Luzern: Unmut über Situation an Obergrundstrasse

Bodum-Villa: Manuela Jost verströmt Zuversicht

Zugebrettert und umwuchert wartet die Bodum-Villa an der Obergrundstrasse 99 auf ihr Schicksal.

(Bild: jwy)

Lassen manche Eigentümer ihre Häuser absichtlich verlottern, um an eine Neubaubewilligung zu kommen? Diese These stellte die Stadtluzerner SP in den Raum. Im Visier: Die beiden Bodum-Villen an der Obergrundstrasse. Deren Zustand bedauert die Luzerner Politik genauso wie die aktuelle Blockade in der Causa. Doch nun verströmt der Stadtrat einen Funken Hoffnung.

Das Dach ist mit einer Blache abgedeckt, das Grün bahnt sich seinen eigenen, wilden Weg, den Passanten blicken aufgesprayte Augen entgegen: Die beiden Villen an der Obergrundstrasse 99 und 101 in Luzern geben ein trostloses Bild ab.

Seit Jahren. Und seit Jahren sind die Liegenschaften im Eigentum der Bodum Invest AG ein Politikum. Diesen Donnerstag diskutierte – einmal mehr – das Luzerner Stadtparlament darüber.

Auslöser war eine Interpellation der SP-/Juso-Fraktion. Sie kritisierte den ihrer Ansicht nach fahrlässigen Umgang gewisser Grundeigentümer mit ihren Liegenschaften. Sie befürchtet dahinter eine besonders perfide Strategie: Weil in der Ortsbildschutzzone B ein Abriss nur bei statischen Problemen und einem wirtschaftlich unzumutbaren Aufwand erlaubt wird, würden manche Eigentümer eine entsprechende Verlotterung in Kauf nehmen oder gar aktiv beeinflussen, um zu einer «lukrativen Neubaubewilligung» zu gelangen. Als konkretes Beispiel wurden im Vorstoss unter anderem die zwei Villen an der Obergrundstrasse 99 und 101 genannt (zentralplus berichtete).

Einigkeit in einem Punkt

Der Stadtrat hat kürzlich eingeräumt, dass der Unterhalt der zwei Liegenschaften an der Obergrundstrasse tatsächlich vernachlässigt worden sei. «Leider nützt diese Erkenntnis in der Praxis nicht viel», konstatierte Cyrill Studer (SP) am Donnerstag ernüchtert. «Der Besitzer wird nicht in die Pflicht genommen, stattdessen muss sich eine Journalistin vor Gericht verantworten. Das ist frustrierend.»

«Ich bin zuversichtlich. Wir sind auf einem relativ guten Weg.»

Manuela Jost, Baudirektorin

Er spielte damit auf die Verhandlung gegen die ehemalige zentralplus-Redaktorin Jana Avanzini an, die diesen Dienstag vor Bezirksgericht stattfand. Ihr wird Hausfriedensbruch vorgeworfen, weil sie für eine Reportage die 2016 besetzte Bodum-Villa betreten hatte. Das Urteil dürfte nächste Woche vorliegen (zentralplus berichtete).

Kritik am Ton der SP

Die bürgerlichen Fraktionen kritisierten die Tonalität des Vorstosses des SP-/Juso-Fraktion. «Wir waren erstaunt über die Aggressivität», sagte Marcel Lingg (SVP). Ihn störten die Vorwürfe, wonach Besitzer mutmasslich Kulturgut zerstörten. «Man kriminalisiert Hausbesitzer voreilig», sagte er. Auch Laura Grüter Bachmann (FDP) monierte, dass die SP Hauseigentümer unter Generalverdacht stelle. Schwarze Schafe gebe es immer, aber: «Die Antwort des Stadtrates zeigt auf, dass es sich bei diesem Phänomen um Einzelfälle handelt.»

Dass der Zustand der Liegenschaften kein schöner ist, darüber war man sich im Grossen Stadtrat von links bis rechts einig. Eine tiefergehende Diskussion über die Ursachen mochte der Rat aber nur ansatzweise führen. «Wenn man die ganze Geschichte anschaut, ist es nicht so einfach, dass man nur Herrn Bodum die Schuld in die Schuhe schieben kann», sagte Andreas Felder (CVP).

Gespräch im Gang – wieder

Statt Sündenböcke suchen wollte das Parlament lieber vorwärts blicken: «Ich hoffe, dass im Interesse aller bald eine Lösung der Blockade gefunden werden kann – und wir heute das letzte Mal über die Bodum-Villa diskutieren müssen», sagte Felder.

Baudirektorin Manuela Jost (GLP) verlieh diesen Hoffnungen zumindest ein wenig Auftrieb. Zwar hielt sie fest, dass der Aufwand gross und die Situation nicht einfach sei. Aber: «Wir sind – wieder einmal – in guten Gesprächen mit dem Eigentümer und ich bin zuversichtlich. Wir sind auf einem relativ guten Weg.» Näher mochte sie sich über den aktuellen Stand der Dinge am Donnerstag nicht äussern.

Während für das Haus an der Obergrundstrasse 101 eine rechtskräftige Baubewilligung für den Umbau und die Sanierung vorliegt, war die Situation betreffend dem Gebäude 99 zuletzt blockiert. Bislang sind alle Gespräche zwischen Besitzer und Stadt gescheitert. Anwalt Reto Marbacher sagte im Namen des Eigentümers kürzlich: «Zu gegebener Zeit wird die Öffentlichkeit wahrnehmen und/oder den Medien mitgeteilt, was mit den Grundstücken geplant bzw. getan wird.»

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