder der Detailhandel. Dort warten ebenfalls hunderte Angestellte darauf, endlich wieder arbeiten zu können.  

zentralplus: Laut den Gewerbeverbänden sind die Betriebe bereit, sich an Test- und Impfaktionen zu beteiligen. Werden die Firmen also zu Testzentren?

With: Bei dieser Ankündigung geht es darum zu signalisieren, dass die Unternehmen bereit sind, entsprechende Massnahmen umzusetzen, wenn die Regierungen im Gegenzug Lockerungen in Aussicht stellen. Da Tests heute rascher und einfacher verfügbar sind, können wir uns durchaus vorstellen, dass Mitarbeitende bei Bedarf im Betrieb einen Coronatest machen. Ebenso wäre vorstellbar, dass die Betriebe für ihre Angestellten Impftermine organisieren.

Die Betriebe sind auch laufend daran, ihre Schutzkonzepte den neuen Erkenntnissen und Gegebenheiten anzupassen. Die Zentralschweizer Unternehmen sind jedenfalls hoch motiviert, den aktuellen Lockdown schnellstmöglich zu überwinden und sich zusammen mit der Bevölkerung so aufzustellen, dass auch kommende neue Mutationen und entsprechende Infektionsanstiege ohne Schliessungen überstanden werden können. Es braucht also den unbedingten Willen, so schnell wie möglich aus dem Lockdown zu kommen und wieder einen krisen-tauglichen Alltag zu schaffen.

Die Zentralschweizer Gewerbeverbände fordern eine Strategie für den Ausstieg aus dem Lockdown:

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Hermetschweiler
    Hermetschweiler, 11.02.2021, 20:35 Uhr

    Spucktest gibt es bereits auf dem Markt , aber die Schweiz verlangt eine nochmalige Prüfung der Test. Es geht nur um den Profit , damit sich die Pharmafirmen Millionen einstreichen können. Die Firmen sterben in Anstand .
    G

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  • Profilfoto von Leo
    Leo, 09.02.2021, 13:02 Uhr

    Was soll das bringen, wenn ein erfolgloser Ex-Politiker auch noch seinen Senf beiträgt?

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    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 10.02.2021, 17:29 Uhr

      Das Gefühl, wichtig zu sein und es «denen» wieder mal so richtig gesagt zu haben. Quasi in der Beiz auf den Tisch hauen, aber dafür noch fotografiert werden und «i de Ziitig cho». Wahnsinn! Jetzt aber hallo!

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