Ab Mitte Mai spielt das Alter keine Rolle mehr

Corona: Die wichtigsten Antworten zum Impfplan im Kanton Luzern

Regierungsrat Guido Graf vor dem Impfzentrum Willisau, das seit Kurzem in Betrieb ist. (Bild: laj)

In rund zwei Wochen werden im Kanton Luzern auch Junge zur Corona-Impfung zugelassen. Doch wer kommt wann an die Reihe? Reicht es für die Sommerferien im Ausland? Und lohnt sich der «Impf-Tourismus»?

Jetzt geht es plötzlich zackig: Nachdem wochenlang die fehlenden Impfdosen die Schlagzeilen prägten, werden im Kanton Luzern bald bereits auch jüngere Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Ab Mitte Mai erhalten schrittweise alle Angemeldeten – unabhängig ihres Alters – einen ersten Impftermin (zentralplus berichtete).

Das eröffnet viele Fragen: Nach welchen Kriterien werden die Plätze vergeben? Wo erfahre ich, wann ich dran bin? Und wieso erhalten nicht die Jungen den Vortritt, wie das teilweise gefordert wird (zentralplus berichtete)?

zentralplus hat bei Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) nachgefragt und die Fragen auf die zehn wichtigsten Antworten zusammengetragen.

1. Wieso geht es plötzlich so schnell?

Lange war die Impfstoff-Pipeline verstopft – nun läuft es. Im Kanton Luzern wurde die Moderna-Lieferung von 24'000 Dosen für Mai bestätigt. Deshalb öffnet der Kanton Luzern in rund zwei Wochen die Impftermine für alle. «Wir reagieren mit der Öffnung des Impfplans auf die angekündigte Menge an Impfstoff, die wir erhalten», sagt Graf.

2. Ist die Gefahr, dass Impftermine wieder abgesagt werden müssen, nun gebannt?

Die Gefahr, dass Impftermine mangels Nachschub wieder verschoben werden müssen, ist zwar kleiner, aber nicht vom Tisch. «Wir müssen uns auf die Ankündigungen des Bundesamts für Gesundheit verlassen», so Graf. «Wir können nur verimpfen, was wir erhalten – aber das zügig.» 

3. Wie viele sind angemeldet?

Im Impfzentrum Luzern sind laut Guido Graf derzeit 113’000 Personen angemeldet, im Impfzentrum Willisau 27’000. Der Luzerner Gesundheitsdirektor ist mit dem Stand der Anmeldungen sehr zufrieden.

4. Wieso kommen zuerst die 55- bis 64-Jährigen an die Reihe?

Bei ihnen sei das Risiko eines schweren Verlaufs grösser, begründete der Kanton am Freitagmorgen in einer Mitteilung (zentralplus berichtete). «Wir haben uns aufgrund der Analyse der aktuellen Belegung im Spital und insbesondere auf der Intensivstation für diese Abstufung entschieden», sagt Guido Graf. In den letzten Wochen sank der Altersdurchschnitt bei den hospitalisierten Covid-Patienten, auch in Luzern. Das ist darauf zurückzuführen, dass viele ältere Personen, die in der zweiten Welle im letzten Herbst auf den Intensivstationen gepflegt werden mussten, inzwischen bereits geimpft sind.

5. Wieso gibt es keine weiteren Abstufungen nach Alter?

«Wir legen den Fokus darauf, alle Dosen möglichst schnell zu verimpfen», sagt Graf. Zudem gebe es derzeit relativ viele Infektionen bei jüngeren Menschen. «Wir haben ein Interesse daran, die Impfungen für sie zu öffnen», sagt der Luzerner Regierungsrat. Nicht zuletzt, weil diese Altersgruppe extrem mobil sei.

«Mit der jetzigen Öffnung haben auch Junge die Chance, schnell an einen Impftermin zu kommen.»

Und: Der Bund erlaubt jedem Kanton, im Monat Juni maximal drei Pilotprojekte von Grossanlässen in den Bereichen Kultur und Sport durchzuführen. «Auch die Jungen haben ein Bedürfnis und ein Anrecht, dabei zu sein», sagt Graf. Welche Anlässe durchgeführt werden, steht derzeit noch nicht fest.

