Neue Studie aus Luzern

Corona-Pandemie: Impfskeptiker fühlen sich gesünder

Corona hin oder her: Die Impfbereitschaft ist bei über der Hälfte der Befragten stabil geblieben. (Bild: Emanuel Ammon/AURA/Kanton Luzern)

Impfskeptiker vertrauen auf ihre mentale Widerstandskraft – und die gesundheitliche Selbsteinschätzung beeinflusst die Impfbereitschaft. Das zeigt eine neue Studie der Luzerner Krankenkasse CSS. Besorgniserregend ist laut der Versicherung aber ein anderer Befund.

Wie geht es den Schweizern in dieser Corona-Pandemie? Dieser Frage ist die neuste CSS-Gesundheitsstudie nachgegangen, die das Forschungsinstitut Sotomo durchgeführt hat. Für die repräsentative Studie wurden online 2274 Personen in der ganzen Schweiz befragt, wie die CSS in einer Mitteilung ausführt. Die Krankenkasse mit Sitz in Luzern hat 2020 erstmals eine Gesundheitsstudie durchgeführt.

Die wichtigsten Resultate in fünf Punkten zusammengefasst:

Junge Erwachsene fühlen sich weniger gesund

Ein Viertel der Erwachsenen nimmt sich als nicht vollständig gesund oder gar als krank wahr. Der Anteil derjenigen, die sich als gesund oder sehr gesund einschätzen, ist in der Befragung vom Juni 2021 im Vergleich zum März 2020 gesunken – von 78 auf 73 Prozent. Auffällig ist die veränderte Selbsteinschätzung der jungen Erwachsenen: 26 Prozent nimmt sich als ungesund wahr – vor einem Jahr waren es noch 16 Prozent.

«Diese deutliche Veränderung zeigt, dass das Krisenjahr bei vielen jungen Erwachsenen zu einer direkten oder indirekten Belastung der Gesundheit geführt hat», schreiben die Verantwortlichen der Studie in einer Mitteilung.

Das zeigt sich insbesondere auch bei der psychischen Gesundheit. Den meisten geht es zwar immer oder meistens gut. Doch rund ein Viertel der Befragten schätzt das eigene emotionale Befinden als «durchzogen» oder «schlechter» ein. Der Anteil mit einem beeinträchtigten psychischen Wohlbefinden liegt bei den Frauen bei 32 und bei den Männern bei 20 Prozent.

Neben diesem Geschlechter- zeigt sich auch ein Altersunterschied. Besorgniserregend ist die Situation laut der CSS bei den jungen Frauen bis 30 Jahren. Die Hälfte von ihnen bezeichnet das eigene psychische Befinden als «durchzogen» oder noch schlechter.

Die negativen Auswirkungen sind am häufigsten bei jungen Menschen zu beobachten. So geben 38 Prozent von ihnen an, dass die Corona-Pandemie ihre Einsamkeit verstärkt hat. Fast ein Drittel sagt, dass sie depressive Verstimmungen verspüren und bei etwas mehr als einem Fünftel der 18-bis 35-Jährigen haben sich Angstzustände verstärkt. Dass die Jungen stärker betroffen sind, könnte laut Michael Hermann von Sotomo mit der fehlenden Resilienz zu tun haben. «Jüngere haben weniger gelernt, mit Krisensituationen umzugehen.»

Die Pandemie stärkt die Psyche der Robusten

Die Pandemie hat sich allerdings nicht nur nachteilig auf die mentale Gesundheit der Bevölkerung ausgewirkt. Bei 28 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz hat die Erfahrung der letzten 16 Monate die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisensituationen erhöht. Es handelt sich dabei meist um Personen, die sich selbst in einer guten psychischen Verfassung wähnen.

Menschen, denen es gut geht, geben häufiger an, dass ihre Widerstandsfähigkeit erhöht und ihre Lebensfreude geweckt worden ist. Die Mehrheit derjenigen, denen es nicht gut geht, leidet hingegen unter den Folgen der Pandemie: Fast die Hälfte berichtet von depressiven Verstimmungen und erhöhter Einsamkeit. Aber auch verstärkte Ängste und Hoffnungslosigkeit treten häufiger auf. Der einzige positive Effekt, der in dieser Gruppe überwiegt, ist der Abbau von Stress und Druck.

Das zeigt: Der Graben zwischen den psychisch Robusten und den weniger Resilienten ist grösser geworden.

