Derselbe Ablauf wie jedes Jahr?
Dieses Jahr wirft uns die Pandemie ein «Nein» vor die Füsse. Nein, es wird nicht dasselbe Vorgehen wie jedes Jahr sein. Aber aus dem störenden «Nein» zum Gewöhnlichen, kann ein gutes «Ja» werden. Gedanken von Florian Flohr, dem Leiter des Teams der Peterskapelle.
«The same procedure as every year» oder eben derselbe Ablauf wie jedes Jahr: Der Kernsatz aus dem berühmten Sylvester-Sketch «Dinner for one» gilt häufig auch für das Weihnachtsfest. Das meiste läuft nach jahrelang eingespielten Ritualen ab, in Familien, Geschäften und Betrieben, in Politik und Öffentlichkeit.
Ohne besondere Absprachen und Überlegungen wird abgespult, was an Weihnachten als normal gilt: Schenken, Feiern, Essen, Verwandtschaft und Freundschaften pflegen, Weihnachtsgrüsse schicken, in die Kirche gehen …
Nein
Dieses Jahr wirft uns die Pandemie ein «Nein» vor die Füsse. Nein, es wird nicht dasselbe Vorgehen wie jedes Jahr sein. Um die Gesundheit und das Leben der Mitmenschen zu schützen, dürfen wir nicht tun, was wir gewohnt sind. Das schmerzt, denn mit den Gewohnheiten sind auch viele Erinnerungen und positive Energien verbunden.
Allerdings kann dieses «Nein» auch heilsam sein. Es zwingt uns, über die Bedeutung von Weihnachten und den Sinn unserer Weihnachtsroutinen nachzudenken. Und ich fände es gut, wenn wir diese Gedanken nicht nur auf Ersatzlösungen für 2020 beschränken und dann auf möglichst normale Weihnachten 2021 hoffen.
Die Geschichte von dem Mann und der schwangeren Frau, die von der Besatzungsmacht zu einem weiten Weg gezwungen werden und in den üblichen Unterkünften keinen Platz mehr finden, vom Baby, das in einem Schafstall geboren wird, von einem Baby-Gott, der arme Hirten und fremde Gelehrte um sich schart, von Botschafterinnen, die Frieden verkünden, von der Familie mit dem Neugeborenen, die vor einem Gewaltherrscher flüchten muss – diese Geschichte von Menschlichkeit mitten in der Unmenschlichkeit bietet viele aktuelle Anknüpfungspunkte.
Ja
Aus dem störenden «Nein» zum Gewöhnlichen, kann ein gutes «Ja» werden. Ein Ja zu neuen Formen des Kontakts und der Begegnung, bei denen ich eine bewusste Auswahl treffe, wer mir wichtig ist. Ein Ja zur Entschleunigung – nicht nur an den Festtagen. Ein Ja zum Teilen mit denen, die auf der Schattenseite sind. Und was ist Ihr Weihnachts-Ja?
Die Kirchen versuchen, auf die neue Situation einzugehen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, allein oder im engen Familienkreis Weihnachten wirken zu lassen.
- Ein Besuch bei verschiedenen Krippen kann durch die Vielfalt der Deutungen und Zugänge zum eigenen Miterleben der Weihnachtsgeschichte anregen (Übersicht: www.kathluzern.ch/krippen).
- Kurzmeditationen und Stationenwege am Heiligabend sollen möglichst vielen Menschen einen Moment der Besinnung in den Kirchen bieten. (www.kathluzern.ch, www.reflu.ch).
- Die Kirchen unterstützen die Nachbarschaftshilfe (Einkaufen, Besorgungen) von Vicino (https://www.vicino-luzern.ch/, Quartierhilfe).
- Menschen geraten durch Corona in Not; die Kirchen unterstützen Hilfswerke und bitten um Spenden: für Sans-Papiers (www.sans-papiers.ch/luzern), für Sexarbeitende (www.verein-lisa.ch); für die Gassenarbeit (www.gassenarbeit.ch); für Armutsbetroffen (www.caritas-luzern.ch); für Menschen im Süden (www.fastenopfer.ch); für Kinder in Bethlehem (www.kinderhilfe-bethlehem.ch).
Schöne Weihnachten!
Mit diesem Beitrag schliesst der Weihnachtsblog ab. In 18 Beiträgen haben wir das lokale Gewerbe und die verbliebenen Weihnachtsanlässe unterstützt. Exponenten der Wirtschaftsverbände kamen zu Wort. Für uns gibt es in schwierigen Zeiten nur eines: den Blick vorwärts. In diesem Sinne wünschen wir allen schöne Weihnachten und einen guten Rutsch.
Albert Schwarzenbach, Projektleiter