6. Sollten nicht die Jüngeren zuerst an die Reihe kommen?

Es gibt Stimmen, die sagen: Die Jungen sind nun über ein Jahr zugunsten der Älteren zurückgestanden. Jetzt seien sie an der Reihe. Im Kanton Luzern ist diese Option diskutiert, aber verworfen worden. «Mit der jetzigen Öffnung haben auch Junge die Chance, schnell an einen Impftermin zu kommen», sagt Guido Graf und warnt: «Wir dürfen nicht eine Generation gegen die andere ausspielen.»

7. Wer kommt denn nun zuerst dran?

Es gilt: First come, first served. Wer sich früh angemeldet hat, erhält früher einen Impftermin. Wer erst jetzt das Formular ausfüllt, muss länger warten.

8. Wie erfahre ich, wann ich an der Reihe bin?

An welchem Platz in der Warteschlaufe man steht, gibt der Kanton nicht bekannt. «Wir haben die Idee eines Ticket-Systems wie bei der Post geprüft», sagt Guido Graf. Das wäre aber mit einem unverhältnismässig grossen Aufwand verbunden gewesen. Ob man also bereits im Juni oder erst nach den Sommerferien an der Reihe ist, erfährt man vorerst nicht.

Graf kündigt an, dass der Kanton voraussichtlich im Juni wieder näher über den Verlauf der Impfkampagne informieren wird. Bis dahin gilt: Ob man bald einen Termin erhält oder noch in der Warteliste bleibt, erfährt man nach der Online-Registrierung regelmässig per SMS.  

9. Wie lange dauert es, bis alle geimpft sind?

Guido Graf war einer der ersten Gesundheitsdirektoren der Schweiz, die sagten, die Impfkampagne werde bis im Herbst dauern. Daran ändert sich auch mit dem höheren Tempo im Mai nichts. «Wenn ich jetzt sehe, wie die Impfdosen vom BAG geplant werden, sehe ich mich in meiner Aussage bestärkt, dass es Herbst wird», so Graf. Genauere Prognosen könne man derzeit jedoch keine machen, das käme «dem Blick in die Glaskugel» gleich und hänge von diversen Faktoren ab.

10. Was ist mit dem Impftourismus?

Gemäss Medienberichten haben sich einige Leute in mehreren Kantonen angemeldet. Die Hoffnung: Irgendwo könnte es schneller gehen als in Luzern – was tatsächlich in Einzelfällen funktionierte, wie zentralplus weiss. Das ist nicht verboten. Und laut Guido Graf für Luzern auch kein Problem. «Wir haben den Grundsatz: Wer im Kanton Luzern arbeitet oder wohnt, soll sich bei uns anmelden können.» 

Allzu gern gesehen wird das aber offensichtlich nicht. Seit Kurzem ploppt bei der Registrierung im Kanton Luzern ein Fenster auf mit der Frage: «Sind Sie im Kanton Luzern wohnhaft?». Immerhin muss man auf «Ja» klicken, um weiterfahren zu können.

Wer doppelgleisig fährt, wird zudem gebeten, sich wieder abzumelden, wenn er oder sie woanders einen Termin bekommt. «Wenn sich Leute an diversen Orten anmelden und den Termin nicht wahrnehmen, führt dies zu unnötigen und vermeidbaren ‹No-Shows›», sagte David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport gegenüber «20 Minuten». «Ansonsten könnte die Situation entstehen, dass Impfstoff vernichtet werden muss.»

Wo man sich anmelden kann

Anmeldungen zum Impfen in einem kantonalen Impfzentrum sind über die Webseite des Kantons möglich. Zusätzlich nehmen auch rund 70 ausgewählte Arztpraxen im Kanton Luzern Impfungen vor. Die kantonalen Impfzentren verschicken den Impftermin jeweils per SMS. Dort ist jeweils auch geschrieben, wo man geimpft wird.

Für Fragen steht die kantonale Impf-Hotline zur Verfügung. (Telefon 041 228 45 45; Öffnungszeiten: Montag–Freitag 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr).

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Johann Biks
    Johann Biks, 30.04.2021, 19:00 Uhr

    Mitbewohner von Risikopersonen sind also völlig vergessen gegangen?

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 01.05.2021, 08:59 Uhr

      Wie wärs mit selber aktiv werden?

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