Erhalten Eritreer in der Schweiz zu Recht Asyl? Das wird immer wieder infrage gestellt – und soll laut Medienbereichten zu Vorurteilen gegenüber Eritreern führen. zentralplus-Praktikant Tahanur Abdelkader erlebt das in Luzern jedoch ganz anders.
Aus dem Alltag unseres zentralplus-Praktikanten
Vorurteile gegenüber Eritreern? In Luzern kaum zu spüren
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- Wie erlebt eIn Flüchtling Luzern?
Luzern ist zu uns Flüchtlingen sehr nett und hilfsbereit. Es gibt mehrere Stellen, die uns unterstützen, beispielsweise das Schweizerische Arbeiterhilfswerk bei der Stellensuche oder der Kanton bei der Wohnungssuche. Ich schätze es, hier leben zu dürfen. Auch die Regierung erlebe ich als sehr positiv gegenüber Flüchtlingen.
Aber wie ich aus mehreren Artikeln erfahren habe, gibt es auch Menschen mit Vorurteilen gegenüber Leuten aus meinem Heimatland Eritrea. Sie denken offenbar, dass wir nicht in der Schweiz leben sollten und kein Recht auf Asyl haben.
Wenn ich das höre, schüttle ich den Kopf. Für mich ist das unverständlich. Eritrea kennt keine Gesetze, keine demokratischen Wahlen, keine Bürgerrechte. Es gibt nicht genug Tinte und Papier, um all die Missstände in Eritrea zu dokumentieren. Das ist der Grund, wieso so viele Junge das Land verlassen.
Freundlich und aufgeschlossen
Ich bin sehr froh, dass ich in Luzern bisher nur positive Erfahrungen mache. Weder sehe noch höre ich von Vorurteilen, die andere mir gegenüber haben. In Grossdietwil, wo ich am Anfang lebte, sah ich jedoch ein Plakat, auf dem stand: «Wir sagen Nein zum Asylzentrum.» Es ging um das neue Heim in Fischbach. Wenn sich so viele Leute gegen ein neues Flüchtlingszentrum wehren, fühlt man sich nicht mehr so willkommen.
Mir fällt auch auf, dass sich im Bus oft niemand direkt neben mir hinsetzt. Da frage ich mich manchmal, aus welchem Grund das ist. Aber dass die Leute schlecht über mich oder andere Flüchtlinge reden, habe ich nie gehört. Mir ist auch nicht bekannt, dass andere Eritreer in Luzern negative oder rassistische Reaktionen erlebt haben. Deshalb ist es auch nie ein Gesprächsthema.
Im Gegenteil: Luzern hat nicht nur eine sehr attraktive Infrastruktur und alles, was es zum Leben braucht, sondern auch sehr freundliche und aufgeschlossene Einwohner. Vielleicht ist ein Grund dafür, dass Luzern so touristisch ist und man Menschen aus anderen Ländern gewöhnt ist. Für mich jedenfalls ist Luzern die beste Stadt – in der ich mein Leben neu beginnen konnte.
Es ist an der Zeit die Karten offen auf den Tisch zu legen. Die Flüchtlinge sind jetzt da in Europa, in der Schweiz und langfristig sogar in jedem Dorf, millionenfach und sie werden nicht mehr weggehen und vielfach ihre Grossfamilien nachziehen. Das ist die Situation im Jahr 2017 mit der sich alle auseinandersetzen müssen, ob man will oder nicht. Der finanzielle Aufwand wird gigantische Ausmasse annehmen. Alle sind gefordert, der Bund, die Gemeinden und die Städte.