Mangelndes Verständnis für Krankheiten und Leistungsdruck

Seit Pandemiebeginn dominieren Gesundheitsfragen die öffentliche Debatte. Trotzdem hat der Eindruck, mit einer Krankheit auf mangelndes Verständnis zu stossen, insbesondere bei jungen Erwachsenen stark zugenommen. Die Hälfte von ihnen gibt an, bereits eine Krankheit verschwiegen zu haben.

Mit deutlichem Abstand wird bei psychischen Erkrankungen mangelndes Verständnis erwartet. Eine Erklärung ist der empfundene Leistungs- und Gesundheitsdruck. Mehr als die Hälfte aller Befragten und fast drei Viertel der 18- bis 35-Jährigen fühlen sich unter Druck, immer gesund und leistungsfähig zu sein.

Viele lebten ungesünder

Die Pandemie hat sich auch auf die körperliche Situation ausgewirkt. Personen über 60 Jahre haben im Schnitt ein Kilo zugenommen, Personen unter 50 Jahren sogar 2,5 Kilo. Viele verbrachten mehr Zeit zuhause. Und tranken dabei auch gerne ein Glas mehr. Der Alkoholkonsum sei leicht angestiegen, zeigt die Studie. Und: Auch das Rauchen nahm zu.

Impfskeptiker vertrauen auf ihre mentale Widerstandskraft

Ein viel diskutiertes Thema sind derzeit die Impfungen – auch bei der CSS-Gesundheitsstudie. Insgesamt halten sich Personen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen, für gesünder als Personen, die bereits geimpft sind oder dies baldmöglichst tun möchten. Offenbar trägt die Selbstwahrnehmung dazu bei, die Impfbereitschaft zu senken. Impfkritische sind eher der Meinung, dass die eigene Einstellung wichtig ist für Gesundheit und Krankheit.

Zudem finden 78 Prozent der Personen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen möchten, dass Long Covid in der Diskussion aufgebauscht wird. Ganz anders ist die Wahrnehmung bei den Befürwortern: 45 Prozent der Geimpften halten die generelle Einschätzung von Long Covid für zutreffend – 39 Prozent gehen sogar davon aus, dass die Langzeitfolgen eher verharmlost werden.

Grundsätzlich lässt sich sagen: Mit fast 60 Prozent sagen über die Hälfte, dass die Pandemie ihre Impfbereitschaft nicht beeinflusst hat. Menschen über 65 Jahren lassen sich aufgrund der Corona-Erfahrungen eher impfen, bei jungen Menschen ist die Impfbereitschaft eher gesunken.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


4 Kommentare
  • Profilfoto von Enrico Ercolani
    Enrico Ercolani, 26.08.2021, 16:08 Uhr

    Über 50% haben sich in der Schweiz impfen lassen. Die Motivation dafür ist klar:
    1. Damit sie selber nicht, oder nicht schwer erkranken.
    2. Dass man möglichst niemanden ansteckt (Solidarität)
    3. Damit man seine Freiheiten zurück bekommt.

    Die Impfverweigerer sind massgeblich an der heutigen Situation schuld! Wären sie geimpft, hätten wir unsere Freiheiten längst zurück! Deshalb, Hauptleidtragende sind die Geimpften, die heute für Sie unnötige Massnahmen mitmachen müssen.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Stefan Kuster
    Stefan Kuster, 25.08.2021, 15:48 Uhr

    Wird der Druck auf körperlich gesunde Menschen weiter erhöht, steigt die Zahl derer, die sich dadurch psychisch angeschlagen fühlen.
    Diese falsche Corona Politik führt also nicht zu mehr Gesundheit, sondern zu mehr sich krank fühlenden Menschen. Und dafür muss nicht nur die Politik gerade stehen, sondern alle, die meinen mit ihrem Impfwahn die Menschheit drangsalieren zu müssen.
    Total verkehrte Welt…

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Michel von der Schwand
      Michel von der Schwand, 25.08.2021, 19:18 Uhr

      Die Minderheit drangsaliert die Mehrheit. Jede Handlung zieht eine Konsequenz mit sich. Die Minderheit macht was sie will und ist nicht bereit, dafür die Konsequenzen zu tragen. Gut, dass endlich zurück drangsaliert wird.

      👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Tobias Mueller
    Tobias Mueller, 25.08.2021, 15:34 Uhr

    Wobei wir wieder bei dem Punkt sind, welcher die postfaktische Argumentation definiert: Fühlen und Wissen ist nicht dasselbe.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon