Luzern zählt beim Contact Tracing auf Lungenliga

«Corona-Detektive» sind wieder im Einsatz

Brigitta Arnold von der Lungenliga Schweiz steht im Kontakt mit Personen die am Coronavirus erkrankt sind. (Bild: ios)

Wer sich mit dem Coronavirus infiziert, wird von den Behörden überwacht. Beim sogenannten Contact Tracing setzt der Kanton Luzern – wie Zug – auf die Unterstützung der Lungenliga.

Der nächste Lockerungsschritt steht vor der Tür: Am Montag öffnet wieder die ganze Palette des Detailhandels, dazu viele Restaurants und Cafés. Ebenso gehen Museen und Schulen wieder auf.

Um einen Anstieg der Ansteckungen zu verhindern, setzt der Bundesrat gleichzeitig auf das sogenannte Contact Tracing. Das heisst: Ab nächster Woche kontrollieren die Behörden wieder konsequent, wer sich bei wem angesteckt hat. Wer auswärts essen geht, muss beispielsweise seine Telefonnummer hinterlegen. So wissen die Kantone im Fall einer Ansteckung, wer mit wem am Tisch sass.

Bislang war Zug der einzige Kanton, der das Contact Tracing während der Coronakrise stets praktizierte. Im Rest des Landes gab man dies mit der Zunahme der Fälle rasch auf. Zu gross war der Aufwand. Inzwischen sind die Neuansteckungen jedoch gesunken, zuletzt auf unter 100 Fälle pro Tag. Auch im Kanton Luzern infizierten sich diese Woche nur noch wenige Menschen neu mit dem Virus (siehe Grafik).

Es bleibt eine aufwändige Sache

Der Bund hat die Kantone beauftragt, ab dem 11. Mai das Contact Tracing umzusetzen. Der Kanton Luzern hat bereits am letzten Montag, 4. Mai, wieder damit begonnen, sagt Kantonsarzt Roger Harstall. Wie Zug zählt auch Luzern dafür auf die Unterstützung der Lungenliga.

Die Arbeit der «Corona-Detektive» ist aufwändig. Der Luzerner Kantonsarzt rechnete kürzlich vor: «Bei nur fünf neuen Fällen pro Tag mit je rund zehn Kontaktpersonen entsteht ein Aufwand von 90 bis 100 Stunden pro Tag.» Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet gemäss einem Schreiben sogar mit 20 Kontakten pro infizierte Person, die jeweils einzeln benachrichtigt werden müssen. Klar ist darum: «Dies bindet erhebliche personelle Ressourcen, welche die Dienststelle auf die Dauer nicht alleine stemmen kann», sagt Roger Harstall (zentralplus berichtete).

Wer engen Kontakt hatte, muss in Quarantäne

Laut Harstall hängt der Personalbedarf von der Entwicklung der Fallzahlen ab. Heisst: Je mehr Fälle und je mehr Kontaktpersonen, umso mehr Personal wird benötigt. Von der Dienststelle Gesundheit und Sport seien derzeit drei Personen involviert. Dazu kommen weitere drei bis fünf Personen von der Lungenliga Zentralschweiz sowie dem Zivilschutz.

Wird ein Patient positiv auf das Coronavirus getestet, erhält die zuständige Dienststelle des Kantons eine Meldung, entweder vom Bundesamt für Gesundheit, dem Labor oder dem behandelnden Arzt. Die Meldung wird dann an die Lungenliga weitergeleitet. Deren Mitarbeiterinnen rufen anschliessend den Patienten an, um herauszufinden, mit wem er engen Kontakt hatte, bevor sich die Symptome zeigten. Denn besonders in dieser Phase ist das Ansteckungsrisiko hoch.

«Infizierte Personen bleiben isoliert, bis sie für 48 Stunden keine Symptome mehr haben, jedoch mindestens zehn Tage.»

Roger Harstall, Luzerner Kantonsarzt

«Diese Kontaktpersonen werden dann ebenfalls kontaktiert, unter Quarantäne gestellt und regelmässig befragt», sagt Harstall. Zeigen auch sie Symptome, werden sie getestet und bei positivem Resultat isoliert. In diesem Falle zieht das Ganze weitere Kreise: Denn auch diese Person wird dann gefragt, mit wem sie engen Kontakt hatte.

Doch was heisst enger Kontakt? Das Bundesamt für Gesundheit definiert dies folgendermassen: «Als enge Kontaktperson gilt, wer zu einem bestätigten Fall während der infektiösen Zeitspanne (d.h. nach Auftreten der Symptome und 48 Stunden davor) engen Kontakt hatte. Das heisst während mehr als 15 Minuten weniger als zwei Meter Abstand ohne Schutzmassnahmen wie Hygienemaske oder Trennscheibe.»

Infizierte Personen bleiben laut Harstall isoliert, bis sie für 48 Stunden keine Symptome mehr haben, jedoch mindestens zehn Tage. Die Quarantäne dauert ebenfalls zehn Tage. Die Kantone müssen auch überwachen, ob die Betroffenen dem Folge leisten.

App vorerst nur als Testversion

Nebst dem klassischen Contact Tracing soll eine neue App die Nach­verfolgung der Corona-Infektionen erleichtern. Sie soll bereits demnächst verfügbar sein – vorerst allerdings in einer Testversion. Das Bundesparlament hat an der ausserordentlichen Session diese Woche eine gesetzliche Grundlage verlangt.

Die Idee der App: Wer sich registriert, wird alarmiert, sobald sich jemand aus dem Kreis seiner physischen Begegnungen infiziert. Dafür registriert die App mittels Bluetooth die Geräte, in deren Nähe man sich während der potenziell gefährlichen Dauer bewegt hat. Die Verantwortlichen garantieren, dass die Daten anonymisiert und dezentral gespeichert werden. Ob man die App installieren will, soll freiwillig bleiben.

Wie weiter mit dem Notspital?

Bett an Bett, militärgrün und orange, ein Hauch von Feldlazarett: Am 6. April ist das Notspital im Paraplegikerzentrum Nottwil aus der Taufe gehoben worden. Als Reserve für die weniger gravierenden Coronafälle sind innert Kürze 200 Betten aufgebaut worden (zentralplus berichtete).

Es war ein starkes Signal an die Bevölkerung: Bilder wie in Norditalien wollte man unbedingt vermeiden. Das gelang auch. Die Kapazitäten in den Spitälern reichten bislang aus (zentralplus berichtete).

Inzwischen ist die Zahl der Infektionen deutlich gesunken. Das BAG vermeldete am Donnerstag 66 neue Ansteckungen im Vergleich zum Vortrag. Damit hält sich diese Zahl seit mehreren Tagen konstant unter 100. Im Kanton Luzern sind seit Anfang Mai nur gerade sieben neue Ansteckungen gezählt worden. Aktuell befinden sich sechs Corona-Patienten in der Intensivpflege.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie geht es nun mit dem Medical Center weiter? Ist es denkbar, dass das Notspital nie von einem Patienten genutzt wird? Das Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons lässt die Fragen aktuell unbeantwortet – und verweist auf eine Medieninformation, die nächste Woche erfolge.

Erinnert an ein Feldlazarett: Das Medical Center in Nottwil. (Bild: ida)
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