Menstruationstassen im Bahnhof Luzern?

Bloody Christmas: Es schneielet, es beielet, es blüetet

Baldachin – oder doch Menstruationstassen? Weihnachtsbeleuchtung im Luzerner Bahnhof. (Bild: zvg)

Güldene, überdimensionale Menstruationstassen schmücken die Luzerner Bahnhofshalle. Im Jahr des Frauenstreiks ein Zeichen der SBB für nachhaltige Menstruationsprodukte?

«Papa, was hängt denn da oben?» – «Ähm, weisst du, ähm … Wenn Mama und Papa sich ganz doll gerne haben, aber dabei verhüten, dann blutet die Mama einmal im Monat aus der Vagina. Und dann benutzt sie eine Menstruationstasse, damit das Blut nicht alles in der Unterhose landet.» – «Jä soo.»

Ein Gespräch, wie es diesen Advent bestimmt tausendfach im Bahnhof Luzern geführt wird. Schön wär's auf jeden Fall. Denn in luftiger Höhe hängt hier eine doch recht zweideutig-eindeutige Weihnachtsdekoration. Es sind offenbar riesige Menstruationstassen, die den Pendlerinnnen und Pendlern in der frostigen und dunklen Jahreszeit den Weg besinnlich erleuchten.

Alternative zu Tampons und Binden

Menstruationstassen? Mooncups, Ladycups, Diva Cups, Ruby Cups – sie erleben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Immer mehr Frauen, die sich keine gebleichten Watteteile einführen möchten, greifen auf die Alternative zu Tampons und Binden zurück. Auf die wiederverwendbaren, auswaschbaren Silikonkelche. Sie reduzieren den Abfall während des Zyklus, sollen ökologischer und zudem gesünder sein.

Eine mutige Aktion, das Tabu-Thema Menstruation und die nachhaltigen Produkte an einem solch präsenten Ort in Luzern in Szene zu setzen. Das findet bestimmt auch Micha Eicher, die sich in Luzern für eine Enttabuisierung des Zyklus einsetzt (zentralplus berichtete).

In den sozialen Medien jedenfalls wird ein Post der Plattform «Ladyplanet» zur Mens-Deko bereits rege geteilt und kommentiert:

SBB sind überrascht, aber nicht abgeneigt

Bei den SBB ist man erstaunt über die Interpretation der Weihnachtsdekoration im Luzerner Bahnhof, sollte diese doch eigentlich einen Baldachin darstellen, der mit einem Knoten zusammengebunden ist.

Die SBB setze sich zwar für Nachhaltigkeit ein, in erster Linie aber natürlich im Bereich der Mobilität. «Doch auch wenn es nicht beabsichtigt war: Wenn Assoziationen zu einem nachhaltigen Produkt in einem ganz anderen Bereich geweckt werden, haben wir nichts dagegen», sagt Mediensprecher Reto Schärli.

Fortschritte in Politik und Aufklärung

Allgemein hat das Thema Menstruation in diesem Jahr, befeuert durch den nationalen Frauenstreik, im öffentlichen Diskurs einen Aufschwung und eine Enttabuisierung erlebt. Am Streik wurde unter anderem die Luxussteuer auf Menstruationsprodukte kritisiert. 7,7 Prozent werden darauf erhoben – im Gegensatz zu den «lebenswichtigen Alltagsgütern» wie Schnittblumen oder Streumittel für Tiere. Für diese gilt der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent.

«Befremdlich», fand SP-Nationalrat Jacques-André Maire und reichte dieses Jahr eine Motion ein, die vom Nationalrat bereits durchgewunken wurde und nun noch die Zustimmung des Ständerats benötigt.

Auch ein Anlass der Arbeitsgruppe Sexualität der Luzerner Frauenstreiks wurde am 7. Oktober 2019 geradezu überrannt von interessierten Personen, die sich im Restaurant Parterre einen ganzen Abend lang über Hygieneprodukte, über die mangelnde Aufklärung von Mädchen und Männern, über Mensbeschwerden, über das Tabu in der Gesellschaft diskutierten.

Die SBB dürfte noch weiter gehen

Oft besprochen wurden an dem Abend auch die Werbungen für Menstruationsprodukte, die mit weissgekleideten, tanzenden Frauen und hellblauen Flüssigkeiten den Tabus nicht wirklich entgegenwirke und schon gar keine Aufklärung betreibe.

Da dürften die SBB gerne noch einen Schritt weiter gehen und als Weihnachtsgeschenk für die Frauenbewegung einen glitzernden, leuchtenden, überdimensionierten Bluttropfen in die Menstassen hängen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Michaela Häfliger
    Michaela Häfliger, 11.12.2019, 20:23 Uhr

    Was für ein komischer, irrelevanter Artikel… Man muss schon eine sehr schräge Phantasie haben, um von diesen Kronleuchtern auf Menstruationstassen zu schliessen…

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    • Profilfoto von Martin Uebersax
      Martin Uebersax, 11.12.2019, 21:16 Uhr

      Kann man so sehen. Doch nach welchen Kriterien entscheiden sie, was relevant ist? Und was qualifiziert sie dafür?

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