Ratschläge von einem Zuger Psychiatrie-Chefarzt

Corona-Panik? Diese Tipps beruhigen dich garantiert

Hamsterkäufe sind egoistisch, sagt Psychiatrie-Chefarzt Josef Jenewein. (Symbolbild: Adrian Infernus/Unplash)

Der Bund erklärt die «ausserordentliche Lage» für die Schweiz. Schulen, Läden und Beizen: Alles ist zu. Push-Nachrichten prasseln auf uns ein, das Gegenüber hustet und wir verfallen in Panik: Atme tief durch. Hier kommen Ratschläge von Josef Jenewein, Chefarzt der Klinik Zugersee, Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie. Seine Hinweise werden dich beruhigen.

Angst zu haben zu Zeiten des Corona-Virus ist normal. Nicht zuletzt ist Angst ein wichtiger Überlebensmechanismus (zentralplus berichtete).

Doch Angst kann kippen, wenn sie irrational wird. Wir haben den Zuger Chefarzt Josef Jenewein gefragt, wie man sich selbst und andere beruhigen kann.

Das sind seine Ratschläge:

1. Realitätskontrolle

Wer panisch wird, soll die Fakten checken, rät Jenewein. Und zwar mit zuverlässigen Quellen. Das Virus verläuft in den meisten Fällen – bei über 80 Prozent – ungefährlich. Am Corona-Virus stirbt nur ein kleiner Prozentsatz der Infizierten.

Weltweit wurde das Virus bei über 174'961 Personen nachgewiesen. Rund 77'658 Personen gelten als geheilt – das ist fast die Hälfte (Stand 16.03).

2. Die Angst ernst nehmen

Jemand anderen kann man nur beruhigen, wenn man das Gegenüber und dessen Angst auch ernst nehme. «Angst soll man nicht bagatellisieren», sagt Jenewein. Also nicht urteilen, sondern gut zuhören und fragen, wovor sich das Gegenüber fürchtet.

Wenn jemand panisch reagiert, könne der Hinweis helfen, dass man selbst auch besorgt oder sogar ängstlich sei. Und dass man selbst etwas gegen die Angst tun könne: Nämlich die empfohlenen Massnahmen einhalten.

Zur Person

Prof. Dr. Josef Jenewein ist seit 2018 Chefarzt der Klinik Zugersee, dem Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Klinik Zugersee ist eine Institution der Triaplus AG. Der 50-jährige Josef Jenewein arbeitete 2004 bis 2008 als Oberarzt und ab 2008 als Leitender Arzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsspitals Zürich. Jenewein ist Titularprofessor an der Universität Zürich.

3. Massnahmen einhalten

In Krisensituationen gilt es, sich selbst und die anderen zu schützen. Und gerade auch die Jungen sind es, die helfen können. «Abstand halten kann Leben retten und es ist eine Frage der Solidarität zwischen den Generationen», sagte Bundesrat Alain Berset nach der Krisensitzung am Montag. Denn wir sind nicht hilflos, sondern können gemeinsam dafür sorgen, dass die Ausbreitung des Virus so gut wie möglich begrenzt wird. Das betont auch Jenewein. Also:

  • Wasch dir häufig und gründlich die Hände (mindestens 30 Sekunden).
  • Fass dir nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht.
  • Huste und niese in deine Armbeuge oder in ein Taschentuch, das du danach entsorgst.
  • Bleib zu Hause, wenn du respiratorische Symptome hast – also Fieber und Husten.
  • Verzichte aufs Händeschütteln und halte Abstand zu anderen.

4. Risikogruppen schützen

«Die Angst, die man um seine Eltern oder Risikogruppen hat, kann man nicht völlig verharmlosen», sagt Jenewein. Es helfe, Ältere oder Menschen mit Herz- oder Lungenerkrankungen zu schützen, indem man sie weniger besuche und stattdessen miteinander telefoniere. Und wenn man einander besucht, soll man auf Distanz bleiben und die Hände regelmässig waschen.

Psychologin Dorothee Wilhelm sagte gegenüber der «Republik» zudem: Lass dich von Zahlen und Statistiken nicht beeindrucken! Zwar gibt es Risikogruppen, aber: «Für das Individuum ist jede Statistik subjektiv: 1 oder 0. Die Aufgabe ist schlicht, eine 1 zu bleiben», schreibt die «Republik». Also denk positiv: Das Corona-Virus kann dir nichts anhaben, du bleibst gesund – oder du wirst gesund.

«Hamsterkäufe sind irrational. Sie sind egoistisch und schädlich.»

5. Hamsterkäufe bringen nichts

In einer Krise können wir uns entsolidarisieren. Dabei ist es wichtig, nicht nur für sich selbst zu schauen, sondern auch für andere. Hamsterkäufe bewirkten das Gegenteil, sagt Jenewein. «Hamsterkäufe sind irrational; sie sind egoistisch und schädlich.»

Leergeräumte Regale bedeuten nicht, dass Lebensmittel knapp sind. Sondern lediglich, dass die örtliche Nachfrage den vorhandenen Bestand des betreffenden Ladens übersteigt. Der «Tagesanzeiger» berichtete, dass Lebensmittel, Medikamente, Benzin und industrielle Güter in den Schweizer Pflichtlagern gelagert werden. Damit könne die Bevölkerung drei bis vier Monate lang versorgt werden.

Lebensmittelläden und Apotheken sind nach wie vor geöffnet. Bundesrat Alain Berset betonte am Montag: Die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten ist sichergestellt. Du musst dir keine Notvorräte anlegen.

6. Keine Horrorszenarien: Alles geht vorbei

Die Schulen in der Schweiz sind geschlossen, so auch Discos, Bars, Kinos, Fitnesscenter & Co. Wir sollten uns bewusst sein, dass unser Leben zwar eingeschränkt wird. Dies aber nur zu unserem eigenen Schutz und zum Schutz der anderen. «Und alles ist nur vorübergehend und wird sich nach einer Zeit wieder normalisieren», so Jenewein.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Paul
    Paul, 17.03.2020, 12:29 Uhr

    > «Damit könne die Bevölkerung drei bis vier Monate lang versorgt werden.»
    Ja, klar und deshalb biegen sich auch die Regale voller Handdesinfektionsmittel und Hygienemasken.
    Ich glaube diesen Beschwichtigungsversuchen gar nicht mehr.
    Dieser Tage gibt es nur eine Gewissheit: Morgen ist alles noch viel schlimmer als heute.
    Und «Alles geht vorbei»: Jaja, fragt sich nur in wie vielen Monaten oder Jahren und ob dann noch ein Stein auf dem anderen steht.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 17.03.2020, 11:40 Uhr

    Die Hamsterkäufe gehen mir auch auf den Wecker. Fairerweise muss man aber sagen: Viele, die jetzt mehr einkaufen als sonst, handeln eigentlich rational. Sie legen einen Vorrat an, damit sie bei allfälligen Symptomen eine Woche allein daheim bleiben können, ohne wegen jedem Pack Spaghetti oder Liter Milch das Haus verlassen zu müssen. OK, beim WC-Papier kann man es auch übertreiben.
    Viel fragwürdiger finde ich aber das dämliche Verhalten verschiedener Altersschichten. Es sind nicht nur Junge, die sich um die Regeln foutieren, sondern auch erschreckend viele Alte. Wegen dieser Schwachköpfe zwischen 16 und 99 müssen wir um Spitalkapazitäten fürchten … und mit nochmals viel schärferen Regeln rechnen. Bleibt gopfertami einfach zu Hause!

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