So funktioniert das Zuger Stehaufmännchen

Carl Klingberg, der «Rocky Balboa» des EV Zug

Zugs Stürmer Carl Klingberg (links) im harten Zweikampf gegen Ambris Verteidiger Tobias Fohrler: Auch am Dienstag wird ein abermals enges Duell zwischen den beiden Teams erwartet. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Der EVZ hat die letzten sieben Meisterschaftsspiele siegreich gestaltet und grüsst als souveräner Leader mit 16 Punkten Vorsprung auf die ZSC Lions als nächsten Verfolger. Dennoch braucht es in jedem Match weiterhin kämpferischen Einsatz – genau diese Eigenschaft symbolisiert Zugs Stürmer Carl Klingberg.

Die Zuger treffen am Dienstag zum vierten Mal in dieser Saison auf den HC Ambri-Piotta. Die bisherigen drei Saison-Duelle vermochten die Zentralschweizer für sich zu entscheiden.

Es waren jedoch allesamt enge und hartumkämpfte Begegnungen, die der EVZ erst nach Penaltyschiessen (2:1) und nach Verlängerung (3:2) in der Valascia respektive knapp nach 60 Minuten (2:0) in der heimischen Bossard Arena gewinnen konnte (zentralplus berichtete).

Gerade weil die Leventiner ein zäher Gegner sind, die den Zugern jeweils alles abverlangen in den schon traditionellerweise hart umkämpften und engen «Gotthard-Derbies», wird der EVZ auch diesmal insbesondere seine kämpferischen Fähigkeiten in die Waagschale werfen müssen.

Ausgeprägte Nehmerqualitäten

Einer, der wie kaum ein Anderer beim EVZ geradezu exemplarisch für Durchhaltewillen und Kampfgeist steht, ist Carl Klingberg, der «Fighting Viking» (der kämpfende Wikinger).

Wiederholt ist der schwedische Flügelstürmer in jüngster Vergangenheit mit seinen ausgeprägten Nehmerqualitäten aufgefallen, hat sich mehrfach eine blutige Nase oder Lippe eingefangen.

Doch frei nach Rocky Balboa: «Es geht nicht darum, wie hart du zuschlagen kannst, sondern wie viel du einstecken kannst und trotzdem wieder aufstehst und weiterkämpfst», so steht Klingberg immer wieder auf. 

Der Vorkämpfer des EVZ

Besonders eindrücklich waren diese Charaktereigenschaften eines Box-Champions von Carl Klingberg beim Heimspiel gegen den HC Lugano (3:2 n. V.). Zweimal kassierte der Powerflügel einen gegnerischen Stock ins Gesicht, musste blutend vom Eis, nur um kurz darauf wieder aufs Spielfeld zurückzukehren und letztlich das Spielgeschehen entscheidend zu beeinflussen.

«Harte Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Und dabei Spass haben.»

EVZ-Powerflügel Carl Klingberg

In der Verlängerung umkurvte mit einem Energieanfall die gesamte Tessiner Verteidigung und legte für Nick Shore zum siegbringenden 3:2 auf.

Es sind dies typische Szenen für den 30-Jährigen, der festhält, dass «harte Arbeit der Schlüssel zum Erfolg» ist – und gleichzeitig der «Spass». Diese Freude am Eishockeyspielen ergibt sich über die harte Arbeit wie im letzten Heimspiel gegen den SCB Bern, als der EV Zug ins Rollen kam und die Berner mit 7:1 derart überfuhr, dass Trainer Dan Tangnes am Ende nur noch Mitleid mit dem grossen Gast hatte (zentralplus berichtete).

Allerdings zeigte sich dann tags darauf beim Revanche-Match in Bern einmal mehr, wie schnell es kritisch werden kann, sobald die Zuger den Fuss etwas vom Gas nehmen: knapper 5:4-Sieg nach zwischenzeitlicher 5:2-Führung 18 Minuten vor der Schlusssirene.

Der EVZ musste diese Saison schon mehrmals erfahren, dass bei aller vermeintlichen Überlegenheit stets eine konsequente Leistung über die volle Spielzeit erforderlich ist.

In dieser Hinsicht und was den «fighting spirit» (Kampfgeist) angeht, ist Carl Klingberg beim EVZ ein absolutes Vorbild.

Produktivität neben Kovar gesteigert

«Ich will stets Energie ins Team bringen», beschreibt der Mann aus Göteborg seine Rolle im Team, «wenn ich dabei noch produktiv bin, ist das natürlich umso besser.»

