UR-Tango-Konzert im Luzerner Sousol

Buenos Aires liegt im Urnerland

Konzentriert bei der Sache: Musiker von UR-Tango.

(Bild: dhe)

Ländler trifft auf Tango: Das UR-Tango-Orchester unter der Leitung von Robert Schmidt spielte am bisig-kalten Sonntagabend im Sousol auf. Dass man zu «Miis Üri» genauso gut das Tanzbein schwingen kann wie zu Piazollas «Libre Tango» stellten spontane Tangopaare unter Beweis. Der UR-Tango-Virus hat das Luzerner Publikum infiziert.

Vor gut zwei Jahren starteten Robert und Annette Schmidt das Projekt UR-Tango im Rahmen des Wettbewerbs «Gewinn für unser Uri» zum 100-Jahr-Jubiläum der Urner Kantonalbank. Schritt für Schritt arbeiteten sie sich gemeinsam mit Urner Laienmusikern an die Begegnung von zwei Tanzmusiken heran: der Innerschweizer Volksmusik und des argentinischen Tangos.

Nicht nur der Tanz ist ein verbindendes Element, auch gibt es Ähnlichkeiten in den Taktarten und den instrumentellen Besetzungen. Aus zahlreichen Workshops entstanden schliesslich mitreissende und gefühlvolle UR-Tango-Eigenkompositionen. Das Resultat überzeugt. Nach dem erfolgreichen Uraufführungskonzert in Altdorf vor vollem Haus stand das UR-Tango-Orchester am Sonntagabend zum ersten Mal in Luzern auf der Bühne.

Von heissen Kartoffeln und Maiskolben

Bevor es zu den urchig-feurigen Eigenkompositionen kommt, eröffnet das Orchester das Konzert mit drei grossen Klassikern der Tangomusik. Auf das aufwärmende «El amanecer» folgen «Papas Calientes», was so viel heisst wie «heisse Kartoffeln» und «El choclo», zu Deutsch «Maiskolben». Robert Schmidt betont mit den gewählten Stücken einerseits die ursprünglich ebenfalls fröhliche Seite des heute vorwiegend melancholischen Tango Argentinos. Andererseits widmet sich das Orchester damit auch dem Ausgangspunkt ihres musikalischen Schaffens während der letzten zwei Jahre.

Konzentriert bei der Sache: Musiker von UR-Tango.

Konzentriert bei der Sache: Musiker von UR-Tango.

(Bild: dhe)

Sänger Werner (Sämy) Kruse überzeugt dabei genauso mit seinem fast akzentfreien stimmigen Gesang wie das ihn begleitende Laienorchester, das die herausfordernden stilistischen Besonderheiten des argentinischen Begleitrhythmus mit Bravour meistert. Schmidt gelingt es nicht nur, die Fäden als Dirigent zusammenzuhalten, sondern auch sehr persönlich und ungekünstelt in die Stücke einzuführen. Die sympathische Stimmung schwappt auch auf das Publikum über, woraus sich einige Paare zum Tanzen erheben.

Musikalische Reise durchs Urnerland

Die anschliessend gespielten UR-Tangos nehmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise in die faszinierende Urner Bergwelt. Mal äusserst pathetisch in «Vor mir das Urnerland», mal spritzig und lüpfig in «Hoch ins Waldnachttal». Mit dramatischen Melodien und variantenreichen Akzentuierungen bespielt das Orchester die hohen Wände und tiefen Schluchten genauso wie die geselligen Stubeten und die volkstümlichen Lokalmatadore.

 

Leiter Robert Schmidt (stehend) hat bei UR-Tango die Fäden in der Hand.

Leiter Robert Schmidt (stehend) hat bei UR-Tango die Fäden in der Hand.

(Bild: dhe)

«Der Jonny spielt», ein Stück, das sowohl ganz typische Tangoklänge als auch volkstümliche Passagen miteinander vereint und dabei dem Akkordeon genügend Raum gibt, ist eine Hommage an den virtuosen Urner Akkordeonisten Jonny Gisler. Wie es klingt, wenn man das bekannteste Urner Volkslied – «Zoogä-n-am Boogä» – in einer Tangoversion inszeniert, stellten die Musiker ebenfalls unter Beweis.

Doch das Highlight des Abends war die wunderschön melancholische Tango-Ballade «Miis Üri» mit tollen Trompeteneinlagen und herzlichem Urner Dialekt.

Es geht weiter

Das traditionell letzte Tangostück, die «Cumparsita» wird zur «Urisita» und zieht noch einmal richtig an. Nach einigen Zugaben werden die Musiker vom zahlreichen Publikum mit einem begeisterten Applaus verabschiedet. Doch musiziert und getanzt wird weiter.

Das UR-Tango-Fieber hat nun auch das Luzerner Publikum angesteckt. Mit Notenheft und CD geht’s nach Hause zum Selberüben.

Der Stier hat auch Tango im Kopf: So präsentiert sich UR-Tango.

Der Stier hat auch Tango im Kopf: So präsentiert sich UR-Tango.

(Bild: zvg)

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