Der «Vater des Resorts» zum Ausverkauf der Heimat

Bruno H. Schöpfer: «Schweizer hatten 10 Jahre Zeit, um den Bürgenstock zu kaufen»

Bruno H. Schöpfer.

(Bild: les)

Neun Jahre lang hat Bruno H. Schöpfer den Um- und Ausbau des Hoteldorfs auf dem Bürgenstock vorangetrieben. Jetzt hat er eine riesige Anlage, die ausgelastet werden will – und einen dringenden Appell an Zuger Politiker.

zentralplus: Das Bürgenstock Resort ist eröffnet, Ende Jahr ist alles fertig. Gehen Sie nun in Pension?

Bruno H. Schöpfer: Nein, ich bin zuerst Hotelier, nicht Immobilienentwickler. Den Bau des Bürgenstock-Resorts zu begleiten war ein notwendiges Übel. Aber mit der Bürgenstock Selection koordiniere ich nun den Betrieb von drei Hotelprojekten in der Schweiz. Das ist ein Vollzeit-Job.

zentralplus: Es hat neun Jahre gedauert, um das Hoteldorf in der neuen Form zu realisieren. Das klingt mühselig.

Schöpfer: Wir haben in dieser Zeit zwei Zonenpläne und zwei Gestaltungspläne eingereicht und insgesamt 147 Baubewilligungen erhalten. Dass dagegen keine wesentlichen Einsprachen eingegangen sind und die Umweltverbände auf unserer Seite waren, ist ein Erfolgserlebnis. Aber es hat auch viel Arbeit gebraucht. Wir haben acht Architekturwettbewerbe durchgeführt – ebenfalls ein grosser Aufwand. Jeden Tag machten wir fünf Schritte nach vorne und anschliessend wieder drei zurück. Ich bin froh, dass dies nun alles hinter uns liegt.

«Jeden Tag machten wir fünf Schritte nach vorne und anschliessend wieder drei zurück.»

zentralplus: Das Bürgenstock Resort ist in den Händen einer Hotelgruppe aus Katar. Wie ist die Zusammenarbeit mit diesen internationalen Investoren?

Das ist Bruno H. Schöpfer

Bruno H. Schöpfer (62) stammt aus dem Entlebuch und lebt in Unterägeri. Er ist einer jener Luzerner, die eine beeindruckende Karriere in der internationalen Hotellerie gemacht haben. Nach verschiedenen Kaderfunktionen im Ausland kehrte er in den 1990er-Jahren in die Schweiz zurück und übernahm die Leitung der Mövenpick-Gruppe. Anschliessend betätigte er sich als Berater und Manager für internationale Hotelbauprojekte, war oft in Asien und hatte mit arabischen Geschäftspartnern zu tun.

Er leitete schliesslich den Umbau des Hoteldorfs auf dem Bürgenstock, das der Firma Katara Hospitality gehört, die wiederum in den Händen des katarischen Staatsfonds ist. Mit der Katara Hospitality Switzerland AG in Zug führt und koordiniert er unter der Marke Bürgenstock Selection die drei Schweizer Hotelprojekte der Kataris: das Hotel Schweizerhof in Bern, das Hotel Royal Savoy in Lausanne und das Bürgenstock Resort auf dem Bürgenberg.

Schöpfer: Wir haben den Vorteil, dass unsere Investoren selber Hoteliers sind, dass sie selber in verschiedenen Ländern Hotels führen und mit der Materie vertraut sind. Das vereinfacht vieles und ist sehr hilfreich. Denn sie haben eine wichtige Funktion für den Schweizer Tourismus: Die Kataris haben über eine Milliarde Franken in den «Schweizerhof» in Bern, ins «Royal Savoy» in Lausanne und ins Bürgenstock Resort gesteckt. Die Bürgenstock Selection ist nun ein Leuchtturm für die Schweizer Hotellerie – und wir brauchen dringend solche Leuchtturmprojekte.

zentralplus: Böse Zungen sprechen vom Ausverkauf der Heimat in der Schweizer Tourismusbranche. Denken wir auch an das Investment von Yunfeng Gao in Luzern.

Schöpfer: Schweizer hatten 10 Jahre lang Zeit, um das Hoteldorf auf dem Bürgenstock zu kaufen, und Schweizer hätten auch das «Palace» in Luzern kaufen können, aber keiner hat die Gelegenheit wahrgenommen. – Schauen Sie: Früher investierten die Engländer, heute eher die Chinesen oder Inder. Ob in Paris, London oder in der Schweiz: Die Hotellerie war immer schon international und die Investoren werden immer international bleiben. Davon profitieren viele.

zentralplus: Zum Beispiel?

Schöpfer: In unserem Fall die Einwohner von Ennetbürgen, Stansstad oder Luzern, die auf dem Bürgenstock etwa chinesisch, japanisch oder indisch essen oder ein Wochenende in der Spa verbringen können. Bevor der Investor profitiert, profitiert der Konsument. Die Schweiz und ihr Tourismus sollten froh sein, dass es Investoren gibt, die hierzulande so viel Geld ausgeben.

«Jetzt geht es darum, die Betten zu füllen.»

zentralplus: Welches Projekt kommt für Sie als Nächstes?

Schöpfer: Für mich fängt die Arbeit erst richtig an. Jetzt geht es darum, die Betten zu füllen und die Hotels zu vermarkten. Nicht nur auf dem Bürgenstock, sondern auch im Schweizerhof in Bern und im Royal Savoy in Lausanne. Damit habe ich genug zu tun.

Das frisch eingeweihte Bürgenstock Hotel von aussen.

Das frisch eingeweihte Bürgenstock Hotel von aussen.

(Bild: les)

zentralplus: Vieles im Tourismus läuft heutzutage über elektronische Medien, über Internet. Wie wichtig sind persönliche Kontakte?

Schöpfer: Immer noch wichtig. Dass wir den Drei-Sterne-Koch Marc Haeberlin für eine Zusammenarbeit gewinnen konnten, ist einem persönlichen Kontakt zu verdanken. Wir haben uns 1978 im Alter von 23 Jahren in Asien kennengelernt und unsere Freundschaft aufrechterhalten. Er ist für mich mit seiner qualitätsorientierten und bodenständigen Art der «König der Chefs». Auch der Stararchitekt Matteo Thun, der das Waldhotel baut, ist ein persönlicher Kontakt – solche Leute können sich die Aufträge aussuchen. Aber …

zentralplus: … das hat nur am Rand mit der Vermarktung zu tun.

Schöpfer: Richtig. Für ein Hotel-Resort sind der Auftritt im Internet, die Vermarktung über elektronische Kanäle und soziale Medien von enormer Wichtigkeit – ich würde sogar sagen: kriegsentscheidend. Diesbezüglich müssen wir uns auf dem Bürgenstock verbessern, ich bin noch nicht zufrieden.

«Für ein Hotel-Resort ist der Auftritt im Internet kriegsentscheidend.»

zentralplus: Die Betreibergesellschaft Bürgenstock Selection sitzt in Zug: Finden Sie noch Platz …

Schöpfer: Wir transferieren immer mehr Leute auf den Bürgenstock. Ich stelle gern Mitarbeiter mit einer Karrierezukunft an und einige haben sie nun hier oben gefunden.

zentralplus: … ich wollte fragen, ob Sie beim Pendeln Platz in den überfüllten Zügen oder auf den verstopften Strassen finden.

Schöpfer: Das Pendeln ist für mich überhaupt kein Problem. Ich war früher zwischen Hongkong und San Francisco oder zwischen Mexico City und London unterwegs – jetzt  zwischen Zug und dem Bürgenstock. Ich telefoniere oft im Auto und erledige so Dinge. Nach Bern und Lausanne nehme ich aber immer den Zug.

zentralplus: Was schätzen Sie am Standort Zug?

Schöpfer: Für viele Firmen sind in Zug steuerliche Aspekte von Bedeutung, für uns nicht so sehr. Zentral sind zwei Punkte. Erstens: Zug ist sehr günstig zwischen den Hotelstandorten in Nidwalden, Bern und Lausanne und meinem Wohnort, Zürich und dem Flughafen gelegen. Der zweite Punkt ist fast noch wichtiger: Wir finden in Zug und der näheren Umgebung genügend qualifiziertes und motiviertes Personal für unser Geschäft.

«Ich finde es katastrophal, dass Zug nicht mehr für die Hotellerie tut.»

zentralplus: Wo gibt es Verbesserungspotenzial in Zug?

Schöpfer: Ich finde es katastrophal, dass Zug nicht mehr für die Hotellerie tut. Es gibt kein Fünfsterne-Haus, nach sechs Uhr Abends ist wenig los, was das Unterhaltungsangebot oder die Gastronomie angeht. Ich will damit nichts gegen das City Garden oder die anderen bestehenden Hotels sagen, die ihre Sache gut machen. Aber alle grösseren Zuger Firmen lassen ihre Gäste in Zürich wohnen. Es gab in den letzten Jahren viele private Anstrengungen, dies zu ändern. Ich selber hatte drei Hotelprojekte in Zug, aber an ihrer Stelle wurden überall Eigentumswohnungen gebaut. Es wäre mein dringender Wunsch, dass der eine oder andere Politiker endlich eingreifen würde, damit dieser Mangel behoben wird. So geben wir im Kanton Zug einfach das ganze Geschäft nach Zürich weg – das müsste eigentlich nicht sein. 

Wirtschaftsschwergewicht Bürgenstock nimmt Fahrt auf: von null auf hundert in nur drei Jahren

Für das Bürgenstock Resort hat die Betreibergesellschaft ambitiöse Ziele: Binnen dreier Jahre will Bruno H. Schöpfer in die Nähe der schwarzen Zahlen gelangen und aus den Einnahmen mindestens die laufenden Kosten und die Zinsen für die Kredite bezahlen können.

Insgesamt wurden auf dem Bürgenstock 550 Millionen investiert. Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics errechnete in einer Studie, dass das Resort nach einigen Saisons jährlich 140 Millionen Franken Bruttowertschöpfung generieren könnte. 100 Millionen Umsatz sollen im Resort anfallen, 40 Millionen Franken bei Zulieferern in der Zentralschweiz.

Zweitgrösster Arbeitgeber in Nidwalden

Das Bürgenstock Resort wird im Ende 2017 aus insgesamt vier Hotels in den Kategorien 3 bis 5 Sterne Superior bestehen – mit 383 Zimmern und Suiten. Daneben gibt es ein Gesundheitszentrum, 12 Restaurants und Bars, 67 Residence Suiten (Luxuswohnungen mit Hotelservice), ein 10’000 Quadratmeter grosses Spa und verschiedene Sport- und Freizeitanlagen.

Angesichts der Dimensionen ist klar, dass das Bürgenstock Resort ein wichtiger Arbeitgeber wird. Derzeit arbeiten 427 Leute im Hoteldorf, bis Anfang nächsten Jahres sollen 100 hinzukommen. In der Hochsaison sollen dereinst 800 Leute im Brot stehen, womit das Resort zum zweitgrössten Arbeitgeber im Kanton Nidwalden wird. Gemäss BAK Economics wurden und werden durch den Ausbau des Bürgenstock Resorts auch 300 zusätzliche Jobs bei Zulieferern geschaffen.

Weitere Bilder zum Resort finden Sie hier.

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