Bei der Produktivität freilich liegt durchaus noch einiges an Optimierungspotenzial drin für den Schweden. In bislang 40 Saisonspielen sammelte Klingberg eher bescheidene 25 Skorerpunkte (10 Tore / 15 Assist). Das ergibt einen Schnitt von 0,62 Punkten pro Partie. Damit liegt der Stürmer nur an siebter Stelle der teaminternen Skorerliste, ligaweit bedeutet dies Position 36.

«Ich bin dem EVZ enorm dankbar, dass sie mich mein Spiel spielen lassen.»

Seit dem verletzungsbedingten Ausfall des Topskorers Grégory Hofmann in der Partie Mitte Februar in Langnau lässt Dan Tangnes den Powerflügel in der Paradeformation neben dem tschechischen Spielmacher Jan Kovar (31 Assists, 44 Punkte) und Toptorschütze Dario Simion (20 Tore, 35 Punkte) auflaufen.

In den fünf Spielen seither hat Carl Klingberg seine Punkteausbeute markant gesteigert, auf einen Schnitt von 1,2 Punkten pro Partie (zwei Goals und vier Assists).

Er spielt sein Spiel – unabhängig von seinen Sturmpartnern

Der 30-jährige Flügelstürmer ist denn auch voll des Lobes über seine neuen Sturmpartner: «Jan Kovar ist ein begnadeter Regisseur mit unglaublicher Spielübersicht und Dario Simion trifft so fleissig wie noch nie.»

Dennoch macht es für Klingberg keinen grossen Unterschied, mit wem er in der Linie spielt. «Ich versuche immer noch, die gleichen Sachen zu machen auf dem Eis, indem ich meine volle Power einbringe und Räume aufmache für meine Mitspieler.»

Natürlich ist dem Schweden bewusst, dass Importspieler zumeist primär an ihren Skorerwerten gemessen werden. Klingberg spielt indes seine fünfte Saison beim EVZ. Mehr als 30 Punkte hat er dabei in nur einer Spielzeit verbucht: 2017/2018 mit 34 Punkten (18 Goals, 16 Assists, 0,72 Punkte pro Partie). Die restlichen Saisons bewegte sich seine Punkteausbeute zwischen 22 und 28 Zählern.

«Wenn es ausschliesslich nach mir ginge, dann bleibe ich. Weil ich das will.»

Das deutet daraufhin, dass der EVZ von Anfang an beim Weltmeister von 2017 auch andere Werte stark gewichtete als nur die reinen Skorerpunkte. Carl Klingberg scheint es deshalb wichtig, darauf hinzuweisen, wie sehr er das schätzt: «Ich bin dem EVZ enorm dankbar, dass sie mich mein Spiel spielen lassen.»

Dass er dies in jeder Runde weiterhin tun darf, ist hingegen ebenfalls nicht mehr selbstverständlich. Mit der Ankunft des NHL-gestählten Sturmtanks Justin Abdelkader ist den EVZ-Ausländern starke Konkurrenz erwachsen. Es kann mit Carl Klingberg jederzeit auch den dienstältesten Söldner erwischen, dass er, weil überzählig, zuschauen muss.

Hängt sein berufliches Schicksal mit Hofmann zusammen?

Umso mehr gibt es für den 30-Jährigen in den nächsten Meisterschaftseinsätzen nur eines: «Das Gaspedal durchdrücken, Vollgas-Eishockey zelebrieren und gewinnen.»

Nicht zuletzt wird Carl Klingberg auch bestmögliche Argumente für eine Weiterbeschäftigung in Zug liefern wollen. Sein Vertrag läuft Ende dieser Saison aus.

«Die aktuelle Situation ist alles andere einfach», weiss der schwedische Routinier. «Vieles im Eishockey allgemein ist momentan völlig unklar und beim EVZ wird auch einiges davon abhängen, was Grégory Hofmann nächste Saison machen wird.»

Der Topskorer könnte den Schritt nach Nordamerika wagen (zentralplus berichtete), und der EVZ hätte deshalb das Recht, die nächste Saison mit fünf statt vier Ausländern zu bestreiten.

«Leider liegt eine weitere Zusammenarbeit nicht annähernd nur in meinen Händen», sagt er und ergänzt: «Wenn es ausschliesslich nach mir ginge, dann bleibe ich. Weil ich das unbedingt will.»

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