Schwindender Rückhalt

Bröckelt die Luzerner Fankultur?

Die durchschnittliche Zuschauerzahl pro Heimspiel liegt nur noch bei rund 10'700. Dabei bietet die Swissporarena 17'000 Plätze.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Letzter Tabellenrang, das drohende Aus für das Klublokal und nun noch die Einstellung des Luzerner «tschutti heftli»: Den FCL-Fans geht es derzeit mies. Wie gross ist die Krise in der Luzerner Fankultur?

Die schriftliche Kündigung des Fanlokals «Zone 5», das Einstellen des Magazins von «tschutti heftli» und die tiefsten Zuschauerzahlen bei den Heimspielen des FC Luzern seit die Swissporarena steht: Was ist los mit dem FCL und seinen Fans? Besonders die Kündigung des «Zone 5» (zentral+ berichtete) bringt die Beteiligten in eine nicht ganz einfache Situation. Bröckelt jetzt die Luzerner Fankultur?

«Nein, überhaupt nicht», sagt FCL-Sprecher René Baumann auf Anfrage. Von der Kündigung abgesehen laufe das «Zone 5» hervorragend. «Wir führen regelmässig Gespräche mit der Fanarbeit und den Fans. Alle Involvierten hoffen, dass es für das Fanlokal eine gute Lösung gibt», so Baumann. Es sei nun an der Zeit, Gespräche mit der Vermieterin zu führen. Denn: «Wir wollen natürlich, dass es weiterhin eine Anlaufstelle für die FCL-Fans gibt.»

Weniger Zuschauer

Doch die tiefsten Zuschauerzahlen seit dem Bau der Swissporarena vor drei Jahren sprechen Bände. Strömten in der Saison 2013/14 bei einem Heimspiel noch durchschnittlich 11’300 Fans ins Stadion, sind es während der aktuellen Spielzeit noch 10’700 Fussballbegeisterte. Budgetiert waren 11’500 Fans. Die sinkenden Zuschauerzahlen seien «eine schweizweite Tendenz», erklärt René Baumann. Beim FCL sei diese auf die schwindende Euphorie der Swissporarena zurückzuführen. «Zu Beginn wollte jeder mal im neuen Stadion ein Spiel des FC Luzern sehen – die Spiele waren ausverkauft.» Mittlerweile habe wohl einfach die «Neugier» etwas nachgelassen.

Von einer kriselnden Fankultur will man bei den Verantwortlichen also nichts wissen. Die Tendenz sei «keineswegs beängstigend. Soweit läuft die Arbeit mit den Fans sehr gut», sagt Baumann. Doch die sportlichen Misserfolge in der Super League stellen die Fans auf die Probe. Der FC Luzern trägt nach 14 Spielen noch immer die Schlusslaterne. Ein Sieg vor heimischem Publikum bleibt noch immer Träumerei.

45’000 Franken weniger pro Spiel

Das schlägt auch aufs Portemonnaie. «Selbstverständlich gibt es auch diese Saison wieder rote Zahlen», sagte FCL-Präsident Ruedi Stäger gegenüber zentral+. Alleine beim Ticketverkauf entgehen dem FCL aufgrund der tieferen Zuschauerzahlen 45’000 Franken pro Spiel. Hochgerechnet auf 18 Saisonspiele fehlen dem Fussballclub Ende der Saison somit eine Million Franken. «Es braucht wieder den sportlichen Erfolg, um auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein», so Stäger.

Nicht wirklich mit den Finanzen des FCL, sondern vielmehr mit dessen Fankultur hat das Einstellen des Magazins von «tschutti heftli» zu tun (zentral+ berichtete). Während acht Jahren versorgte eine ehrenamtliche Redaktion Fussballbegeisterte mit Hintergründen aus der Welt des Fussballs. Ende dieses Jahres soll die 22. und damit die letzte Ausgabe erscheinen.

Am Geld liegt es nicht. Vielmehr sei man «mehrmals daran gescheitert, die Redaktion zu erweitern», wie Redaktor Silvan Glanzmann erklärt. Mit den momentanen Ressourcen sei es aus Zeitgründen nicht möglich, das redaktionelle Heft regelmässig auf einem hohen Niveau, das den eigenen Ansprüchen genüge, zu realisieren. Direkt mit dem FCL hat das Magazin zwar nichts zu tun. Jedoch besteht die Redaktion unter anderem aus Fans und Fanarbeitern des FCL. Da stellt sich die Frage: Wo bleibt die Unterstützung aus den eigenen Reihen?

Ein FCL-Fan nimmt gegenüber zentral+ Stellung: «Momentan machen sich schon viele Gedanken, wie es mit der Zone 5 weiter geht.» Denn der Erfolg der Fanarbeit sei vor allem auf das Fanlokal zurückzuführen. Bezüglich der Fankultur sagt er: «Diese ist nicht schlechter geworden, sondern verändert sich immer wieder. Auch der Rückhalt der Fans zeigt in meinen Augen keine Schwächen.» In vielen Fällen stimmten die Vorstellungen der Fans nicht mit der Realität überein.

Für die sinkenden Zuschauerzahlen nennt der Fan folgende Gründe: «Zu hohe Ticketpreise, fanunfreundliche Anspielzeiten und eine charmlose Swissporarena.» Auch bei den Auswärtsspielen sei es schon so, dass es unterschiedlich viele FCL-Fans habe. «Die Anspielzeiten sind bei einem Auswärtsspiel natürlich noch unmöglicher, besonders wenn man weit anreisen muss.

«Schlechter konnte es kaum werden»

Ein Blick ins FCL-Forum zeigt jedenfalls, dass es derzeit an breitem Rückhalt fehlt. Viele stören sich unter anderem an der Kommunikation des FC Luzern. Ein User schreibt: «Wenn man sich vor Augen führt, was für amateurhafte Fehler – sowohl sportlich wie auch kommunikativ – gemacht wurden, fällt es schwer daran zu glauben, dass der FCL in absehbarer Zeit auch nur annähernd so etwas wie ‹super› werden könnte.» Ein weiterer User schreibt: «Im Vergleich zum letzten Jahr jedenfalls eine Verbesserung. Na gut, schlechter konnte es kaum werden.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von RaffiB
    RaffiB, 05.12.2014, 18:02 Uhr

    Dies ist mal ein Bericht, der zwar kritisch hinterfragt, aber auch etwas in die Tiefe geht und nach möglichen Antworten sucht. Nicht perfekt, aber endlich mal wieder eine Form von Medienvielfalt in Luzern bezüglich dieses Themas.. Auch wenn ich mit der Aussage «Den FCL-Fans geht es derzeit mies» alles andere als einverstanden bin.

    Krise?
    Es kommt natürlich drauf an, bis wie weit man den Kreis der «Fankultur» zieht. Aber hier mal einige Fakten, die eher das Bild abgeben, als sei die «Fankultur» die einzige feste Grösse beim FCL:
    1. Jubiläumsjahr der USL – 10 Jahre. Die USL hat auf diese Saison hin einen neuen Rekord bezüglich Mitgliederzahl aufzuweisen: Mehr als 500 Member!
    2. Unzählige Choreos zum Jubiläumsjahr.
    3. knapp 500 Auswärtsfahrende nach Schottland, erster Fan-Extraflug in der Geschichte des FCL. Organisiert alles selber von ehrenamtlichen Helfern, nicht alles via Reisebüro
    4. Eine Kurve, die sich mit der Stadt und Region identifiziert. Aktionen zu Ehren Emil Mansers oder früher schon Radio Müsli sind auch da Ausdruck davon.
    5. Die Zone läuft seit eh und je. Eine allfällige Nachfolgebeiz wird es sicherlich auch geben. Noch immer finden gut besuchte Anlässe, auch z.T. Konzerte statt.
    6. Der Zuschauerschnitt zeigt – wie üblich nach ein paar Jahren in einem neuen Stadion – wieder nach unten. Courant normal und nebenbei von vielen Fans nicht anders erwartet.
    7. Der Zuschauerschnitt liegt immer noch weit über jenem in der alten Allmend, die erst noch fanfreundlicher und mit mehr Charme ausgestattet war. Zudem gab’s da noch eine richtige Wurst und ein Eintritt kostete weniger als im überteuerten Denkmal für den selbstverliebten Stierli.
    8. Erst kürzlich kam eine neue Fan CD der Open Minded Riot Crew raus. Zudem wurde ein Shirt in Zusammenarbeit mit der 041 Crew herausgegeben.

    Zugegeben, es gibt auch sehr viele kritische Fans im Umfeld. Der erweiterte harte und treue Kern ist allerdings seit Jahren gleich gross und loyal. Erstmals stehen sie sogar grossmehrheitlich hinter der aktuellen Führung um Stäger und Frei oder sie sind zumindest nicht gross gegen die Herren.

    Klar, momentan fehlt der Erfolg und es könnte auch im Umfeld einiges perfekter laufen. Dies hat zum Einen mit Pech und Unvermögen zu tun, sicherlich aber auch mit dem Chaos, das permanent rund um den Verein herrscht. Und genau dieses Chaos kann man getrost den Herren in der Investoren-Holding und der Teppichetage im Maihof zuschreiben. Machtplayer und Egomanen sind da am Werk, nichts weiter im Sinn als sich selbst zu profilieren. Man hat einen Wasserkopf in der Verwaltung aufgebaut, der vor allem kostet und beseitigt trotzdem jahrelange Baustellen wie z.B. die Kommunikation nur ungenügend.
    Mit einem «Medienpartner», der täglich neue (äusserst peinliche) Giftpfeile vom Maihof in Richtung Allmend schiesst, ist der dauernd lodernde Flächenbrand schliesslich nichts als logisch..

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