Initiative der Juso Luzern kommt zustande

Buvette statt Bierfahne: Schöneres Reuss-Ufer erfährt Auftrieb

Nicht besonders einladend: Das Geissmatt-Pärkli – ein paar Bäume und Bänke nebst der Glasentsorgung. (Bild: jal)

Vom hässlichen Entlein zum hippen Schwan: Der kleine Park hinter dem Nölliturm soll aufgewertet werden. Das Stadtparlament drückt im Geissmattquartier aufs Gaspedal – manche träumen schon von einem Hauch Berlin in Luzern. Noch eine Schippe drauf legt eine Initiative der Juso, die bald eingereicht wird.

Einer von drei Reussschwimmern sei er früher gewesen, sagte GLP-Fraktionschef Jules Gut am Donnerstag. «Heute habe ich das Gefühl, die ganze Welt schwimmt in der Reuss.» Dass der Luzerner Fluss nicht im Fluss wäre, kann man also kaum behaupten. Die Stadt hat in den letzten Jahren Ein- und Ausstiegsstellen gebaut (zentralplus berichtete) und mit dem Nordpol einen kulinarischen Anziehungspunkt ermöglicht. Doch entlang des Ufers hat die Reuss in Luzern noch viel Potenzial.

Und da setzt die GLP an. Mittels Postulat verlangt sie eine Aufwertung des Geissmattparks. Bei der kleinen Grünfläche hinter dem Nölliturm «dominiert Asphalt, Parkplatz und der Duft nach abgestandenem Bier», wie SP-Grossstadtrat Yannick Gauch mit Blick auf die dortige Entsorgungsstelle anschaulich beschrieb. Dabei könnte es so schön sein, wenn es beispielsweise eine Buvette oder mobile Sitzgelegenheiten gebe.

Noch weitere Ideen bringen die Anwohner aufs Tapet. Sie haben sich zusammengetan und auf eigene Faust Pläne erarbeitet (zentralplus berichtete).

Wollen das Geissmattpärkli aufwerten: Quartierbewohnerinnen und -bewohner sowie die Reuss-Surfer. (Bild: bic)

Doch der Stadtrat tritt auf die Bremse. Die Arbeiten könnten aus Ressourcengründen frühestens ab 2024 aufgenommen werden, hielt er kürzlich fest. Grund: Das Stadtparlament hat der Aufwertung verschiedener Stadtplätze 2019 kurzerhand – und mit einem Zufallsmehr – den Stecker gezogen (zentralplus berichtete).

Inzwischen sind sich im Parlament aber alle einig, dass der Elan der Anwohner nicht abgewürgt werden soll. Das Engagement aus dem Quartier stiess auf grosses Lob. Und war mit ein Grund, wieso sogar die SVP, die sonst bei jedem drohenden Parkplatzwegfall laut aufheult, die Forderung guthiess.

Mut zur Lücke ist gefragt

«Es ist klar, dass nicht nächsten Sommer alles parat ist, sondern für die konkrete Umsetzung ein Stück Geduld notwendig ist», sagte Jules Gut. Aber: «Stadtplanung muss nicht überall absolut perfekt sein.» Er plädierte für Mut zur Lücke – und nannte ein grosses Vorbild: Berlin sei gerade deswegen hip, weil die Stadt nicht ganz so geordnet und schön sei.

«Mit einer Zwischennutzung würden wir nicht zu einem Berlin 2.0.»

Patrick Zibung, SVP

«Mit einer Zwischennutzung würden wir nicht zu einem Berlin 2.0», dämpfte Patrick Zibung (SVP) die Erwartungen. Auch Baudirektorin Manuela Jost gab sich eher zurückhaltend. Nächstes Jahr würden drei öffentliche Parkplätze aufgehoben und für die Bevölkerung freigespielt, kündigte sie an.

Wie schnell es darüber hinaus gehen wird, bleibt hingegen vorerst offen. Indem das Postulat der GLP gegen den Willen des Stadtrates überwiesen wurde, bleibt der Druck zumindest aufrechterhalten.

