Attacke auf SVP

«Braun eingefärbte Rudelführer»

Hat das Sünneli einen Sonnenbrand? Ganz klar, sagt CVP-Grossstadtrat Thomas Gmür. (Bild: Montage, bra)

Dem Luzerner CVP-Grosstadtrat Thomas Gmür hat es den Nuggi rausgehauen: Nach einem fremdenfeindlichen Facebook-Post eines Tessiner SVP-Politkers holt er zum Rundumschlag aus. Die SVP sei Nährboden für Rassisten. SVP-Präsident Franz Grüter nimmt zu den Vorwürfen Stellung und startet die Gegenoffensive. 

Laute Empörung ist eigentlich nicht sein Ding. Thomas Gmür ist eher bekannt für einen gemässigten und ruhigen Ton. Aber dieses Mal lässt der CVP-Grossstadtrat und ehemaliger Präsident des Stadtparlaments seinem Ärger freien Lauf. Gmür platzt regelrecht der Kragen, nachdem ein Vertreter der Tessiner SVP derbe rassistische Äusserungen auf Facebook postet. Die Einträge sind inzwischen Sache der Tessiner Staatsanwaltschaft. Aber alles der Reihe nach. 

«Neger sollten verhungern.»

Tessiner SVP-Vertreter

Die ausländerfeindlichen Posts betrafen eine Diskussion über Empfängnisverhütung in Uganda. Gemäss «Blick» gab ein Tessiner SVP-Mann am vergangenen Samstag Zitate wie folgt zum Besten: «Nur eine Nichtregierungsorganisation kann glauben, dass sich die ‹Neger› haufenweise vermehren, weil sie keine Methoden der Empfängnisverhütung kennen.» Und: «Sie sollten alle in Afrika verhungern. Sie nahmen von 200 Millionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf eine Milliarde heute zu. Und nun müssen wir ihren Überfluss übernehmen. Hört zumindest auf, uns aus Mitleid grobe Unwahrheiten zu erzählen.» 

«Menschenverachtender Kotz»

Als Thomas Gmür am Dienstag den Artikel im «Blick» gelesen hatte, holte er auf Facebook zum verbalen Rundumschlag gegen die SVP aus: «Wer noch immer glaubt, die SVP sei eine Partei von heimattreuen, schollenverbundenen, vielleicht auch hinterwäldlerischen Schweizern, soll endlich erwachen.» 

«Die SVP hat ihre Daseinsberechtigung verloren.»

Thomas Gmür, CVP-Grossstadtrat

Und weiter: «In der grossen Herde dieser Partei hat es ach› so manchen braun eingefärbten Rudelführer, der unter dem Deckmantel der freien Meinungsäusserung jedwelchen fremdenfeindlichen, menschenverachtenden ‹Kotz› von sich geben kann.» In einer Demokratie wie der Schweiz habe diese Partei mit ihren «Hetzkampagnen» ihre Daseinsberechtigung verloren. «Und wenn man sie der extrem rechten Politik bezichtigt, kommt stets heuchlerisches Betroffenheitsgesülze.»

Braun eingefärbte Rudelführer? Gmür steht auch öffentlich zu seinen Aussagen. «Ich habe keine Bedenken, dies öffentlich kundzutun. In diesen Tagen, in denen sich Schreckensmeldungen zu Flüchtlingen dramatisch häufen, können Reaktionen von SVP-Politikern und anderen ausländerfeindlichen Gruppierungen nicht unwidersprochen bleiben», wie er gegenüber zentral+ sagt.

«Die SVP distanziert sich von rassistischen und diskriminierenden Äusserungen jeglicher Art.»

Franz Grüter, SVP-Präsident Kanton Luzern

«Es sind Einzelfälle»

Scharfe Worte an die Adresse der SVP also. Auf Anfrage antwortet der Luzerner SVP-Präsident Franz Grüter zu den Vorwürfen. Zuerst will er aber von den Aussagen des Tessiner SVP-Mitgliedes Abstand nehmen: «Es ist schade für die SVP, wenn es solche Einzelfälle gibt. Die SVP distanziert sich von rassistischen und diskriminierenden Äusserungen jeglicher Art.» Das Thema Flüchtlinge sei sensibel. Da könne man nicht einfach solche Äusserungen von sich geben.

«Man versucht, uns in eine braune Ecke zu drängen.»

Franz Grüter, SVP-Präsident Kanton Luzern

Dass die SVP speziell für rassistische Mitglieder in Pauschalverantwortung genommen werde, sei überdies keine Neuigkeit: «Es wiederholt sich alle vier Jahre und immer in der heissen Phase des Wahlkampfes. Man versucht, uns in eine braune Ecke zu drängen. Zudem wird uns oft vorgeworfen, das Thema Asyl und die Probleme die daraus entstehen, zu bewirtschaften.» Dass die SVP mit Kampagnen rassistische Äusserungen provozierte, weist Grüter zurück. «Das ist aus meiner Sicht billige Wahlkampf-Polemik. Im Gegenteil: Wir adressieren lediglich das Problem in voller Transparenz.»

