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Winterwandern im Napfgebiet bei Hergiswil LU

Zwischen Kräutern, Käse und Skilift: Rundtour im Hinterland

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 473 m
  • 473 m
  • 11,3 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Blick zurück zur Lindenegg, im ersten Drittel der Wanderung. (Bild: hch)

Eine winterliche Wanderung führte uns von Hergiswil im Luzerner Hinterland über Kanzelsagen via Hübeli zurück zum Ausgangsort. Die gut dreistündige Tour hat nicht nur ein kaum bekanntes Skigebiet und eine sehenswerte Beiz zu bieten, sondern brachte auch unseren Begleiter «Rocky» zum Ermüden.

Wer wandert, kann etwas erleben, heisst es. Und man erfährt von neuen Themenwegen, müsste man ergänzen. So gibt es in der Schweiz beispielsweise einen «Flurnamenweg», einen «Schacher-Seppeli-Weg», einen «Wolfspfad» im Wallis (ausgerechnet!) oder in Obwalden einen «Älplermagronenweg». Und, nicht zu vergessen, und neu für uns, den «Milch-Kräuter-Käseweg». Dieser begleitete uns auf unserer Wanderung im luzernischen Hergiswil, wenn die zwölf Stationen des Weges auch erst das Ende unserer Tour ausmachten.

Rutschiger Start

Gestartet sind wir in der Dorfmitte bei der Kirche. Nach einigen Minuten auf der befestigten Strasse geht es bereits steil übers Land eine Treppe hoch. Etwas gar steil vielleicht, der rutschige Untergrund unter dem Neuschnee befördert auch schon ein erstes Opfer in den Schnee – der leichte Gülleduft soll uns an diesem Tag noch einige Zeit begleiten. Nach einer neuerlichen Strassenquerung folgen wir Rehspuren in Richtung Lindenegg, wo uns auf halber Strecke ein hübscher kleiner Hofladen erwartet.

Bei der Ober-Lindenegg geht es vorbei an einer Damhirschzucht, in der bis zu 85 Tiere leben, bis am Waldrand ein Rastplatz mit einer schönen Rundumsicht wartet. Der Schnee ist nun bereits knöcheltief, die Wanderung war aber auch ohne Schneeschuhe jederzeit gut machbar.

Wir folgen dem Weg durch den Wald und an Aussenunterskopf und einem etwas gar anhänglichen Appenzellerhund vorbei, bis der Wanderweg bei Schwand plötzlich wieder aufs Feld führt. Dies soll nicht das letzte Mal sein, dass der Weg von der Strasse wegführt, um kurz darauf wieder zurück zu münden. Nach dem zweiten Mal haben wir das System dann durchschaut und bleiben einfach auf der Strasse.

Zur Halbzeit ins Sagali

Vorbei an Kanzelsagen, geht es nun erstmal wieder talwärts. Hier gönnen wir uns im Restaurant Sagali eine verdiente Pause, denn kurz darauf brauchen wir wieder etwas mehr Energie – wie so häufig im Napfgebiet wechseln sich auch auf dieser Wanderung An- und Abstiege ab. Ob der Flurname daher rührt, dass jemand einst an der Kanzel des Pfarrers sägte, kann man uns hier aber auch nicht sagen. Wahrscheinlicher dürfte der Name mit einer Sägerei in Verbindung stehen.

Auf verschneiten Wegen und mit 200 Höhenmetern geht es danach zum höchsten Punkt der Wanderung bei Seeblen. Das Teilstück scheint auch dem mitlaufenden «Rocky» einiges abzuverlangen, seine Ausflüge in den Tiefschnee werden nun immer seltener.

Hübeli, das vergessene Skigebiet

Danach tauchen plötzlich die Masten eines Skilifts auf. Sechs Skigebiete mit 35 Liftanlagen gibt es im Kanton Luzern, glaubt man einschlägigen Websites wie Skiresort, jedoch keines in dieser Gegend. Wenn die Hinterländer noch eines Beweises bedurft hätten, dass ihre Region gerne mal vergessen geht, wäre er damit erbracht.

Dabei dürfte es sich beim Hübeli um das tiefstgelegene Skigebiet der Zentralschweiz handeln, der Bügellift beginnt auf 704 Metern über Meer (der Skilift von Holderbank AG als tiefstgelegener der Schweiz startet auf 425 Metern). Dieses Jahr jedenfalls dürfte der 1980 errichtete Hübeli-Skilift mit dem Spitznamen «Immergrün» wieder in Betrieb gehen, wir mussten bei unserem Abstieg die bereits weitgehend präparierte Piste zweimal queren.

Entlang des Themenweges

Via Opfersei führt der Wanderweg in Hübeli zwischen frisch zersägten Baumstämmen der Änziwigger entlang, wo der Bach später zusammen mit der Buechwigger die Wigger bilden wird. Bei der schönen Feuerstelle beginnt hier auch der «Milch-Kräuter-Käseweg». Auf dem rund drei Kilometer langen Flachstück bis zum Dorfkern von Hergiswil wird an insgesamt zwölf Stationen zum Thema informiert. Über dem Bach ziehen am späteren Nachmittag schon wieder erste Nebelschwaden auf, wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor dem frühen Sonnenuntergang zurück zum Ausgangspunkt der abwechslungsreichen Wanderung.

Fazit: eine schöne, ganzjährig begehbare Winterwanderung abseits der Massen. Die ausreichend markierte Strecke benötigt bei Neuschnee etwas Kondition. Einkehrmöglichkeiten bestehen unterwegs und in Hergiswil.

Distanz: 11,3 km
Schwierigkeit: T1
Wanderzeit: 3.20 Stunden
Höhendifferenz: 473 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 648/911 m ü. Meer
Route: Hergiswil bei Willisau (Steinacher) 648 m ü. Meer – Lindenegg 837 – Unders-Chapf 840 – Kanzelsagen (Sagali) 703 – Ober-Fluh 860 – Seeblenschür 910 – Opfersei 715 – Hübeli 704 – Hergiswil.
Anreise: Mit den SBB bis Willisau, danach Bus 272 bis Hergiswil Dorf. Autofahrer finden am Steinacher ausreichend Parkplätze.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Nelly Rosenberg
    Nelly Rosenberg, 24.12.2022, 09:09 Uhr

    Mich würde intressieren, wie lange man auf geteerten Strassen gewandert werden muss. Das ist sehr unangenehm.

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