Nutzen für die Stadt ist umstritten

Bypass bleibt in Luzern eine Glaubensfrage

Diese Visualisierung des Bypass zeigt die Grosshofbrücken.

(Bild: zvg)

Demnächst beginnen die Bypass-Verhandlungen zwischen dem Bund und der Stadt Luzern. Ob das Autobahnprojekt der Stadt tatsächlich einen Nutzen bringt, wurde nun erneut im Stadtparlament diskutiert.

Es bleibt dabei. Der Stadtrat sagt zum Bypass-Projekt «Ja, aber ...». Er sieht im Autobahnprojekt einen gewissen Nutzen für die Stadtbevölkerung, allerdings nur dann, wenn mehrere flankierende Massnahmen umgesetzt werden. In diesem Sinne hat er auch Einsprache gegen das Projekt eingelegt (zentralplus berichtete).

Ob tatsächlich ein Nutzen für die Stadt besteht, wurde – dem zum Trotz – nun nochmals im Rahmen des grossen Stadtrates diskutiert. Die Diskussion erfolgte entlang wenig inspirierender Parteilinien.

Forderung blieb Stadtrat unklar

Für Mario Stübi und die SP ist klar, dass das Mega-Projekt der Stadt während seiner 12-jährigen Bauzeit zwar einiges an Schaden, jedoch keinen ersichtlichen Nutzen einbringen wird. Per Postulat wurde der Stadtrat deshalb gebeten, sich mit «allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Bypass zu wehren, um negative Konsequenzen für die Stadt zu verhindern» (zentralplus berichtete).

Der Stadtrat wusste zwar nicht recht, was das Postulat – zusätzlich zur Einsprache – konkret noch fordert, war aber bereit, dieses als teilweise erheblich entgegenzunehmen (zentralplus berichtete).

«Die Postulanten haben offensichtlich kein Vertrauen in den Stadtrat.»

Damian Hunkeler (FDP)

Es seien die «immer gleichen» Argumente, mit denen Links/Grün gegen das Bypass-Projekt vorgehe, monierte etwa Patrick Zibung (SVP). Er plädierte dafür, das Postulat abzulehnen, das Anliegen sei bereits erfüllt. Gleich sah es auch Damian Hunkeler (FDP). Die Postulanten hätten «offensichtlich kein Vertrauen» in den Stadtrat, stichelte Hunkeler gegen Links/Grün. Diese würden zudem das Bedürfnis nach individueller Mobilität verkennen, fuhr er weiter.

«Verkehrsplanerisch ist dieses Projekt offensichtlich aus dem letzten Jahrtausend.»

Mario Stübi (SP)

Davon liess sich Mario Stübi (SP) allerdings nicht beirren. «Verkehrsplanerisch ist dieses Projekt offensichtlich aus dem letzten Jahrtausend», so Stübi. Es brauche nun eine breite Front, um sich gegen solche Projekte zur Wehr zu setzen. Sein Postulat verstand er denn auch als Aufruf an die Luzerner Bevölkerung, sich gegen den Bypass zu wehren – so wie sie es schon gegen die Spange Nord getan hat.

Die treffende Einschätzung der Stimmung im Grossen Stadtrat machte Jules Gut (GLP): «Der Bypass bleibt eine Glaubensfrage.» Wobei er sich zu seinem ungebrochenen Glauben an das Projekt bekannte.

Peanuts oder Knacknuss?

Rückenwind erfuhr das Anliegen von den Grünen. «Der Bypass wird nie und nimmer einen Nutzen für die Stadt bringen», ist sich Martin Abele sicher. Eine solche sei nur gegeben, wenn dafür der individuelle motorisierte Verkehr eingedämmt werde.

Peter Gmür (CVP) hielt dagegen, dass die Bypass-Baustelle im Vergleich zu den Arbeiten rund um den Durchgangsbahnhof «Peanuts» sei. Ganz eine so kleine Nuss sei der Bypass dann doch nicht, mahnte Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula zum Schluss. Immerhin sei alleine schon mit fast 300’000 Lastwagenfahrten an Aushub zu rechnen. Letztlich ginge es nun darum, gegenüber dem Bund eine starke Position einzunehmen.

Beim Postulat fokussiere man sich deshalb auf jenen Teil, der zur Verhinderung negativer Konsequenzen für die Stadt aufruft. Die Mehrheit des Rates folgte dem Stadtrat und überwies das Postulat als teilweise erheblich.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Benno Egli
    Benno Egli, 13.04.2021, 09:37 Uhr

    Wer Strassen säht, erntet Verkehr. Diese alte Weisheit sagt alles darüber, ob wir den Bypass wollen oder nicht. Niemand wünscht sich zusätzlichen Verkehr. Auch die Elektromobilität bringt uns nur bedingt weiter. Es ist an der Zeit, dass wir alle an einem Strick ziehen und weniger das Auto benutzen. Stattdessen soll der Langsamverkehr gezielt gefördert werden. Dazu benötigen wir sichere und getrennte Verkehrswege (Auto, Velo, Fussverkehr). Nur so können diejenigen überzeugt werden, welche verständlicherweise Angst haben, mit dem Fahrrad durch und um die Stadt zu fahren.

