Wärmeverbund: Vergabe sorgt für Kritik

Cham wird von Zürich geheizt

Die Abwärme der Kläranlage Schönau wird künftig die Chamer Stuben wärmen.

(Bild: gvrz)

Die Gemeinde will fossile Brennstoffe sparen und wählt ein ausserkantonales Unternehmen für die Erstellung ihres Wärmeverbundes. Während man seitens des Kantons Verständnis für die Wahl der Chamer hat, bedauert man bei der Wasserwerke Zug AG (WWZ) diesen Entscheid.

Ab dem Herbst 2016 soll das Zentrum von Cham mit umweltfreundlicher Wärme aus dem Wärmeverbund beheizt werden. Das Ziel des Wärmeverbunds ist es, die Abwärme der Chamer Holzverarbeiterin Pavatex AG sowie die Abwärme des geklärten Abwassers der Kläranlage Schönau zu nutzen. Mit diesen Massnahmen können grosse Mengen von fossilen, nicht erneuerbaren Energien gespart werden. Zudem sollen so bis zu 80 Prozent der heutigen C02-Emissionen vermieden werden (zentral+ berichtete).

Erstellt und betrieben wird der Wärmeverbund durch das ewz, das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Warum sorgt in Cham künftig ein Zürcher Unternehmen für warme Stuben, wo doch die WWZ bereits seit vielen Jahren in der Gemeinde aktiv sind?

Wettbewerb geht vor

Überzeugt habe vor allem das preislich sehr attraktive Tarifmodell der Zürcher. «Das Interesse am Wärmeverbund war aufgrund der guten Rahmenbedingungen gross und es sind mehrere, sehr gute Angebote eingegangen», sagt Markus Baumann, Vorsteher Verkehr und Sicherheit der Einwohnergemeinde Cham. Mit dem ewz habe die Gemeinde schliesslich einen starken und erfahrenen Partner gefunden, der das wirtschaftlich günstigste Tarifmodel eingereicht habe. «Von diesem Wettbewerbsverfahren können nun die Chamer Kundinnen und Kunden profitieren», erklärt Baumann.

Damit haben die Chamer einen anderen Weg gewählt als die Stadt Zug, wo man gemeinsam mit dem Kanton und den WWZ die Hälfte der Stadt mit Seewasser und Grundwasser heizen und kühlen will (zentral+ berichtete). Wollte man in Cham nicht vom Know-how der Zuger profitieren? «Eine Zusammenarbeit mit der Stadt Zug hätte für uns keine Vorteile gebracht, da keine technischen oder wirtschaftlichen Synergien entstanden wären», sagt Baumann und ist überzeugt, dass man auf Basis des Energieleitbildes der Gemeinde die beste Lösung für Cham gefunden hat.

«Schade, aber nicht tragisch»

«Das Modell der Stadt Zug ist sicher etwas flexibler als jenes von Cham, da man mit dem Seewasser heizen und kühlen kann», erklärt der Zuger Baudirektor Heinz Tännler. «Während die Abwärme nur zu Heizzwecken verwendet werden kann.» Dennoch ist man seitens des Kantons Zug sehr zufrieden mit dem Chamer Modell. «Je nach Bedarf haben beide Modelle ihre Berechtigung.» Und so hat man das Projekt auch seitens des Kantons unterstützt.

Besonders erfreut ist Tännler darüber, dass man in Cham mit der Pavatex AG eine Vereinbarung bezüglich der Reduktion von Geruchsemissionen treffen und diese an die Abwärmenutzung koppeln konnte. «Damit wird ab 2016 ein Problem gelöst sein, das uns immer wieder beschäftigt hat», so der Regierungsrat.

Dass man zur Realisierung des Projekts auf ein ausserkantonales Unternehmen zurückgreift, findet Tännler zwar schade, aber nicht weiter tragisch. «Das ist die freie Marktwirtschaft. Die Chamer werden ihre Gründe dafür haben.

WWZ will anderweitige Chancen nutzen

Enttäuscht zeigt man sich hingegen bei den WWZ. «Selbstverständlich sind wir als lokal verankertes Energieversorgungsunternehmen sehr daran interessiert, Wärmeverbundlösungen in Cham zu realisieren», sagt CEO Andreas Widmer. «Wir haben an der Projektausschreibung teilgenommen, weil sich nicht zuletzt Synergien mit bestehenden Anlagen ergeben hätten.»

Die WWZ sind bereits seit vielen Jahren im Bereich der Wärmeversorgung aktiv, auch in Cham. Als Betreiber der Totalenergieanlage, die über Wärmepumpen die Umweltwärme aus der Lorze nutzt und die Bauten der Kernzone der Gemeinde über ein Netz mit Wärme beliefert. Ebenso als Betreiber der Heizzentrale Röhrliberg, die fast 300 Haushalte im gleichnamigen Quartier über ein Nahwärmenetz versorgt. «Wir streben an, diese Netze weiter auszubauen sowie anderweitige Chancen zu nutzen», meint Widmer weiter.

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