Hammerlos: Zug 94 trifft im Cup auf den FC Basel

Bloss keine Wiederholung der Zuger 0:10-Niederlage

Den Fussballern von Zug 94 steht ein grosses Spiel bevor. Links im Bild Nicola Peter und Mirzet Mehidic, rechts Ruben Burkhard gegen den FC Bubendorf.

(Bild: Fotocollage zentralplus/Bilder: zVg)

Der grosse FC Basel tritt im Fussballcup auf Zug 94. Eigentlich ist klar: Ein Sieg liegt für das unterklassige Heimteam kaum im Bereich des Möglichen. Was eine brutale 0:10-Niederlage mit dem Spiel zu tun hat. Und wie der heutige Trainer Mark Adams mit seiner Mannschaft trotz des «Hammerlos» gewinnen will.

Mitte September kommt es in zug zu einer ungleichen fussballerischen Begegnung. Zug 94 trifft im Schweizer Cup auf keinen geringeren Gegner als den FC Basel – der Goliath unter den Schweizer Fussballmannschaften. Der Serienmeister dominiert die Super League seit Jahren nach Belieben: Kein Gegner konnte den Beppi in den letzten sieben Jahren auch nur annähernd das Wasser reichen. Seit 2010 wurden die Basler jedes Jahr Schweizermeister. Immerhin ist es mit dem letzten Cupsieg (2012) schon ein paar Jährchen her.

Geschichtsträchtige Affiche

Erst einmal in der Cup-Geschichte ist der FCB auf ein Team aus Zug getroffen. Die Begegnung liegt über 20 Jahre zurück und endete für die Zuger mit einer brutalen Ernüchterung: Gleich 0:10 verloren die Innerschweizer gegen den damaligen NLB-Club aus Basel.

Damals hiess der Club noch SC Zug. Dessen mit Abstand erfolgreichste Saison war 1984/85: Damals spielte die erste Mannschaft ihre einzige Saison in der Nationalliga A. Trainer war niemand Geringerer als der spätere Coach der National-Elf, Ottmar Hitzfeld. Zug 94 entstand 10 Jahre darauf aus der Fusion mit dem FC Zug.

Jetzt kommt die Mannschaft, in der unter anderem Taulant Xhaka, Davide Callà oder Renato Steffen spielen, also nach Zug – zu David. Denn die erste Mannschaft von Zug 94 spielt in der ersten Liga. Zwar dank dem Projekt Apollo (siehe Box unten) mit Ambitionen auf einen Aufstieg, aber immer noch drei Ligen unter dem FCB. Es ist also bereits jetzt eine kaum lösbare Aufgabe, die den Fussballern von Zug 94 bevorsteht.

Trotzdem freut man sich in Zug über das «Hammerlos», wie auf der Webseite der Zuger zu lesen ist. Im Gespräch mit zentralplus erklärt Trainer Mark Adams, warum die Zuger trotzdem gewinnen können und was der grosse deutsche Lyriker Bertolt Brecht damit zu tun hat.

zentralplus: Mit dem FCB treffen Sie in der zweiten Cup-Runde auf den grösstmöglichen Gegner. Die Affiche liest sich wie David gegen Goliath. Was ist das sportliche Ziel von Zug 94 gegen den Fussballriesen?

Mark Adams: (Überlegt lange) So lange wie möglich Widerstand zu leisten und nicht von Beginn weg einen Rückstand einzufahren. Wir haben zwar Respekt vor Basel, aber zu viel darf es nicht sein. Wir wollen mutig auftreten und konzentriert spielen. Wir sind sehr motiviert und werden kämpfen.

zentralplus: Die Niederlage gegen Basel ist schon vor dem Anpfiff fast sicher – dennoch freut man sich in Zug extrem und spricht von einem «Hammerlos». Warum?

Adams: Für die Spieler wird es eine riesige Chance sein, sich auf dem Platz gegen einen sehr starken Gegner zu präsentieren. Aber es wird nicht nur für die Spieler ein spezielles Erlebnis werden. Auch für den Verein, das Präsidium und den Vorstand wird es eine grosse Sache, wenn der FC Basel nach Zug kommt. Wir sind wie eine Familie hier und dementsprechend freuen sich auch alle miteinander auf diesen Tag.

