So wirkt sich Corona auf die Läden aus

City-Vereinigung Luzern: «Der Branchenmix ist sehr positiv»

Die Frequenzen in der Altstadt sind immer noch tief. Lucas Zurkirchen von der City-Vereinigung Luzern hofft darum auf ein gutes Weihnachtsgeschäft. (Bild: jal / zvg)

Gemäss einem Monitoring im Auftrag der Stadt Luzern haben sich sowohl der Branchenmix als auch die Mietpreise in der Stadt zwischen 2019 und 2020 kaum verändert. Ist der Einfluss der Pandemie auf die Geschäfte in der Innenstadt gar nicht so schlimm, wie immer behauptet wird?

«Lädelisterben» ist ein Wort, das in Luzern gerne verwendet wird, um die Prozesse in der Innenstadt zu beschreiben. Der Diskurs ist klar: Kleine, lokale Läden müssen auf Kosten internationaler Schmuck- und Uhrenläden reihenweise dicht machen. Zudem herrscht das Bild vor, dass die Corona-Pandemie das Lädelisterben beschleunigt. Aufrufe mittels Hashtag #SupportYourLocalBusiness oder der Shop-Local-Day sollen auf die Problematik aufmerksam machen und die Bevölkerung animieren, wieder vermehrt lokal einzukaufen (zentralplus berichtete).

Zahlen aus einem Monitoring der Stadt Luzern zum Branchenmix zeigen aber ein anderes Bild. Erstens ist der Branchenmix in Luzern seit 2018 stabil: Rund 50 Prozent der Geschäfte in der Altstadt sind lokale Marken, während die andere Hälfte internationale Ketten sind (zentralplus berichtete). In der Stadt insgesamt sind circa zwei Drittel der Läden in lokalem Besitz, was dem Wert anderer Schweizer Städte entspricht.

Zweitens kam es 2020 kaum zu Ladenschliessungen. So wurden 2020 nur 36 Filialen geschlossen, während 19 Filialen neu ihre Türen öffneten. Im Vorjahr kam es zu 81 Schliessungen und 69 Neueröffnungen, was einer deutlich höheren Aktivität entspricht. Ist das Lädelisterben in Luzern also nur ein Märchen? Und ist der Einfluss der Pandemie auf die Läden gar nicht so schlimm, wie immer behauptet wird?

Branchenmix und Mietpreise bleiben stabil

Lucas Zurkirchen, zuständig für das Ressort Politik bei der City Vereinigung Luzern, hat auf diese Fragen zwei unterschiedliche Antworten. Einerseits kontert er die Kritik, dass in Luzern viele kleine Läden auf Kosten der Schmuckgeschäfte schliessen müssten: «Vor Corona war eine Tendenz in diese Richtung spürbar. Dies ist jetzt jedoch völlig anders. Die Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung eine verzerrte Wahrnehmung des Branchenmixes hat. Aus unserer Sicht ist der Mix der Geschäfte – mit zur Hälfte lokalen Geschäften und zur Hälfte Ketten – in Luzern ausgewogen und das ist sehr positiv.» Schliesslich brauche es für einen guten Mix sowohl lokale Läden als auch internationale Ketten, betont Zurkirchen.

Auch in Bezug auf die Mietpreise der Läden lasse sich kein direkter Einfluss der Corona-Pandemie feststellen. Zwar wurden 2020 die ganz teuren Mieten günstiger und die ganz günstigen Mieten etwas teurer (zentralplus berichtete). Doch ein Grossteil der Mietpreise ist trotz Pandemie bisher stabil geblieben: «Die Mietpreise verhalten sich eher träge. Erst im nächsten Monitoring wird zu sehen sein, welchen Einfluss die Pandemie auf die Mietpreise hatte», erklärt Zurkirchen.

«Viele Läden machen einfach das Nötigste, um zu überleben.»

Lucas Zurkirchen, Vorstandsmitglied City-Vereinigung Luzern

Doch die Geschäfte spüren die Auswirkungen der Corona-Pandemie sehr wohl schon jetzt, relativiert er. In Zahlen lasse sich dies aber nicht nachvollziehen. Die wenigen Schliessungen und Neueröffnungen von Läden im vergangenen Jahr würden mit den Massnahmen von Bund und Kanton zusammenhängen: «Das gesellschaftliche Leben war 2020 teilweise wie eingefroren. Darum die geringe Aktivität. Das trifft nicht nur auf den Luzerner Detailhandel zu, sondern auf die gesamte Wirtschaft», erklärt Zurkirchen. Doch er betont: «Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind frappant.»

Läden stehen unter Druck

Viele Läden würden derzeit von ihren Reserven leben. «Viele sind am Limit und kämpfen um das Überleben. Darum verzichten momentan viele auf den Abendverkauf, weil sich dieser für die Läden aktuell nicht lohnt.» Damit spricht Zurkirchen das gegenwärtige Hauptproblem in der Altstadt an: die tiefen Frequenzen. Es fehlen derzeit schlicht die Leute.

Für das Vorstandsmitglied der City Vereinigung ist klar, woran das liegt: «Die Touristen sind ein sehr wichtiger Faktor für die Mehrheit der Läden in der Stadt.» Die Zahl der Touristinnen, die durch die Gassen der Luzerner Altstadt flanieren und dabei ihr Geld in den verschiedenen Geschäften ausgeben, nimmt zwar langsam wieder zu. Doch hat sie das Niveau vor der Pandemie noch lange nicht erreicht (zentralplus berichtete).

Zurkirchen fasst darum zusammen: «Die gesamte Branche ist extrem unter Druck.» Gleichzeitig will er optimistisch bleiben. Mit der Weihnachtszeit steht für den Detailhandel die wichtigste Zeit des Jahres kurz bevor. Dank der Weihnachtsmärkte, die zum Teil wieder stattfinden können, und der Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt ist Zurkirchen zuversichtlich, dass das gesellschaftliche Leben in der Altstadt wieder aufblüht – und damit auch die Einnahmen der Läden höher sein werden.

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