Weshalb ihr Überleben für die Stadt wichtig ist

Coronakrise: Luzerner Clubs dürften mit blauem Auge davonkommen

Das Bild täuscht: Trotz geöffneter Tür bleibt auch der Luzerner «Rok Klub» noch einige Wochen geschlossen. (Bild: ida)

Der Lockdown und die weiterhin geltenden Schutzbestimmungen treffen auch die Luzerner Nachtclubs hart. Dennoch blickt man einigermassen optimistisch in die Zukunft. Denn für die hiesige Szene es ist wichtig, dass die bestehenden Lokale die Corona-Krise überleben.

Am Mittwoch gab der Bundesrat weitere Lockerungsschritte bekannt, was das öffentliche Leben betrifft. Was viele wohl sehnsüchtigst erwartet haben, ist wieder erlaubt: das Tanzen und Feiern in Nachtclubs und Discos. Denn diese dürfen nach dem kompletten Lockdown wieder öffnen – eigentlich.

Wie die CH-Media-Zeitungen am Donnerstag berichtete, dürfte dies aber kaum irgendwo in der Schweiz der Fall sein. Die schweizerische Club-Vereinigung kam zum Schluss, dass die meisten Clubs und Musik-Bars trotzdem weiterhin geschlossen sein werden. Grund sind nach wie vor geltende Schutzbestimmungen, wonach sich unter anderem über den Tag verteilt nicht mehr als 300 Menschen im Lokal aufhalten dürfen. Das Hauptproblem ist aber, dass die Polizeistunde um Mitternacht immer noch gilt.

Wirtschaftliche Situation ist schwierig

Was heisst das also für die Luzerner Clubs? Werden sie trotzdem bis zur Polizeistunde öffnen, um den Schaden möglichst gering zu halten, und wie hat sie der Lockdown grundsätzlich getroffen? Können sie den wirtschaftlichen Schaden verkraften und überleben?

Ein Blick in die Berner Clubszene lässt die auch in Luzern gehegten Befürchtungen nicht kleiner werden. «Die nächsten Monate werden nicht alle überleben», sagte Max Reichen, Präsident der Berner Bar- und Clubkommission gegenüber dem «Bund». Es sei deshalb entscheidend, inwiefern der Staat während der kommenden Monate Unterstützung bietet, und ob es im Herbst, wenn sich das Feiern wieder nach drinnen verlagert, zu einer zweiten Welle kommt.

Grosse Luzerner Clubs bleiben zu

Eine kurze Umfrage bei ausgewählten Luzerner Clubbetreibern zeichnet ein ähnliches Bild. So sagt Philipp Kathriner vom «Rok» an der Seidenhofstrasse: «Es mag sein, dass eine Öffnung für gewisse Betriebe Sinn macht. Wir sind aber ein Nachtclub und keine Abendveranstaltung.»

«Der dauernde Mittelabfluss und die unsichere Zukunft schlagen sehr aufs Gemüt.»

Philipp Kathriner, Geschäftsführer «Rok Klub»

Und Philipp Waldis, Geschäftsführer des Vegas-Clubs in Kriens und des «Lounge & Gallery» in Zug, ergänzt. «Eine Öffnung bis Mitternacht macht keinen Sinn. Dies entspricht einem unproduktiven Lockerungsschritt, wie wenn man einem Skilift nur den Betrieb im Sommer erlauben würde.» Fazit: Eine Öffnung rechnet sich nie und nimmer. Beim «Rok» hofft man aber, spätestens Anfang Juli wieder starten zu können. Das «El Cartel» an der Haldenstrasse liess eine Anfrage unbeantwortet.

«Bar59»: Von der Schliessung zur Öffnung und zurück

Geöffnet ist derzeit die «Bar59» an der Industriestrasse. Bis Mitte dieser Woche war auch das Programm mit einzelnen Events für die kommenden Wochen aufgeschaltet. «Am Samstag verabschieden aber auch wir uns in die Sommerpause», sagt Betreiber Nicolas Gomez auf Anfrage.

Auch er nennt die gleichen Gründe. Wie und ob es weitergeht, kann er aktuell nicht sagen. Denn die Zukunft hänge unter anderem davon ab, ob es ein Entgegenkommen seitens der Vermieterin gibt und welche Schritte zur Stützung der Branche die Behörden in den kommenden Wochen unternehmen. Für Panik wäre es aber noch viel zu früh. Ähnlich tönt es auch bei den anderen Clubs, die wie die «Bar59» unter anderem Kurzarbeitsentschädigung beantragt haben.

