Zug plante Zusammenarbeit

Chef von «RR Donnelley» ist seinen Job los

Der Hauptsitz von RR Donnelley Schweiz in Urdorf. (Bild: solothurnerzeitung.ch)

Das Steuerdaten-Scanning sorgte in Zug für heftige Diskussionen. Nun hat eine peinliche Indiskretion der US-Firma RR Donnelley Folgen für deren Chef. Er muss den Hut nehmen, weil er einem Solothurner SVP-Kantonsrat ein Wut-Mail schrieb: «Ihre Interpellation verstehe ich bestenfalls als schlechten Witz.»

Das Scanninng war in Zug heiss umstritten. Der Kanton wollte seine Steuererklärungen von einer privaten US-Firma namens «RR Donnelley» einscannen lassen. Vorleistungen, Geräte und Programme wurden eingekauft. Doch es bestanden von Anfang an Befürchtungen, die vertraulichen Daten könnten den Kanton ungewollt verlassen. Selbst der Zuger FDP-Präsident Jürg Strub gab der «NZZ» damals zu Protokoll: «Heikle Daten dürfen nicht an eine private Firma weitergegeben werden. Und schon gar nicht, wenn es sich um die Tochterfirma eines US-Unternehmens handelt.»    

Ende Oktober dann der Rückzug aus der geplanten Zusammenarbeit (zentral+ berichtete). Auf massiven Druck des Zuger Parlamentes hin beschloss der Zuger Regierungsrat, auf das externe Scanning von Zuger Steuererklärungen durch die amerikanische Firma zu verzichten. Die eingekauften Leistungen werden seitdem für interne Zwecke verwendet. Für Zug war die Sache somit erledigt. 

Chef schreibt pikantes E-Mail

Nun leistete sich der Chef von RR Donnelley Schweiz, Urs Birrer, in einem anderen Kanton einen folgenreichen Ausrutscher. Auch in Solothurn wurde die Zusammenarbeit mit der US-Firma von Politikern hinterfragt. Die Amerikaner scannen dort seit sieben Jahren sämtliche Solothurner Steuererklärungen ein. CEO Urs Birrer stolperte nun über ein Schreiben, das er an den Solothurner SVP-Kantonsrat Manfred Küng gemailt hatte. Küng hatte im November 2013 eine Interpellation eingereicht, in der er kritische Fragen zur Firma RR Donnelley stellte. 

Der Vorstoss war eigentlich längst erledigt, als sich Donnelley-Chef Urs Birrer letzten Dezember in einem Mail an den Interpellanten wandte, ihn darin beschimpfte und subtil bedrohte. «Ihre Interpellation verstehe ich bestenfalls als schlechten Witz», schrieb Birrer, wie die «Solothurner Zeitung» damals berichtete. «Zudem habe ich jetzt Google-Alert mit ihrem Namen aufgeschaltet und werde sie aus der Ferne beobachten», hiess es im Schreiben weiter.

Entschuldigung beim Landammann

Ausserdem liess sich Birrer zu abschätzigen Bemerkungen hinreissen wie «…nur kann man halt damit keine dümmliche SVP-Politik machen». Das E-Mail hatte ein Nachspiel. Am Dienstag teilte nun die Solothurner Regierung mit, die Firma RR Donnelley Schweiz habe sich von Urs Birrer getrennt. Das Management der Firma habe den Solothurner Landammann Roland Heim über seine Freistellung orientiert. Eine Zweier-Delegation des Managements habe zudem persönlich beim Landammann vorgesprochen und sich für das Verhalten des ehemaligen CEO entschuldigt.

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