Luzerner Gastronomen müssen sich gedulden

Buvettenbetreiber hoffen trotz Corona auf guten Sommer

Schlummert derzeit noch immer im Winterschlaf: Die Volière des Radio «3fach» auf dem Luzerner Inseli. (Archivbild: Radio «3fach»)

Restaurants, Bars und Beizen: An eine Eröffnung ist frühestens ab dem 8. Juni zu denken. Der Präsident eines Gastroverbands sieht Rot, Betreiber von Luzerner Buvetten zeigen sich gefasst.

«So rasch wie möglich, aber so langsam wie nötig»: Der Bundesrat will schrittweise den Lockdown lockern, wie er an einer Pressekonferenz vom Donnerstag verkündete.

In einer ersten Etappe dürfen ab dem 27. April Coiffeure (zentralplus berichtete), Kosmetikstudios, Baumärkte, Blumenläden und Gärtnereien öffnen (zentralplus berichtete). Obligatorische Schulen und Läden folgen zwei Wochen später. Museen, Zoos, Bibliotheken und die Badis schliesslich ab dem 8. Juni.

Und wie sieht’s mit dem Gastronomiebereich aus? Der Bundesrat präsentierte an der Medienkonferenz vom Donnerstag dazu noch keinen konkreten Zeitplan. Ein Entscheid sei noch nicht gefallen, eine Eröffnung aber auf die dritte Phase, also ebenfalls auf den 8. Juni, angedacht.

«Jetzt tut es weh»

«Wir fühlen uns schon ein wenig allein gelassen», sagt Patrick Grinschgl, Präsident Gastro Region Luzern. Bis Anfang Juni werden bereits drei Monate ohne Einnahmen vergangen sein. Doch die Miete und Nebenkosten müssen weiterhin bezahlt werden. «Das überlebt nicht jeder», sagt Grinschgl. Grössere Restaurant-Ketten könnten die Krise eher überstehen, weil sie eher einen finanziellen Rückhalt hätten. «Mutige und innovative Start-Ups sind extrem gefordert.»

«Wenn ein Restaurant halb so viele Leute hat, verzeichnet es ergo halb so viel Umsatz. Die Miete wird nicht halbiert. Das wird einige in den Konkurs treiben.»

Patrick Grinschgl, Präsident Gastro Regio Luzern

Luzerns Gastronomie sei stark auf den Sommer ausgerichtet, sagt Grinschgl. Ostern, Auffahrt, Pfingsten, Muttertag, Erstkommunion & Co. sind wichtige Umsatzträger. «Luzern ist jetzt mitten in der Saison. Jetzt tut es weh.»

Der Gastronom kann die Massnahmen des Bundesrates nachvollziehen, aber er nimmt ihn auch in die Pflicht. «Gerade, wenn es um die Branchen geht, die erst in einer letzten Etappe öffnen können, sollte der Bundesrat mehr Verantwortung übernehmen.» Aber auch, was eine Lösung zu den Mieten anbelangt. Denn diese verschlingen durchschnittlich zehn Prozent des Umsatzes eines Restaurants. «Wenn ein Restaurant halb so viele Leute hat, verzeichnet es ergo auch halb so viel Umsatz. Die Miete wird nicht halbiert. Das wird schlichtweg nicht funktionieren und einige in den Konkurs treiben.»

Volière: Entscheid ermöglicht Planung

Auch die beliebten und belebten Sommerbars und Buvetten schlummern derzeit noch. Dabei steht der blaue Container der Volière, der Buvette des Jugend- und Ausbildungsradios «3FACH», schon lange auf dem Luzerner Inseli.

«Es tut schon ein wenig weh», sagt auch «3FACH»-Geschäftsleiterin Simone Ruckstuhl. «Gerade, weil wir die Volière letztes Jahr im April nicht viele Tage öffnen konnten. Dieses Jahr hätten wir ohne Corona wunderbar starten können.» Auch hätten sich das Team und die Leute auf die Bar gefreut.

Hätten. Man wisse nun immerhin, dass die Infrastruktur bis Ende Mai nicht aufgebaut werden müsse. Und man mit Ertragsausfällen irgendwie leben werden muss. Immerhin: Lohnkosten für das Barteam gibt es keine, bis wiedereröffnet wird.

Die Situation sei nun auch etwas besser planbar. Das «3FACH»-Team werde sich nun daran machen, mögliche Auflagen, welche mit einer Eröffnung verbunden sein könnten, zu erfüllen. Also beispielsweise Masken und Desinfektionsmittel besorgen. Und man tüftle an weiteren Alternativen, um die entstehenden Ausfälle etwas abfedern zu können. Die Volière beteiligt sich bereits an der Aktion «Soli Shirt». Für 33 Franken kann ein T-Shirt gekauft werden, davon gehen 15 Franken an die Volière. Auch sei geplant, Essens- und Getränkegutscheine zu verkaufen.

Die Betreiber sind zu Kompromissen bereit

Ob «3FACH» dieses Jahr mit der Volière schwarze Zahlen schreibt, sei schwierig abzuschätzen. «Wir werden sicherlich nicht auf das budgetierte Ergebnis kommen. Dazu fehlen uns mindestens zwei Monate.» Juni und Juli seien jeweils die zwei stärksten Monate. «Es wäre extrem verheerend, wenn wir im Juni noch nicht eröffnen könnten.»

