Besuch des Thronfolgers im Historischen Museum

Britischer Prinz besucht Luzern: Wenn der Stapi sich in Schale wirft

Prinz Michael of Kent erhält von Stadtpräsident Beat Züsli ein Buch über Luzern als Geschenk.

(Bild: giw)

Extra für die Ausstellung über «Queen Victoria in der Schweiz» reiste ein Gast noblen Blutes nach Luzern: Der britische Prinz Michael of Kent besuchte den Ort, an dem seine Ururgrossmutter wieder Lebensmut fand. Er war sehr angetan – sowohl vom Historischen Museum als auch von der Stadt.

Am Tag der Arbeit beehrte ein Mitglied des englischen Königshauses die Stadt Luzern: Seine königliche Hoheit Prince Michael of Kent besichtigte die Ausstellung «Queen Victoria in der Schweiz» im Historischen Museum (zentralplus berichtete). Queen Victoria ist die Ururgrossmutter des Prinzen. Doch wer vermutet, Prince Michael of Kent könnte einst die Krone tragen, muss enttäuscht werden. Er steht derzeit an 46. Stelle in der Thronfolge des britischen Königshauses.

Eine Stadt nach aristokratem Geschmack

Er wird insgesamt drei Tage in Luzern verbringen – der Besuch findet in einem einfachen Rahmen und ohne Sicherheitspersonal statt. Die Medien wurden zwar über die Visite unterrichtet, jedoch nicht die breite Öffentlichkeit. So war auch keine Menschenmenge anwesend, als Michael of Kent das Museum gemeinsam mit Stadtpräsident Beat Züsli und weiteren Behördenmitgliedern sowie seiner privaten Sekretärin besichtigte.

Prinz Michael of Kent in der Ausstellung «Queen Victoria in der Schweiz» im Historischen Museum Luzern.

Prinz Michael of Kent in der Ausstellung «Queen Victoria in der Schweiz» im Historischen Museum Luzern.

(Bild: giw)

Der Prinz war sowohl von der Ausstellung über seine mächtige Ahnin als auch von der Stadt Luzern sehr angetan. Er war schon in der Schweiz, aber noch nie an den Gestaden der Reuss. Obwohl er laut dem offiziellen Protokoll der Royals nur ein Statement abgeben sollte, gab er gegenüber den Medienvertretern dennoch geduldig Auskunft. Und zeigte sich sehr wohlwollend: «Es ist eine wundervolle Stadt mit historischen Gebäuden. Luzern hat eine äusserst spezielle Atmosphäre, ein Geist der alten Welt liegt in ihr.» Insbesondere die Altstadt mit der Kapell- sowie der Spreuerbrücke habe es ihm sehr angetan. Der 73-Jährige sprach eloquent und in gewohnt nüchtern-britischer Manier.

Stadtpräsident Peter Züsli mit Ehefrau Kathrin Krammer.

Stadtpräsident Peter Züsli mit Ehefrau Kathrin Krammer.

(Bild: giw)

SP-Stadtpräsident hat keine Berührungsängste

Michael of Kent erinnerte während dem Gang durch das Historische Museum daran, dass seine Ururgrossmutter in einer schwierigen Phase ihres Lebens Luzern besuchte. «Sie war in einer depressiven Stimmung.» Doch in der Schweiz habe sie wieder Hoffnung gefasst und fühlte sich wieder lebendig, so Michael of Kent. «Sie malte und begann sogar zu tanzen», erzählt er während der Führung.

Zur Person des Prinzen

Prince Michael of Kent wurde 1942 als Sohn von Prince George Duke of Kent und Princess Marian of Greece geboren. Sein Vater war der vierte Sohn von König George V. Prince Michael of Kent ist somit ein Cousin der jetzigen Königin Elizabeth II. Neben zahlreichen offiziellen Anlässen im Auftrag des Köngishauses ist er als Berater tätig und hat enge Beziehungen zu Russland. Mit dem gestürzten russischen Zaren Nicholas II. ist er über seine Grossmutter verwandt. Prince Michael ist verheiratet mit der deutschen Baroness Marie-Christine von Reibnitz.

Der Luzerner Stadtpräsident, der in Schale und Krawatte gekleidet kam, wurde begleitet von seiner Gattin Kathrin Krammer. Die beiden empfingen den Gast mit blauem Blut offiziell und verbrachten eine Stunde mit ihm im Museum. «Unser Gast war sehr neugierig und ist gut unterrichtet über die Geschichte seiner Familie», so der Stadtpräsident.

Züsli findet den Zusammenhang zwischen dem Besuch von Victoria und dem späteren Tourismus-Boom in Luzern spannend. Derartige Empfänge seien sehr selten. Dass er als Sozialdemokrat am 1. Mai einem Aristokraten von altem Schrot und Korn den Hof macht, stört ihn nicht. «Ich glaube, das verträgt sich sehr gut miteinander. Ich gehe später übrigens noch ins Neubad feiern», schob Züsli nach. Als kleines Präsent übergab Züsli dem Besucher einen Stadtführer.

Buchautor holt Prinzen nach Luzern

Auch Peter Arengo-Jones, der das Buch «Queen Victoria in der Schweiz» schrieb und als ehemaliger Botschaftsrat der englischen Botschaft in der Schweiz gute Kontakte zum Königshaus pflegt, war vor Ort. Er stellte für die Veranstalter den Kontakt zum royalen Haushalt her. «Ohne ihn wäre das wohl nicht möglich gewesen», erklärte Alexandra Strobel, Leiterin Kommunikation und Marketing im Bildungs- und Kulturdepartement.

Buchautor von «Queen Victoria in der Schweiz», der Brite Peter Arengo-Jones.

Buchautor von «Queen Victoria in der Schweiz», der Brite Peter Arengo-Jones.

(Bild: giw)

«Was ist schon einfach im Leben», erwiderte Arengo-Jones schmunzelnd. Er selbst möchte seine Rolle nicht überbewerten: «Prinz Michael hat natürlich sofort zugesagt.» Arengo-Jones selbst kennt die Schweiz und Luzern sehr gut. Er habe bereits in den 50er-Jahren als Reporter über die Leuchtenstadt berichtet. Immer wieder ist der passionierte Ruderer für die Regatten am Rotsee hierhergekommen.

Intensives Programm

Nach einem kleinen Abstecher zur Spreuerbrücke geht es für den royalen Gast mit einem vollen Programm weiter. Prinz Michael wird am Dienstagabend im Hotel Schweizerhof gemeinsam mit Regierungsrat Reto Wyss, Prinz Philipp von und zu Liechtenstein, Jane Owen, der britischen Botschafterin für die Schweiz und Liechtenstein, sowie weiteren Gästen speisen.

Am Mittwoch hält Prinz Michael ebenfalls im Schweizerhof einen Vortrag über die Aquarelle von Queen Victoria, die es ihm sehr angetan haben. Auch die frühere Pension Wallis auf dem Gütsch, welche Queen Victoria während ihrem Schweizaufenthalt bewohnte, besichtigt er am Nachmittag. Anschliessend steht am Abend ein Konzertbesuch im KKL an. Spielen wird das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Juajo Mena. Als Abschluss seines Luzerner Aufenthalts steht ein Empfang in kleinem Rahmen an.

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