Juso will Reuss zur Oase machen

Auch zur Freude der Juso Luzern, die gerne noch einen Schritt weiter gehen möchte. Sie hat im Oktober eine Initiative zur Aufwertung des Reuss-Ufers zwischen Spreuerbrücke und Nordpol lanciert (zentralplus berichtete). Bis nächste Woche müssen die nötigen 800 Unterschriften zusammen sein. Und es sieht danach aus, dass die Initiative «Reuss-Oase: Ein Freiraum für alle» fristgerecht zustande kommt.

So könnte man sich im Quartier den Reuss-Zugang vorstellen. (Visualisierung: zvg)

Aktuell seien zwischen 850 und 950 Unterschriften zusammen, sagt Co-Präsident Léon Schulthess auf Anfrage. Die Zahl variiert, weil noch Beglaubigungen im Gange und weitere Unterschriftenlisten im Umlauf sind. «Die Einreichung unserer Initiative sollte planmässig zustande kommen», freut sich der Stadtluzerner.

Corona für einmal kein Hindernis

Und das obwohl die Corona-Massnahmen das Unterschriftensammeln derzeit massiv erschweren – und auf nationaler Ebene bereits mehreren Anliegen den Garaus machten. Im Fall der Reuss-Oase-Initiative habe das «erstaunlich wenig» Einfluss gehabt, so Schulthess. «Die Bevölkerung war sehr kulant, interessiert und gesprächsbereit, ohne sich aufgrund der Corona-Situation über das Unterschriftensammeln zu echauffieren.» 

Parallel zur Sammlung auf der Strasse hat die Juso im privaten und beruflichen Umfeld ihrer Sympathisanten für das Anliegen geworben. «Dies klappte erfreulich gut, andauernd erreichten uns Listen aus ganz Luzern.» 

Von der Badi bis zum Veloweg

Die Juso ist überzeugt, dass die Stadt angesichts des urbanen Wachstums neuen Raum für die Bevölkerung schaffen muss. «Dem kann sich auch Luzern nicht einfach so verschliessen. Das sieht man beispielsweise an dem massenhaften Badeandrang in der Ufschötti», sagt Schulthess. «Es braucht neue Orte, um andere entlasten zu können und damit sich die Menschenmassen nicht auf wenige Standorte zentralisieren.» 

Wie das Reuss-Ufer konkret verschönert werden soll, lässt die Initiative bewusst offen, um dem Stadtrat den nötigen Spielraum zuzugestehen. Gleichwohl hat die Jungpartei bereits einige Vorschläge geäussert. Und die stossen bei der Bevölkerung auf positive Reaktionen.

«Ab und zu kam die Frage auf, ob dieses Projekt dann auch solche Ewigkeiten dauern würde wie das Inseli oder die autofreie Bahnhofstrasse.»

Léon Schulthess, Juso Luzern

«Besonders erfreut wurden die Ideen der nicht kommerziellen Reussbadi, des Velowegs St. Karli–Ibach und die ökologischen Forderungen entgegengenommen», sagt Léon Schulthess. Teilweise hätten Menschen beim Unterschreiben eigene Visionen an die Juso herangetragen. 

Aber nicht nur das: «Ab und zu kam die Frage auf, ob dieses Projekt dann auch solche Ewigkeiten dauern würde wie das Inseli oder die autofreie Bahnhofstrasse, was wir natürlich nicht hoffen», sagt der Juso-Co-Präsident mit einem Seitenhieb an die Verantwortlichen bei der Stadt.

Gerade diese beiden Beispiele verdeutlichen indes: Initiativen zur Aufwertung des öffentlichen Raums stossen bei den Stadtluzernern auf grosse Sympathie. Gut möglich also, dass nicht nur der Grosse Stadtrat, sondern auch die Bevölkerung bald mehr Druck macht – und dafür sorgt, dass die Ufer des Luzerner Flusses nicht stillstehen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von paul
    paul, 19.12.2020, 16:56 Uhr

    wird sicher nicht solange dauern weil ja keine turistencars oder die lukb betroffen sind. da kann man sich profilieren ohne gegenwehr. das ist super für unsere luzerner führung. hoffe es wird für die umsetzung lokale landschaftsarchitekten berücksichtigt….. was auch neu in luzern wäre. toi toi

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