«Wir wissen, dass wir einen Bombentag haben müssen und bei Basel gleichzeitig nicht alles rundlaufen darf.»
Mark Adams

Aber wir werden sicher nicht mit der Vorstellung auf den Platz gehen, dass wir das Spiel schon verloren haben. Wir wissen, dass wir einen Bombentag haben müssen und bei Basel gleichzeitig nicht alles rundlaufen darf. Aber dann haben wir eine Chance und wir werden sie nutzen.

zentralplus: Wie waren die Reaktionen auf die Auslosung?

Adams: Ich habe viele Reaktionen auf die Cup-Auslosung bekommen und eine hat mir besonders gefallen. Jemand hat mir ein Zitat von Bertolt Brecht geschickt: «Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.» Das passt sehr gut, finde ich. Wir werden alles geben und der Tag wird hoffentlich auch den Baslern in Erinnerung bleiben (lacht).

zentralplus: Was bleibt bis zum Anpfiff in gut vier Wochen zu tun?

Adams: Der Medienrummel ist momentan gross. Die Mannschaft muss trotzdem versuchen, fokussiert zu trainieren.

«Viele Spieler schauen zu Daniel Gygax hoch.»
Mark Adams

zentralplus: Mit Daniel Gygax spielt bei Zug 94 auch ein ehemaliger Internationaler. Was kann er den anderen Spielern in Vorbereitung auf das Cup-Spiel gegen Basel mitgeben?

Adams: Die Beziehung zwischen den Spielern ist sehr speziell. Ich habe viele junge Spieler im Team, einen Captain mit viel Erfahrung und eben Dani. Viele Spieler schauen zu ihm hoch. Er hat eine riesige Erfahrung und damit auch Einfluss auf das Team. Er hat viel erlebt und wird sein Wissen mit den jungen Spielern teilen.

zentralplus: Kann Gygax den Unterschied machen?

Adams: Er kann mit seinen Erfahrungen und seiner Persönlichkeit vieles beitragen, damit das Team erfolgreich sein kann.

zentralplus: Mit dem Projekt «Apollo» hat man sich zum Ziel gesetzt, den Fussball in Zug zu professionalisieren. Mit Gygax will man dem Ziel einen Schritt näher kommen. Inwiefern ist das Cup-Spiel gegen Basel ein weiterer Schritt in diese Richtung?

Adams: Als Trainer kann und will ich dazu nicht zu viel sagen. Ich trainiere Spieler, die in das Projekt involviert sind. Deshalb ist der Match sicher gute Publicity. Weiter möchte ich aber nicht gehen.

«Es ist eine riesige Kiste. Eben hat die Polizei angerufen, es braucht ein Sicherheitskonzept.»
Mark Adams

zentralplus: Basel kommt nach Zug. Was bedeutet das aus organisatorischer Perspektive?

Adams: Es ist eine riesige Kiste. Eben hat die Polizei angerufen, es braucht ein Sicherheitskonzept. Das SRF wird da sein und ab heute Abend wird es bei uns ein Gremium geben, das es nur für diesen Anlass gibt.

Das Projekt «Apollo»

Das Projekt «Apollo» ist ein Förderprojekt, das den Profifussball zurück nach Zug bringen will. Das bedeutet einerseits die Zugehörigkeit zur Challenge League und ein neues Stadion, aber auch die Förderung des Juniorenbereichs im Kanton Zug. Nach dem Motto «keep the Talents at home» versucht man, die jungen, aufstrebenden Talente in Zug zu behalten.

Präsident Jürg Knoblauch schätzt den Erfolg des Projekts gegenüber der «Neuen Zuger Zeitung» insbesondere im Juniorenbereich als schon sehr weit fortgeschritten ein: Mit dem Team Zugerland sei der Junioren-Spitzenfussball bei Zug 94 integriert und im Breitenfussball würden die A-, B- und C-Junioren in der höchsten Spielklasse spielen. Um die jungen, aufstrebenden Spieler in letzter Konsequenz in Zug behalten zu können, brauche es aber eine erste Mannschaft, die in der Challenge League spiele, sagte Knoblauch weiter. Davon ist Zug 94 trotz Gygax momentan noch zwei Ligen entfernt.

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