    Zusammenfassend:

    – Es braucht den Bypass nicht.
    – Stattdessen Förderung des Velo-, Fuss- und öffentlichen Verkehrs.
    – Der Strassenverkehr verursacht nach wie vor am meisten CO2 Ausstoss.
    – Die künftigen Kosten aufgrund der Klimaerwärmung (Permafrost, Murgänge, Überflutungen, etc.) müssen dringend in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden.
    – Wer sich bewegt, tut etwas für die Gesundheit, spart Geld, belastet das Gesundheitswesen weniger, kann mit weniger Lohn gleich viel ausgeben. Die Schweiz bleibt damit auch international wettbewerbsfähig, wir werden glücklicher und gelassener (weniger Stress im Strassenverkehr) usw.
    – Die gesparten Milliarden können für Bildung und Investitionen in nachhaltige Umwelt-Projekte investiert werden.

    Also worauf warten wir noch, packen wir es an, es gibt noch viel zu tun, denn eines ist sicher; das Jahr 2050 kommt schneller als wir alle denken.

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    simon.occur, 26.03.2021, 20:10 Uhr

    Das stübi-sche Manöver ist reine Obstruktionspolitik, die dem Öko-Konservatismus huldigt. Dieses Postulat entbehrt jeglicher Innovation und Kompromissbereitschaft. Mit dem Einzug der Elektromobilität sind Lärm, Abgase und Bremsstaub passé. Was ist dann noch an Autos schlimm? Die persönliche Freiheit des Bürgers? Mit der Weiterentwicklung fahr-autonomer Autos werden Robo-Taxis künftig den schwach frequentierten, hoch defizitären öV in der Feinverteilung substituieren. Das Erfolgsmodell Auto wird seine Geschichte fortschreiben. Deshalb sind Investitionen in die Strasseninfrastruktur richtig und zukunftsweisend.

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    Steffie Bueri, 26.03.2021, 08:00 Uhr

    Tatsächlich ist der Bypass keine Glaubensfrage. Es ist eine Frage, ob man dieses unsägliche einspurige Nadelöhr auf dem Schweizer Autobahnnetz endlich beheben soll und damit die täglichen 10km langen Staus auf der Verbindung Zürich-Luzern, die mehrere Luzerner Gemeinden massiv belastet. Insofern ist es eine Frage der Solidarität der Stadt mit der Agglomeration. Immerhin hat man auf derselben Strecke bei der Bahn auch auf Doppelspur ausgebaut. Nur können darauf die Elektroautos auch nicht fahren…

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      Philipp, 26.03.2021, 11:37 Uhr

      Wie wir aus der Vergangenheit erfahren können, bringt ein solches Ausbauprojekt bezüglich Verkehrsentlastung und Stauverhinderung nur sehr bedingt etwas. Wo ausgebaut wird, gibts grundsätzkich einfach mehr Verkehr. Es wäre viel sinnvoller dieses Geld in Projekte zu investieren die alternativen zum Autoverkehr akttraktiver machen. Nur eine Verlagerung vom Individualverkehr zum ÖV wird im urbanen Raum Luzern die altbekannten Probleme lösen. Obs der Autolobby passt oder nicht. 3 Tonnen Material für das Bewegen von einer Person ist bei uns längst Normalität und schlicht und einfach nicht effizient. Diese Rechnung sollte auch von rechter Seite endlich mal verstanden werden. Wir können die Zukunft nicht verhindern, aber immerhin sinnvoll gestalten.

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    Dominik Hertach, 26.03.2021, 07:20 Uhr

    Der Bypass ist keine Glaubensfrage sondern ein Relikt aus vergangener Zeit. Der Bypass erhöht die Strassenkapazität für Autos massiv und beschert der Stadt und Region Luzern gemäss ASTRA-Prognosen 32’000 zusätzliche Autos pro Tag. Dafür keine einzige zusätzliche Busspur, kein einziger Veloweg. Ist das die Klima- und Verkehrspolitik der Zukunft. Eher nicht. Statt die Kapazität für die Autos auszubauen müssen Massnahmen zur Verringerung des MIV getroffen werden. Und zur Umlagerung auf den ÖV, Fuss- und Veloverkehr. Anders lassen sich die Klimaziele nicht erreichen (PWs sind für rund 30% des CO2-Ausstosses verantwortlich). Und anders lässt sich die Mobilität im zunehmend verdichteten Siedlungsgebiet nicht mehr garantieren.

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    Walter Albrecht, 25.03.2021, 17:31 Uhr

    Ob die noch länger anhaltende Verunsicherung durch die Pandemie überhaupt derart teure und vor allem für die Agglomeration und Stadt mit massiven Belastungen einhergenden Projekte wie Bypass und Durchgangsbahnhof erlaubt, darf bezweifelt werden. Auch der längerfristige Nutzen ist diskutabel. Man könnte als Provokation auch statt einer erweiterten Autobahn eine Doppelspur Eisenbahn von Emmenbrücke nach Horw, Hergiswil, Stans und von dort nach Erstfeld bauen, und so
    die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene einen grossen Schritt weiterbringen.

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