Um einen Betrieb zu ermöglichen, sei man auch gewillt, die Anzahl der Sitzmöglichkeiten zu minimieren oder Markierungen anzubringen, mit welchen das Einhalten der Distanz sichergestellt werden kann. Sofern Massnahmen erforderlich sind.

Branche arbeitet «unter Hochdruck»

Der Bundesrat verlangt von Restaurants Konzepte, wie etappenweise der Betrieb aufgenommen werden kann. Wie das aussehen könnte, berichtete der «Tagesanzeiger».

Die Branche arbeite «unter Hochdruck» an einem Konzept. Der Präsident von Gastrosuisse, Casimir Platzer, bestätigt im Medienbericht, dem Bundesrat ein entsprechendes Konzept unterbreitet zu haben. Gäste und Servicepersonal sollen keine Schutzmasken tragen. Um den nötigen Abstand sicherzustellen, sollen weniger Gäste in den Lokalen empfangen werden und die Tische weiter auseinander gestellt werden. Beim Bedienen könnten Serviceangestellte Teller und Gläser auf Beistelltische stellen, welche die Gäste selbst zu sich nehmen könnten.

In den Küchen sollen Angestellte von Gastrosuisse Schutzmasken, Handschuhe und wo nötig sogar Schutzkleidung tragen.

Die Nordpol-Bar rechnet dennoch mit schwarzen Zahlen

Wenn man im Juni ohne Einschränkungen öffnen könnte, würden die Verantwortlichen der Nordpol-Bar beim Reusszopf mit einem Ansturm rechnen. Normalerweise läuft der Betrieb im April erst langsam an. Im Juni läuft alles bereits auf Hochtouren. Man würde also prompt auf «High-Season-Level» starten, sagt Nordpol-Geschäftsleiter Lukas Z'berg. Das warme Wetter und die zurückgewonnene Freiheit würden wohl viele Luzernerinnen und Luzerner an den Reusszopf locken.

«Der Entscheid des Bundesrates ist richtig», zeigt Z'berg Verständnis für die aktuelle Situation. «Es ist besser, jetzt etappenweise Richtung Normalität zu gehen, als in einen zweiten Lockdown zu geraten. Dies wäre um einiges schädlicher.»

Z'berg zeigt sich gefasst: «Lieber eine verkürzte Saison, als gar keine Saison.» Beim Nordpol habe man den Vorteil, relativ geringe Fixkosten zu haben. «Es spielt keine Rolle, ob die Buvette im Lager oder bereits im Reusszopf steht», sagt Z'berg. Die Ausgaben seien in etwa gleich und überschaubar.

Er strahlt gar eine gewisse Zuversicht aus: «Für uns ist es trotz Corona-Krise und verspäteter Eröffnung noch möglich, schwarze Zahlen zu schreiben. Auch wenn der Gewinn nicht gross sein wird.» Das sei aber auch zweitrangig, weil der verbindende Aspekt des Nordpols wichtiger als finanzielle Erfolgsmeldungen sei. Auch deshalb möchte Z’berg auf einen Betrieb diesen Sommer nicht verzichten.

Die Sommerbar Nordpol am Reusszopf serviert Badi-Essen mit Herz und aus der Region. (Archivbild: Facebook)

Sommercafé wäre innert zwei Tagen startklar

Auch im Sommercafé beim Richard Wagner Museum soll, sobald möglich, wieder Wein ausgeschenkt werden. «Wir sind innerhalb von zwei Tagen bereit», sagt Bruno Milesi, der Betreiber des Sommercafés. «Sobald wir das Okay haben, starten wir.» Schutzmasken könnten innert Tagen geliefert werden, falls nötig. Die Getränke seien alle bestellt, die Lieferung müsste nur noch mit einem Klick ausgelöst werden.

«Wir können das verkraften. Nein: Wir müssen das verkraften.»

Bruno Milesi, Betreiber Sommercafé beim Richard Wagner Museum

In einem normalen Jahr hätte das Sommercafé an Ostern seinen Betrieb aufgenommen – bei prachtvollem, frühlingshaftem Wetter. «Wir sind noch nicht so stark betroffen, weil unsere Saison erst gerade gestartet hätte», sagt Milesi. Anders als Bars und Restaurants, die schon seit einem Monat zu haben. «Wir können das verkraften», sagt er und präzisiert sogleich: «Wir müssen das verkraften.»

Der grösste Teil an Ausgaben seien die Löhne der Mitarbeitenden. Aufgrund der genehmigten Kurzarbeit und weil die Fixkosten «relativ gering» sind, sieht Milesi jedoch nicht Rot. Mit der Stadt befände man sich bezüglich der Miete im Austausch. «In diesem Jahr geht es darum, über die Runden zu kommen und auf einen guten Sommer zu hoffen.»

Denn das Wetter ist für die Buvetten immer ein Risikofaktor. Wenn von fünf Monaten, in denen das Sommercafé offen hat, ein ganzer Monat verregnet werde, könne man das Risiko aufteilen, so Milesi. Schwieriger wäre es, wenn nach der Corona-Krise und dem verschobenen Saisonstart auch das Wetter noch einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Das Sommercafé beim Richard Wagner Museum. (Archivbild: bic)
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