In der «Bar59» an der Industriestrasse war die Hoffnung gross, dass es bereits im Juni weitergeht. (Bild: bic)

«Vegas»-Chef zeigt sich pragmatisch

Dass der Lockdown der vergangenen Monate die Clubs hart getroffen hat, bestätigt man wenig überraschend auch in Luzern: «Die Krise trifft uns sehr empfindlich, insbesondere da mit den Monaten März und April eine sehr umsatzstarke Zeitspanne ins Wasser fiel», sagt «Rok»-Chef Philipp Kathriner. Da man in den vergangenen Jahren jedoch konstant gut gewirtschaftet habe, habe man Reserven bilden können. «Der dauernde Mittelabfluss und die unsichere Zukunft schlagen aber sehr aufs Gemüt.»

«Das Verlangen nach Nachtleben steigt und artet in zahlreichen illegalen Veranstaltungen aus.»

Philipp Waldis, Geschäftsführer «Vegas Club»

Obwohl auch «Vegas»-Geschäftsführer Philipp Waldis mit den Vorgaben des Bundes hadert, gibt er sich pragmatisch. «Leider gibt das Coronavirus den Takt vor.» So entscheide folglich nicht die Politik, sondern alleine die pandemische Lage, wann eine Wiedereröffnung aus sozialer Sicht zu verantworten ist. «Für die volle Normalität braucht es vermutlich einen Impfstoff oder eine Herdenimmunität von mindestens 70 Prozent der Bevölkerung», blickt er in die Zukunft. Wichtig sei, dass sich die Gäste sicher fühlen können und man nicht einen kontraproduktiven Beitrag zur Bekämpfung des Virus leiste.

«Ich gehe davon aus, dass die Clubs, die seit fünf oder mehr Jahren existieren und von Leuten mit Erfahrung und Know-how geführt werden, mit ein paar blauen Flecken davonkommen werden.»

Alex Flach, Szene-Kenner und Club-Promoter

Eine überwachte Öffnung mit Auflagen habe jedoch auch Vorteile für die Gesellschaft. «Das Verlangen nach Nachtleben steigt und artet in zahlreichen illegalen Veranstaltungen aus. Dort gibt es weder Mindestabstände noch ein Corona-Tracing», warnt Waldis. Ein geregelter und verantwortungsbewusster Clubbetrieb könne deshalb die Behörden entlasten und ermögliche das Feiern in einem kontrollierbareren Rahmen. Dem Partyvolk werde man jedenfalls auch nach Corona erhalten bleiben.

Es ist wichtig, dass erfolgreiche Clubs überleben

Den Teufel an die Wand malen will auch Szene-Kenner und Club-Promoter Alex Flach nicht. «Ich gehe davon aus, dass die Clubs, die seit fünf oder mehr Jahren existieren und von Leuten mit Erfahrung und Know-how geführt werden, mit ein paar blauen Flecken davonkommen werden.»

Sollte es am einen oder anderen Ort dennoch zu einer definitiven Schliessung kommen, würden sich wohl ziemlich rasch neue Pächter finden lassen, sagt Flach. «Ob die sich dann halten, steht auf einem anderen Blatt. Das Nachtleben zieht leider noch immer Träumer an, die denken so ein bisschen Party machen, da verdient man sich doch eine goldene Nase». Denn das Nachtleben sei nichts anderes als Gastronomie und die Nase hätten sich in diesem Bereich schon vor der Krise nur sehr wenige vergolden können, so Flach.

Für das Luzerner Pflaster lässt sich also hoffen, dass die bestehenden, beliebten und erfolgreichen Clubs auch nach Corona bestehen bleiben. Leere Lokale dürften für das urbane Leben in der Stadt wenig förderlich sein. Denn schon vor Corona gab es immer wieder Wochenenden, an denen Luzerns Nachtleben nur schwer zu erkennen war.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 31.05.2020, 08:31 Uhr

    Die grossen Clubs welche momentan wegen der Polizeistunde geschlossen bleiben dürfen das auch gerne danach tun. Wer nicht kreativ sein will bekommt die Quittung.

    Liebe Luzernerinnen und Luzerner; besucht die kleinen Bars und trägt aktiv zu einer gesunden Beizenkultur mit; die grossen Szenelangweiler braucht keiner.

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