Ein Leben für die Hüte
Caroline Felber ist seit Anbeginn ihrer beruflichen Tätigkeit selbständig. Sie führt die Hüte & Mützen GmbH, die an der Stiftstrasse «alles für den Kopf anbietet». Ihre Kreativität beweist sie auch in Corona-Zeiten: Sie hat Maultaschen – Gesichtsmasken aus Baumwollstoffen in unterschiedlichen Stoffmustern, massgeschneidert auf die Grösse des Gesichts – im Sortiment.
Eigentlich hätte sie Goldschmiedin, Dekorateurin oder Schneiderin werden wollen. Aber zu jener Zeit fand sich keine Lehrstelle. Den Traum, mit den Händen zu arbeiten, gab sie nicht auf und bot Bastelwaren auf dem Markt an. Bis sie aus Zufall auf eine deutsche Zeitschrift stiess, in der das Berufsbild der Modistin vorgestellt wurde.
Beim nächsten Marktbesuch schaute zufälligerweise ein Hutmacher am Stand vorbei und so fiel dann der Entscheid: Modistin wollte sie werden, ein Beruf, der heute Bekleidungsgestalterin mit Schwerpunkt Kopfbedeckung heisst.
Umzug nach Luzern
Mit null Franken stieg sie ins Geschäftsleben ein, denn, so meint sie schmunzelnd, «es gab keine Erbtante, die mir ein Vermächtnis machen wollte». Die Zahl der Kunden stieg, das kleine Atelier, das sie in Olten eröffnet hatte, wurden grösser und grösser. Bis sie den Beschluss fasste, die Stadt zu wechseln, nach Luzern zu kommen, zuerst an die Murbacherstrasse, dann an die Ecke Moosstrasse/Obergrundstrasse und vor sechs Jahren an die Stiftstrasse.
«Nein, reich wurde ich mit meinem Hutladen nicht», sagt sie. «Aber wer wie ich neue Materialien entdecken, die Phantasie ausleben oder Kunden beraten will, ist hier am richtigen Platz.» Das Publikum ist gemischt, alle Generationen gehören dazu. Denn die Hüte sind wieder im Trend. Waren vor 20 Jahren kaum Kunden unter 60 Jahre alt, so hat sich das massiv geändert. Dies zeigt sich auch in Warenhäusern, die Hüte prominent beim Eingang platzieren.
Männer mit Zigarren
Caroline Felber übt einen Frauenberuf aus. «Vor drei Generationen war er so populär wie der Beruf einer Coiffeuse», sagt sie und kommt auf ein Stück Kulturgeschichte zu sprechen. Sie beschreibt Bilder von Damen, die einst mit Riesenhüten und Federn durch die Welt zogen, der Film «Mord im Orientexpress» lässt grüssen. Und erwähnt Männer, die mit ihren Zylindern am Sonntag spazierten. Der Hut war ein Statussymbol, ähnlich wie die Zigarre.
Heute werden je zur Hälfte Frauen- und Männerhüte im Laden an der Hofkirche angeboten. Ebenfalls die Hälfte stammt aus der eigenen Produktion, der Rest kommt aus Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich. Am beliebtesten sind Hüte in England, was auf die Royals und die Pferderennen zurückzuführen ist. Auch andernorts gibt es Vorbilder. So hat der Westernhut von Popstar Madonna viele Nachahmerinnen gefunden.
Hilfe blieb nicht aus
Allerdings hat sich auch Corona auf das Hutgeschäft ausgewirkt. Der Lockdown hinterliess seine Spuren. Hätte es keine Kurzarbeitsentschädigung oder einen verständnisvollen Vermieter gegeben, wäre die Firma in echte Existenzprobleme geraten. Aber glücklicherweise blieb Hilfe nicht aus. Und Caroline Felber kann sich wieder an schönere Stunden zurückerinnern.
So an den KMU-Hauptpreis, den sie im Jahr 2007 von der freisinnigen Partei bekam. Das Dokument unterschrieben haben die damaligen Bundesräte Pascal Couchepin und Hans-Rudolf Merz sowie alt Parteipräsident Herbert Widmer. Und bei dieser Gelegenheit bekam der bekannte Hutträger Merz von der FDP ein Geschenk: einen Hut aus dem Luzerner Hutladen.
Womit bewiesen wäre, dass selbst im Bundeshaus die Kopfbedeckung ein Thema ist.