Immer Ärger in Littau

Cheerstrasse wird nochmals teurer

So soll es an der Cheerstrasse dereinst aussehen. (Visualisierung: Stadt Luzern)

Politischer Druck und der Wunsch, Konfrontation zu vermeiden, haben dazu geführt, dass die Verlängerung der Cheerstrasse in Littau sich weiter verzögert. Ein zweiter Zusatzkredit wird nötig. Nach einem neuen Gutachten geben sich Baudirektion und Tiefbauamt selbstkritisch.

So kompliziert dürfte es eigentlich nicht sein. Die Cheerstrasse verbindet das Quartier Littau Dorf mit dem Littauerboden. Um den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit zu verbessern, wird eine Umfahrungsstrasse realisiert.

Nur: Der Verkehr müsste eigentlich schon seit zwei Jahren über die Umfahrung rollen. Die existiert aber nicht. Hauptgrund: Bereits zum zweiten Mal wurden die Kosten zu tief berechnet.

Um Millionen verschätzt

Die Wurzeln des Dauerärgernisses liegen über zehn Jahre zurück. 2009 hiessen die Stimmberechtigten der Gemeinde Littau (heute Luzerner Ortsteil) die Erweiterung der Cheerstrasse gut. Konkret wurde ein Kredit über 13,8 Millionen Franken gutgeheissen.

Nach der Fusion mit der Stadt Luzern im Jahr 2010 wurde klar, dass der Kredit zu tief angesetzt war. Nach der Fusion Littau-Luzern hat der Stadtrat entschieden, den Bau aus finanziellen Gründen zu verschieben, da er die Schulraumoffensive unter anderem mit dem Neubau des Schulhauses Staffeln höher gewichtete. 2015 wurde die Planung wiederaufgenommen. 2017 hiess das Luzerner Stimmvolk einen entsprechenden Zusatzkredit über 4,8 Millionen Franken gut.

Dieser Zusatzkredit war aber immer noch zu tief angesetzt, wie sich zeigte. Ein weiterer Zusatzkredit muss Anfang 2021 beim Grossen Stadtrat beantragt werden.

Projekt zu wenig hinterfragt

Wie konnte das passieren? Eine von der Stadt in Auftrag gegebene externe Untersuchung bringt nun Licht in die Sache – und stellt sowohl dem ehemaligen Littauer Gemeinderat wie auch der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus.

Hauptkritik an der Stadt: Das ursprüngliche Projekt von 2009 wurde zu wenig hinterfragt und aktualisiert. Die städtische Baudirektion und das Tiefbauamt hätten den Bericht nun analysiert, teilt die Stadt mit. Beide Stellen geben sich selbstkritisch.

Direktion übte hohen Druck aus

Die Umwelt- und Mobilitätsdirektion komme nach der Analyse des Expertenberichts zum Schluss, «dass sie mitverantwortlich ist, dass das überarbeitete Projekt nicht die geforderte Tiefe hatte und der Kredit von 2017 zu tief angesetzt wurde», heisst es in der Mitteilung. Und weiter: Sie habe aus politischen Überlegungen – «vor allem aus Respekt für den Volksentscheid der vormaligen Gemeinde Littau» – den Auftrag erteilt, das Projekt Cheerstrasse möglichst «rasch und kostengünstig» umzusetzen.

Damit wollte die Direktion dem möglichen Vorwurf entgegenwirken, dass sie und der Stadtrat nicht hinter dem Projekt stünden, oder versuchten, es mit hoch veranschlagten Kosten in Misskredit zu bringen. «Mit diesem Auftrag wurde ein hoher zeitlicher und kostenseitiger Druck auf die Projektüberarbeitung ausgeübt», gesteht man nun ein.

Das Tiefbauamt der Stadt Luzern komme zum Schluss, dass «die fachliche Verantwortung bei der Planung des Projekts von 2017 nicht konsequent wahrgenommen wurde». Das Tiefbauamt sei deshalb mitverantwortlich, dass der Zusatzkredit zu tief angesetzt wurde. «Es will künftig verstärkt darauf achten, dass Projekte immer – auch unter politischem Druck – fachlich sauber und mit einem angemessenen Qualitätsanspruch aufgegleist und geplant werden», heisst es in der Mitteilung weiter.

Eröffnung soll 2024 erfolgen

Nun aber soll endlich vorwärtsgemacht werden. Wie hoch der neue Zusatzkredit ausfallen wird, soll bis Ende 2020 feststehen. Danach geht das Geschäft in den Grossen Stadtrat.

«Läuft alles nach Plan, ist die Eröffnung der Cheerstrasse Ende 2024 weiterhin möglich», schreibt die Stadt weiter. Dass «alles nach Plan» läuft, wäre in Sachen Cheerstrasse ein erfreuliches Novum.

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