Doch im Gegensatz zu anderen Parteien scheue sich die SVP auch in solchen Zeiten nicht, auf die Asylproblematik aufmerksam zu machen. «Unsere kantonale Initiative für eine bürgernahe Asylpolitik wurde übrigens von der CVP kritisiert. Ein Jahr später werden aber immer noch die Fakten ausgeblendet, dass 43 Gemeinden mit der Unterbringung von Flüchtlingen ein Problem haben.» Die SVP in eine braune Ecke zu drücken, sei ferner eine «verzweifelte Abwehrreaktion» der anderen Parteien.   

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Venanz Nobel
    Venanz Nobel, 02.09.2015, 22:38 Uhr

    Wie umschreibt man rhetorisch geschickt und intellektuell tönend den als rechtslastig bekannten Satz: «Das wird man wohl noch sagen dürfen»? Chapeau, Herr Franz Grüter, Sie haben es geschafft: «Wir adressieren lediglich das Problem in voller Transparenz».

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  • Profilfoto von Pirelli
    Pirelli, 02.09.2015, 17:19 Uhr

    … wenn eine Partei sich im Wochenrhythmus von unflätigen Äusserungen ebenso unflätiger Exponenten distanzieren muss, sollte sie sich vielleicht schon mal ein paar grundsätzliche Fragen stellen. Die SVP hetzt, wo sie nur kann – und zwar beileibe nicht nur gegen die «Fremden». Nein, auch wir Linken sind laut Blocher «unechte Schweizer, die Mühe haben mit dem Patriotismus», wenn wir nicht grad «Schweizauflöser» sind, die die «Schweiz an die EU verschachern wollen». Der Präsident Ihrer Jungpartei, Anian Liebrand, ritt gerade eine grosse Kampagne mit dem Titel: «Dass die Linken die Schweiz und ihre Traditionen hassen, ist schon lang klar»; und 2004 haben Sie alle Linken in einer schweizweiten Plakatkampagne als rote Ratten abgebildet (die Vorlage für das Bild stammte direkt aus dem «Stürmer», dort waren einfach die Juden die Ratten).
    Und dann stünde es Ihnen gut an, sich in den sozialen medien umzuschauen, wie denn ihre Basis sich so äussert. Ein paar Beispiele, extra für Sie:
    «Danke SP und Grüne, ihr sid die Beschte!! So Lüt ghöre usgschaffet! und zwas überem Atlantik 100 KM ir MItti vo gar nüt.»
    «Das hure roti und grüni Dreckspack…»
    «Die und alle rot-grünen Politiker sollte man zu tode steinigen!!!»
    «Sofort verhafte, das Gsindel und am beschte wärs, mer würd die grad chönne usschafe und in es Arbetslager nach Sibirie stecke! Pfui»
    —-
    DAS sind ihre Wähler. Und es erstaunt nicht, dass die so drauf sind, wenn auch die Parteileitung so ungeniert hetzt und diffamiert. Von Mörgeli, der einfach ein NPD-Meme übernimmt, um gegen die Einwanderer zu hetzen, schweigen wir jetzt mal genauso wie von Freysinger, der eine Reichskriegsflagge bei sich aufhängt, weil er sie schön findet.

    Herr Grüter, das hat nichts mit Wahlkampf zu tun. Ihre Partei benimmt sich äusserst unanständig und unschweizerisch. Die Kritik daran immer als «Bashing» abzutun, wie es Ihr Grosser Führer stets vorbetet, dient da kein bisschen. Anstelle des ewigen kindischen Sich-in-die-Opferrolle-Verkriechens, dass Sie so grossartig beherrschen, wären nun endlich ein wenig Selbstreflexion und vor allem nachhaltige Mässigung angezeigt.

    Die SVP spaltet mit ihrer ständigen Hetze die Schweiz – und von Demokratie hält sie auch nichts: Sie lässt interne Wahlen so oft wiederholen, bis das Ergebnis dem Chef passt, blockiert ausnahmslos alle vom Volk angenommenen Vorlagen, die ihr nicht in den Kram passen (um dann wieder ganz laut zu jammern, wenn ihre extremistischen Initiativen nicht im Wortlaut umgesetzt werden können), der Führer bezeichnet die harte Kommissionsarbeit (Rückgrat unserer Demokratie!) als Zeitverschwendung und haut feig mitten in der Legislatur ab, und Amstutz reagiert mit einem Wutanfall auf die Frage, ob er Bundesrat werden wolle – schliesslich kann er sich unmöglich vorstellen, sich an das Kollegialitätsprinzip zu halten, denn die anderen sind alle unfähig.

    Das ist Ihre SVP. Vergass ich was? Die Bargeldkoffer vielleicht? Den Umstand, dass sie auch dieses Jahr wieder viermal mehr Geld in den Wahlkampf stecken wird als alle anderen Parteien zusammen – und sich jeder Transparenz über die Gelder verweigert? Hmm. Wir freuen uns auf jeden Fall jetzt schon darauf, wenn vor den Wahlen an allen Bahnhöfen in sämtlichen Leuchtkästen ausschliesslich das SVP-Plakat rotiert – natürlich im Gleichschritt und wie 2011 in Schwarz-Weiss-Rot gehalten. Da sind Sie wirklich noch erstaunt, wenn man sich an unselige Zeiten erinnert? Ich meine, im Ernst?

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